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Weniger Stundenlohn und auslaufender Kündigungsschutz? Das droht Paketzustellern der Deutschen Post

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Die Deutsche Post AG soll mit ihrer Billigtochter Delivery zusammengelegt werden. Post-Mitarbeitern droht dann unter anderem weniger Lohn.
Die Deutsche Post AG soll mit ihrer Billigtochter Delivery zusammengelegt werden. Post-Mitarbeitern droht dann unter anderem weniger Lohn. © dpa / Daniel Bockwoldt

Die Deutsche Post will die Post AG mit ihrer Billigtochter, dem Zustellbetrieb Delivery, zusammenlegen. Für Post-Mitarbeiter könnten sich die Arbeitsbedingungen deshalb bald verschlechtern.

Bonn - Zahlreicher Proteste zum Trotz will der Deutsche Post-Konzern die beiden Betriebe Post AG und Delivery zusammenlegen. Außerdem soll die Verwaltungsarbeit in den Niederlassungen gekürzt und von zehn Standorten sogar komplett abgezogen werden. Dadurch werden insgesamt einige Hundert Stellen eingespart. 

Die Veränderungen sind Teil eines umfassenden Sparprogramms von Konzernchef Frank Appel, der den Gewinn der Brief- und Paketsparte um eine halbe Millionen Euro erhöhen möchte, berichtet welt.de. Bereits zum 1. April sollen nach Informationen des Nachrichtenportals Delivery und die Post AG nun zusammengelegt werden. Zu Beginn der vergangenen Woche war ein sogenanntes Einigungsstellenverfahren vor dem Düsseldorfer Landgericht gescheitert. Die Gewerkschaften und der Konzernbetriebsrat der Post versuchten in dem Verfahren, bei der Zusammenlegung gleichen Lohn für gleiche Arbeit durchzusetzen. Es konnte aber keine Einigung erzielt werden. 

Konzernchef Frank Appel ordnete die Zusammenlegung von Post und Delivery an

Post-Chef Appel ordnete nun die Umsetzung der Zusammenlegung an. Der Konzern betonte, es sei „den geltenden Regelungen entsprechend“ möglich, in der Paketzustellung gemeinsame Betriebe zwischen der Deutschen Post AG und den Tochtergesellschaften der DHL Delivery einzurichten. „Derzeit ist allerdings noch nicht entschieden, wann eine solche Betriebsorganisation umgesetzt wird“, gab ein Sprecher bekannt. 

Die Post begibt sich damit auf bisher unbekanntes Terrain: Künftig werden Paketboten aus zwei völlig unterschiedlichen Arbeits- und Lohnwelten direkt nebeneinander arbeiten. Den Mitarbeitern der Deutschen Post AG, die nach dem Haustarifvertrag angestellt sind und vergleichsweise gut bezahlt werden, stehen dann rund 13.000 Beschäftigte der Tochterfirma Delivery gegenüber. Letztere stellen täglich mehr als eine Millionen Pakete zu. 

Die Delivery-Beschäftigten bekommen rund ein Viertel weniger Lohn als Post-Mitarbeiter

Die bislang 46 Delivery-Regionalfirmen zahlen laut welt.de gemäß dem Tarif des Logistikgewerbes. Durchschnittlich bekommen diese Beschäftigten rund ein Viertel weniger Lohn als ihre Konzernkollegen. Ein typischer Stundenlohn sind etwa zwölf Euro. Die Delivery-Angestellten arbeiten zudem eineinhalb Stunden mehr pro Woche, haben weniger Pausen und erhalten geringere Sozialleistungen. 

„Diese Ungleichheit wird zu Unmut unter den Beschäftigten führen“, prophezeite Christina Dahlhaus, Bundesvorsitzende der Fachgewerkschaft DPVKOM, gegenüber welt.de. Die Gewerkschafts-Chefin fordert, dass die Delivery-Angestellten in den Tarifvertrag der Post AG aufgenommen werden sollen. Weil die Unterschiede im Arbeitsalltag groß sind, ist die Befürchtung von Ärger unter den Postmitarbeitern durchaus berechtigt. 

Unterschiede zwischen Post-AG und Delivery sind im Berufsalltag bemerkbar

Noch ein paar Wochen lang arbeiten die beiden Zustellunternehmen strikt getrennt. Ob bei Fahrzeugen, der Berufskleidung oder den Pausenräumen: Im Arbeitsalltag sind die Grenzen zwischen der Post-AG und Delivery überall bemerkbar. 

Wenn die bundesweit 46 Delivery-Regionalgesellschaften zum April in die Niederlassungen der Deutschen Post integriert werden, fällt einiges an Verwaltungsarbeit weg. Künftig wird ein Standortmanagement das gesamte Personal einteilen, Vertretungspläne bei Krankheit oder Urlaub organisieren oder Touren planen. Der daraus entstehende Abbau von Arbeitsplätzen erfolgt laut welt.de vorerst über Abfindungsangebote. Betriebsbedingte Kündigungen sind zumindest für die Mitarbeiter der Post AG aufgrund einer Klausel im Tarifvertrag anscheinend ausgeschlossen. 

Der Postkonzern verhandelt wohl über den Kündigungsschutz

Nach Informationen von welt.de verhandelt der Postkonzern jedoch derzeit offenbar mit Arbeitnehmervertretern darüber, ob der Kündigungsschutz auslaufen wird. Die Gewerkschaften fürchten nun, dass die Konditionen insgesamt an das Niveau der Delivery-Firmen angepasst werden sollen. Neueinstellungen von Paketboten erfolgen zurzeit ohnehin nur zu den Konditionen der Billigtochterfirma. Laut welt.de hat Post-Chef Appel vorgeschlagen, die Delivery-Angestellten in den Haustarifvertrag der Post AG einzubeziehen. Dies müsse aber „kostenneutral“ geschehen, was wiederum bedeuten könnte, dass die Tarifangestellten sich auf Einbußen einstellen müssen. 

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