Ukarine-Krieg
Todesangst, Flucht, Heimatlosigkeit: Die Not der ukrainischen Kinder
- VonLeonie Hudelmaierschließen
Teils harren Mütter, alte Menschen und Kinder tagelang in Bunkern, Kellern oder U-BahnStationen aus. Wie traumatisierend die Situation in der Ukraine insbesondere für Kinder ist, schildert Michaela Bauer, die für Unicef vor Ort ist.
Michael Bauer: „Es gibt Städte, die seit vier oder fünf Tagen ständig unter Beschuss sind und Familien und Kinder fünf Tage in Bunkern und Luftschutzkellern verbringen. Das heißt, das sind sehr sehr traumatisierende Erfahrungen.“ An Normalität ist momentan nicht zu denken. „Schulen sind geschlossen, Kindergärten sind geschlossen – ein Land im Ausnahmezustand“, beschreibt Bauer die aktuelle Situation in der Ukraine.
Bauer selbst ist erst am Mittwoch aus der Hauptstadt Kiew evakuiert worden und befindet sich jetzt sicher in der westukrainischen Stadt Lviv. Von dort aus versucht das Unicef-Team zusammen mit anderen Hilfsorganisationen, Gemeinden und Partnern die Grundversorgung in anderen Städten wiederherzustellen. Die ersten medizinischen Hilfsgüter, wie etwa Schutzausrüstungen, werden heute in sechs Lastwagen erwartet und sollen dann auf über 100 Krankenhäuser im Land verteilt werden. Außerdem werden auch Hilfsgüter zur Wasserversorgung wie etwa Wasserreinigungstabletten sowie Spielsachen und Winterkleidung erwartet. In Lviv selbst sei die Grundversorgung noch „ganz gut“, wie Bauer berichtet. Wegen der Nähe zur Grenze ist dort der Fokus eher auf der Flucht aus dem Land. „Wir helfen denen, die versuchen, die Grenze zu erreichen, und unterstützen sie mit Transporten. Frauen und Kinder, die lange warten müssen, versorgen wir mit dem, was sie brauchen – Wasser, Nahrung, aber auch psychosoziale Betreuung“, berichtet Bauer.
In der Ukraine leben 7,5 Millionen Kinder, laut Unicef sind all diese in großer Gefahr. Es zeichnet sich bereits jetzt ein schreckliches Bild ab. Am Dienstag zählte das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte mindestens 13 Kinder, die bei dem Krieg ihr Leben ließen. Im südukrainischen Odessa sind rund 120 Kinder – darunter ein sechs Tage altes Baby aus einem Waisenhaus – evakuiert worden.
Seit Mittwoch befinden sich die zahlreichen Kinder auf der Flucht nach Berlin. In der Nacht zu Donnerstag sind bei Raketen- angriffen in der ostukrainischen Stadt Isjum zwei weitere Kinder ums Leben gekommen. Der Appell der Kinderschutzorganisationen ist eindeutig: „Kinder brauchen am allermeisten Frieden“, sagt Bauer. Denn neben der lebensbedrohlichen Situation ist der Krieg auch eine enorme psychische Belastung für Kinder. „Krieg zerstört Kinderseelen“, erklärt auch Carsten Montag von der Kindernothilfe. Deswegen versucht das Team um Michaela Bauer, bald möglichst Zentren aufzubauen, in denen Kinder wieder einen Alltag haben können, mit anderen Kindern spielen können „und einfach das tun können, was sie am allermeisten mögen – Kind sein“, erklärt die stellvertretende Leiterin von Unicef Ukraine. Denn die Angst vor den Sirenen, Angst vor schwer bewaffneten Männern an den Checkpoints sei im momentanen Alltag der Kinder vorherrschend.
Hier können Sie für die Kinder spenden
Liebe Leserinnen und Leser, Sie möchten die Kinder und Familien in der Ukraine unterstützen? UNICEF hilft direkt und kümmert sich vor Ort um die unschuldigen Opfer dieses Krieges. Auch für die Ukraine gilt das UNICEF-Versprechen: Jeder Cent kommt bei den Kindern an.
Die Spendenkonten - Empfänger ist jeweils UNICEF, Stichwort „Ukraine“:
Commerzbank - IBAN: DE78 7008 0000 0326 9000 000 - BIC: DRESDEFF700
Stadtsparkasse München - IBAN: DE70 7015 0000 0000 2635 25 - BIC: SSKMDEMM
Bei diesen Bildern und Beschreibungen stellt sich die Frage, was können wir in Deutschland und in den Nachbarländern tun, um das Leid der Menschen zu verringern? „Die Menschen können sich nach wie vor für Frieden einsetzen“, sagt Bauer. Außerdem könne man sich freiwillig engagieren oder die Hilfsorganisationen vor Ort und in den Nachbarländern Moldau, Polen, Rumänien und Belarus unterstützen.
Unicef ist insgesamt mit rund 140 Helfern vor Ort in der Ukraine. Auch im unter Beschuss geratenen Kiew. Und das Kinderhilfswerk bleibt auch trotz der sich rasant ändernden Situation, um zu helfen.