Mehr Gäste, weniger Fachkräfte

Aktuelle Herbst-Umfrage des Tourismusverbands Inn-Salzach: Fachkräftemangel stellt Branche vor neue Herausforderungen
Fröhliche Gäste auf den Terrassen der Biergärten, belegte Hotelzimmer, gut gebuchte Ferienwohnungen – lange haben sich die Tourismusbetriebe in der Region Inn-Salzach genau das zurückgewünscht. Die Tourismuswirtschaft zwischen Inn und Salzach hatte in den Jahren vor der Pandemie stetig zugelegt, bis sie durch Corona jäh ausgebremst wurde. Die auferlegten Einschränkungen trafen Hoteliers und Gastronomen, Fremdenführer und Freizeitbetriebe so hart wie kaum eine andere Branche. Auch wenn sich mittlerweile Entspannung abzeichnet und die Zahl der Übernachtungen wieder steigt – von Normalität sind die meisten Betriebe noch weit entfernt. Das ist vor allem dem Fachkräftemangel geschuldet, der für die Touristiker zum immer brennenderen Problem wird. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Tourismusverbands Inn-Salzach.

Im Oktober hat der Verband gemeinsam mit den regionalen Kreisverbänden des DEHOGA, Urlaub auf dem Bauernhof sowie dem Bauernland Inn-Salzach verschiedene Akteure aus der Tourismusbranche zu ihrer Situation befragt. Rund 100 Tourismuspartner – angesprochen waren Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe, Freizeitbetriebe, Einzelhandel, Direktvermarkter, Touristinfos und weitere Akteure – nahmen an der Umfrage teil. Die Ergebnisse zeichnen ein aktuelles Stimmungsbild der Branche. Und die zeigt sich allgemein recht zufrieden mit der Sommersaison 2021: Fast 70 Prozent der Befragten beurteilen die vergangenen Sommermonate als gut. Ein Ergebnis, das sich aktuell in den Übernachtungszahlen niederschlägt, die im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind.
Mehr Lohn für qualifizierte Arbeitskräfte
Gleichwohl hat die Tourismusbranche derzeit schwer zu kämpfen, was sich vor allem auf den Fachkräftemangel zurückführen lässt. Viele Mitarbeiter in Gastronomie und Hotellerie, die während der Pandemie in Kurzarbeit geschickt wurden, haben sich mittlerweile Jobs in anderen Branchen gesucht.

