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Russland-Sanktionen zeigen Wirkung - Jetzt stockt auch der Panzer-Nachschub

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Von: Lisa Mayerhofer

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Ukraine-Krieg - Militärparade in Moskau
Das von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik über AP veröffentlichte Pool-Foto zeigt Wladimir Putin, Präsident von Russland, der im Rahmen der Militärparade zum «Tag des Sieges» auf dem Roten Platz in Moskau eine Rede hält. © Mikhail Metzel/dpa

Die westlichen Sanktionen bringen den Kreml unter Druck. Nun gehen Präsident Wladimir Putin offenbar auch Panzer und Raketen aus.

Moskau – Der Krieg in der Ukraine dauert weiter an. Die zahlreichen Sanktionen, die der Westen gegen Russland verhängt hat, scheinen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin bislang noch nichts anzuhaben. Auch die Kriegskasse Russlands ist noch nicht so leer, wie erhofft.

Ukraine-Krieg: Russische Panzer mit Halbleitern aus Kühlschränken

Trotzdem verläuft der Ukraine-Krieg wohl nicht so wie von der russischen Führung geplant: Putin mag bislang zwar vielleicht kein Geldproblem haben, aber die Sanktionen scheinen bei der russischen Militärausrüstung trotzdem Wirkung zu zeigen. US-Handelsministerin Gina Raimondo sagte laut Washington Post im Mai in einer US-Senatsanhörung, dass bei Teilen der russischen Militärausrüstung Halbleiter aus Kühlschränken und Geschirrspülern zum Einsatz kommen.

Raimondo bezog sich in ihrem Bericht auf ukrainische Beamte, die ihr erzählten, dass sie bei erbeuteten russischen Panzern Teile von Kühlschränken, Handels- und Industriemaschinen gefunden hätten. Diese sollten offenbar andere, nicht verfügbare Komponenten ersetzen, sagte eine Sprecherin des Handelsministeriums laut der Washington Post.

Ukraine News: Russland ist auf Halbleiter aus dem Ausland angewiesen

Der US-Handelsministerin zufolge seien die Technologieexporte der USA nach Russland seit Sanktionsbeginn Ende Februar um fast 70 Prozent zurückgegangen. „Unser Ansatz war es, Russland von Technologien abzuschneiden, um ihre Fähigkeit, eine militärische Operation fortzusetzen, einzuschränken. Und das ist genau das, was wir tun“, sagte sie laut der Zeitung.

Zwei russische Panzerhersteller hätten schon wegen fehlender Komponenten ihre Produktion einstellen müssen, hieß es weiter. Tatsächlich ist Russland bei Halbleitern und Chips, die auch in der Produktion von militärischen Fahrzeugen eine wichtige Rolle spielen, auf Importe angewiesen.

Doch die US-Sanktionen verlangen von allen Halbleiter-Unternehmen weltweit, die Lieferung nach Russland zu blockieren, wenn sie bei der Herstellung US-Software verwenden. Und das ist bei praktisch allen Halbleiter-Herstellern der Fall. Fast alle großen Firmen aus der globalen Halbleiterindustrie haben damit ihre Lieferungen nach Russland eingestellt, berichtet auch das Tech-Magazin Heise.

Bericht: Auch russische Raketenproduktion von Sanktionen betroffen

Der dadurch entstandene Mangel an Halbleitern und anderen elektronischen Komponenten trifft so offenbar auch die Produktion von Raketen: Das behauptet zumindest der ukrainische Geheimdienst (GUR), demzufolge bei einem Hersteller von Boden-Luft-Raketen in der Region Uljanowsk die Bänder still stehen. Grund dafür sei, dass große Teile der üblicherweise aus Deutschland gelieferten elektronischen Komponenten nun aufgrund der Sanktionen fehlen würden, so der unbestätigte Bericht von GUR.

Dass Russlands Militärhersteller tatsächlich ein Materialproblem haben, legt auch ein schon etwas älterer Befund der Forscher der in London ansässigen Conflict Armament Research Group nahe. Sie haben russische Militärdrohnen, die in den letzten Jahren über der Ukraine abgeschossen wurden, zerlegt und untersucht. Ihr Befund: Die Geräte wurden zu großen Teilen mit westlicher Elektronik und Komponenten betrieben – offenbar ist Russlands Militär schon seit langem bei der Produktion auf westliche Technologien angewiesen. (lma/dpa)

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