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Besorgniserregende Zahlen aus Tirol

Tödlichster Ski-„Winter“ aller Zeiten: Mehr als ein Dutzend Tote - Anger trauert um Benedikt S. (†17)

Was skurril aussieht, birgt tödliche Gefahren: Scharfkantiges Geröll neben den Pisten, Bäume, Felsen und steile Pistenabbrüche.
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Was skurril aussieht, birgt tödliche Gefahren: Scharfkantiges Geröll neben den Pisten, Bäume, Felsen und steile Pistenabbrüche.
  • Markus Zwigl
    VonMarkus Zwigl
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Tod auf der Skipiste: Seit November 2022 haben bereits 13 Menschen auf Österreichs Skiabfahrtsstrecken ihr Leben verloren - elf davon in Tirol: So viele Tote wie nie zuvor! Auch Benedikt S. († 17) aus Anger wurde seine Leidenschaft zum Verhängnis.

Tirol/Österreich - Obwohl die Anzahl der Unfälle auf den Skipisten im Vergleich zu den Vorjahren im unteren Bereich liegt, endeten so viele wie noch nie tödlich. Innsbrucker Chefinspektor Stefan Eder (50) sagte zu bild.de: „Wir haben bisher doppelt so viele Todesfälle auf den Pisten wie in den Jahren zuvor. Seit dem 1. November 2022 hatten wir in Österreich 200 polizeiliche Aufnahmen auf den Pisten, darunter waren 100 Schwerverletzte und 13 Tote.“

Benedikt S. († 17) stirbt beim Skifahren auf Steinplatte

Auch für einen jungen Mann aus Anger wurde eine Abfahrtsstrecke zur Todesfalle. Benedikt S. († 17) war am 28. Dezember mit seinem Freund Michael R. († 17) aus Neumarkt in der Oberpfalz in Tirol auf der Steinplatte unterwegs. Beide waren auf einer mittelschweren Abfahrt (rote Piste) tödlich verunglückt, obwohl sie als talentierte und erfahrene Skiläufer galten.

Etwa in der Mitte der Piste ereignete sich die Tragödie. Benedikt und Michael schossen über die mit Kunstschnee präparierte Strecke hinaus. Laut Zeugenaussagen seien die beiden mit hoher Geschwindigkeit unterwegs gewesen.

Emotionaler Abschied

Vor allem aber die geringe Schneemenge wurde den beiden zum Verhängnis. Neben der Piste lag kaum Schnee, dicke Bäume, Geröll und Felsen ragten heraus. Die Jugendlichen müssen so unglücklich gestürzt sein, dass sie laut Polizei „massive Verletzungen am ganzen Körper und im Kopfbereich“ erlitten haben. Beide trugen vorbildlich einen Helm, doch auch dieser konnte ihnen nicht das Leben retten.

Den beiden Freunden wurde ihre Leidenschaft zum Verhängnis. Am vergangenen Mittwoch wurde Benedikt aus Anger im engsten Familienkreis beigesetzt. In einer Traueranzeige nahm die Familie mit emotionalen Worten Abschied von dem 17-Jährigen: „Du warst so gut, starbst allzu früh; wer dich gekannt, vergisst dich nie.

Besorgniserregende Zahlen

Besonders besorgniserregend waren die Zahlen zwischen Weihnachten und Neujahr. Die Tiroler Kliniken meldeten „200 Frischverletzte in 24 Stunden“; mit dabei auch fünf Quer­schnittslähmungen.

Da es deutlich zu warm ist, liegt kaum Schnee. Neben den Pisten ragen Felsen, Steine, Wurzeln und mehr aus dem Boden - ein Sturz hier hat meist schreckliche Folgen. Eine Talabfahrt ist nur möglich, weil sich weiße Schlangen ab der Schnee-Grenze ins Tal schlängeln. Die Pisten sind aufgrund des Kunstschnees auch oft morgens schon steinhart. Viele Skisportler überschätzen sich, rasen die Pisten bergab, ohne Rücksicht auf Verluste. Nach der langen Corona-Zwangspause fehlt vielen auch die Übung.

Mangelnde „Ski-Fitness“ und geringe Schneemassen

Weil zu wenig Schnee liegt, sind auch viele Pisten gesperrt: Alle Wintersportfans tummeln sich auf wenigen Pisten, die Unfallwahrscheinlichkeit nimmt allein aufgrund des höheren Aufkommens deutlich zu.

Auf den schmalen Kunstschneepisten sei oft nicht genug Platz für alle Skifahrer, sagt der Präsident des Deutschen Skilehrerverbands, Wolfgang Pohl. Gerade in den Weihnachtsferien sei es in den bayerischen und den Tiroler Skigebieten richtig voll gewesen. „Dann wird es eng, dann kommt es zu Beinahe-Zusammenstößen“, sagt er. Wer ausweicht und dann mit hoher Geschwindigkeit stürzt und in die nicht-eingeschneiten Flächen neben den Pisten fällt, riskiere schwere Verletzungen. 

Kunstschnee auch härter

Zudem: Künstlich hergestellter Schnee ist anders als Flocken, die natürlich vom Himmel fallen, wie das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung in Davos erläutert. Statt um Schneekristalle handelt es sich um kleine Eiskugeln. „Dadurch ist technischer Schnee dichter und härter als natürlicher Neuschnee.“

Und die schweren Unfälle machen auch vor Spitzensportlern nicht Halt. Das bekannteste Beispiel dürfte in diesem Winter wohl Manuel Neuer sein. Der 36-Jährige war Anfang Dezember am unteren Bereich des steilen Südhangs des Roßkopfs am Spitzingsee in Bayern bei einer Skitour gestürzt und hatte sich den Unterschenkel gebrochen.

Nach den jüngsten tödlichen Skiunfällen hat das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) derweil an die Eigenverantwortung der Skifahrer appelliert. Es mangle oft an „Ski-Fitness“, sagte ÖKAS-Präsident Peter Paal der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

Viele Unfälle Eigenverschulden

Viele Menschen seien nach den Corona-Jahren noch weniger geübt im Wintersport als vorher, so Paal. Wenn man sich dann auf die Piste begebe, drohe eine Fehleinschätzung der eigenen Möglichkeiten. „Es nützt der beste Formel-1-Bolide nichts, wenn der Pilot schlecht ist. Und bezogen auf das Skifahren muss man sagen: Die Piloten sind schlechter geworden“, so der ÖKAS-Präsident am Dienstag.

Pistenbetreiber müssten nur gegen jene Gefahren Vorkehrungen treffen, mit denen die Wintersportlerinnen und Wintersportler nicht rechnen könnten, sagte der Präsident des Österreichischen Alpenvereins und Jurist, Andreas Ermacora, gegenüber dem ORF Tirol. Viele der tödlichen Unfälle seien auf Eigenverschulden zurückzuführen. „Wenn man über den Pistenrand hinausfährt und gegen einen Baum prallt, ist das sehr tragisch, man kann es aber dem Pistenbetreiber nicht anlasten“, sagte Ermacora.

mz

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