Mitarbeiter zurückzugewinnen, die sich während der Pandemie beruflich umorientiert haben, oder neue Mitarbeiter zu werben, ist problematisch: In der Umfrage berichten 80 Prozent der Unternehmer, die auf Angestellte angewiesen sind, dass es für sie schwer ist, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Lediglich 20 Prozent haben damit keine Schwierigkeiten.
Und das, obwohl die Betriebe durchaus bereit wären, mehr Lohn zu bezahlen: So geben in der Umfrage 87 Prozent der Befragten an, qualifizierte Arbeitskräfte besser bezahlen zu wollen. Dazu passt, dass mit 97 Prozent nahezu alle der Befragten angeben, zufrieden mit ihren Mitarbeitern zu sein. Dabei liegt bei 56 Prozent der Umfrage-Teilnehmer, die Angestellte haben, der Anteil an Festanstellungen bei maximal 50 Prozent.
Nur noch wenige Ausbildungsbetriebe
Dass sich die Mitarbeitersuche im Tourismus so schwierig gestaltet, könnte an den eher unattraktiven Arbeitszeiten in der Branche liegen. So lehnen es 49 Prozent der Befragten ab, neue Arbeitszeitmodelle für qualifizierte Mitarbeiter anzubieten. 51 Prozent der Umfrage-Teilnehmer können sich das hingegen gut vorstellen.
Ein weiterer Grund für den wachsenden Fachkräftemangel ist offenbar die sinkende Bereitschaft der Betriebe, selbst für qualifizierten Nachwuchs in der Tourismusbranche zu sorgen: Nur knapp 20 Prozent der Befragten gaben an, selbst Ausbildungsbetrieb zu sein. 80 Prozent verzichten darauf, Fachkräfte selbst auszubilden.
Abgesehen von der Corona-Krise ist der Mangel an Fachkräften vor allem auf die ungünstigen Rahmen- und Arbeitsbedingungen im Tourismus zurückzuführen. Ein unterdurchschnittliches Lohnniveau, Saisonarbeit, Schichtdienst, fehlende oder geringe Aufstiegs- und Entwicklungschancen für MitarbeiterInnen, schlechte Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf (Work-Life-Balance) und abgelegene Arbeitsorte ohne ÖPNV-Anbindung tragen zu einer negativen Außenwahrnehmung der Branche bei und erschweren für Arbeitgeber die Gewinnung von qualifiziertem Personal.
Vernetzung von Wirtschaft und Tourismus
Nicht nur touristische Betriebe wie Hotellerie und Gastronomie sind hier gefordert. Vielmehr geht es um eine umfassende Sicht, die auch kommunale Strukturen, Zulieferbetriebe, Einzelhändler, Landwirte oder Mobilitätsanbieter betrifft. Nicht zuletzt ist es erforderlich, dass sich Wirtschaft und Tourismus in Sachen Standortmarketing besser vernetzen. Denn neben einem festen Arbeitsplatz oder einem attraktiven Gehalt zählen für die Fachkräftegewinnung und -bindung auch die Attraktivität der Region. Wer da mit einem hohen Freizeitwert, einem reichen Kulturleben und familienfreundlichen Angeboten am Standort punkten kann, ist klar im Vorteil.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Vernetzung der touristischen Akteure untereinander. „Die Vernetzung der Betriebe weiterhin zu erhalten und zu fördern“, geht als Wunsch der Umfrageteilnehmer an den Tourismusverband hervor. In Planung sind „Schnuppertage“ für MitarbeiterInnen und Auszubildende. Bei einem Blick hinter die Kulissen sollen sie den Arbeitsalltag branchengleicher Betriebe, aber auch besonders innovative Ansätze anderer touristischer Akteure kennenlernen. „Gemeinsam an einem Strang ziehen“, lautet die Devise. Insgesamt 41 Prozent der Befragten sind bereit, solche Schnuppertage anzubieten und sich über die Schulter schauen zu lassen.
Übernachtungs- und Ankunftszahlen steigen wieder
Hoffnungsschimmer am Horizont für die coronagebeutelten Beherbergungsbetriebe in der Region Inn-Salzach: Im September 2021 sind sowohl die Übernachtungs- als auch die Ankunftszahlen deutlich gestiegen. Im Vergleich zum September 2020 lag die Zahl der Übernachtungen um 25,1 Prozent höher, die Zahl der Ankünfte um 29,6 Prozent. Bei den Ankünften liegt die Region Inn-Salzach deutlich über dem bayernweiten (15,5 Prozent) und oberbayernweiten (22,6 Prozent) Durchschnitt. Ebenso bei den Übernachtungen: Sie haben bayernweit um 12,3 Prozent und im gesamten Oberbayern um 15,7 Prozent zugenommen.
Verglichen mit den Zahlen vor der Pandemie zeigt sich, dass 2021 wieder nahezu dieselbe Auslastung erreicht wurde wie 2019: So wurden im September 2019 insgesamt 47 179 Übernachtungen registriert. Im September 2021 waren es bereits wieder 41 689. Eine steigende Tendenz lässt sich auch bei der Aufenthaltsdauer in der Region feststellen: Lag sie im September 2019 noch bei 2,1 Tagen sind es in diesem Jahr bereits 2,3 Tage, die Reisende in der Region verbringen.
Auszug aus den Umfrageergebnissen
Ist es einfach für Sie, qualifizierte Mitarbeiter*innen zu finden?
20% JA
80% NEIN
Wären Sie bereit, neue Arbeitszeitmodelle für qualifizierte Mitarbeiter*innen zu generieren?
50,5% JA
49,5% NEIN
Sind Sie ein Ausbildungsbetrieb?
20% JA
80% NEIN
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