Interview
Wirtschaftsminister Aiwanger über Brenner-Nordzulauf: „Da darf Geld keine Rolle spielen“
- VonAnton Maierschließen
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) war zu Besuch auf der Rosenheimer Wiesn. Für die OVB-Heimatzeitungen nahm er sich Zeit für ein Gespräch über das Streitthema Brenner-Nordzulauf, über das regionale „Sorgenkind“ Kathrein und über die bayerische Wirtschaft.
Rosenheim – Das Herbstfest zieht immer wieder auch Prominenz an, zuletzt war Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) zu Besuch auf der Rosenheimer Wiesn. Keineswegs das erste Mal, wie er auf der Bühne der Musikkapelle schilderte. Für die OVB-Heimatzeitungen nahm er sich Zeit für ein Gespräch über das Streitthema Brenner-Nordzulauf, über das regionale „Sorgenkind“ Kathrein und über die bayerische Wirtschaft, die derzeit etwas schwächelt und nur geringes Wachstum erwarten lässt.
Hubert Aiwanger: Es gibt Prognosen zum Güterschienenverkehr, die eindeutig dafür sprechen, dass wir eine Neubautrasse benötigen. Darauf müssen wir uns wohl einstellen. Wichtig ist dabei, dass wir auf eine möglichst lange Untertunnelung der Trasse setzen. An der Stelle darf dann auch das Geld keine Rolle spielen. Da ist die Landschaft zu schützen und ist der Mensch zu schützen. Wenn eine Neubautrasse geplant wird, dann weitestgehend unter der Erde.
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Aiwanger: Hierzu gibt es widersprüchliche Aussagen der Experten. Ich denke jedoch, wir müssen uns auf das Szenario vorbereiten, dass der Güterverkehr auf der Schiene in den kommenden Jahrzehnten deutlich ansteigen wird und die bestehende Trasse dafür nicht ausreicht.
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Aiwanger: Das ist natürlich äußerst bedauerlich. Ich habe den früheren Chef Prof. Dr. Anton Kathrein persönlich gekannt, er war ein innovativer und sehr umtriebiger Unternehmer. Leider ist es offenbar aus betrieblichen Gründen nicht möglich, dass das Unternehmen eigenständig weitergeführt wird. Sehr schade, aber leider nicht zu ändern. Wir müssen vorwärts schauen.
Aiwanger: Da ist schon etwas dran. Bisher war es ein großer Vorteil des Standorts Bayern, dass wir mit Autoexporten viel Geld verdient haben. Aber natürlich ist es immer ein Risiko, wenn man zu sehr auf einem Standbein steht. Man denke nur an die Rhein-Ruhr-Gegend, wo man vor allem auf die Stahl- und Kohleindustrie gesetzt hat. Diese Industriezweige sind dann von anderen überholt worden, was zu großen Problemen geführt hat und manche Gegenden in ein Armutsloch gestürzt hat. Diese Gefahr sehe ich für Bayern nicht. Wir sind nicht so einseitig auf die Automobilindustrie aufgestellt und Auto wird auch in Zukunft gefahren werden. Aber wir müssen heute das Auto von morgen entwickeln und produzieren.
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Aiwanger: Meine Zuversicht hält sich derzeit ehrlich gesagt noch in Grenzen. Und genau deshalb will ich jetzt in diesem Bereich anschieben und politische Unterstützung leisten, zum Beispiel durch entsprechende Forschungsmittel. Ich sehe vor allem den Wasserstoffantrieb als zukunftsweisend, auf diesen müssen wir meiner Meinung im Automobilbau setzen. Ein Ziel ist daher, dass wir in Bayern in den kommenden Jahren rund 100 Wasserstoff-Tankstellen haben, pro Landkreis mindestens eine. Der Bürger soll auch tanken können, wenn er sich ein Auto mit Wasserstoffantrieb kauft. Wir tun hier als Staatsregierung, was wir können. Ich erwarte daher auch von der Autoindustrie sehr ernsthaft, dass sie diesen Zug nicht verschläft und mitzieht.