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Ukraine-Konflikt: „Artilleriebeschuss“ in hochexplosiver Lage? Angriffe auf Kindergarten und Schule

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Von: Andreas Schmid

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Dieses von der ukrainischen Joint Forces Operation veröffentlichte Foto zeigt ein Kindergartengebäude nach angeblichem Beschuss durch Separatisten in der Ostukraine.
Dieses von der ukrainischen Joint Forces Operation veröffentlichte Foto zeigt ein Kindergartengebäude nach angeblichem Beschuss durch Separatisten in der Ostukraine. © Joint Forces Operation/AP/dpa

In der Ostukraine ist es offenbar zu mehreren militärischen Angriffen gekommen. Der Konflikt mit Russland scheint sich weiter zuzuspitzen.

Luhansk - Russland hat angekündigt, im Ukraine-Konflikt Truppen abzuziehen. Die schon für diese Woche befürchtete Invasion ist vorerst ausgeblieben, eine Entspannung der Lage ist allerdings nicht in Sicht. Das zeigen einerseits die skeptischen Einschätzungen des Westens, der dem von Russland angekündigten Truppenabzug nicht trauen mag. Und andererseits neueste Entwicklungen in der Ostukraine.

Ukraine-Konflikt: Artilleriebeschuss auf Kindergarten nahe der russischen Grenze

Am Donnerstagvormittag (17. Februar) ist es offenbar zu Angriffen gekommen. Die Kommandozentrale des ukrainischen Militärs im Osten des Landes erklärte, von Russland unterstützte Kämpfer hätten das Dorf Stanyzia-Luhanska mit schwerer Artillerie beschossen. Ein Kindergarten wurde getroffen. Laut den OSZE-Beobachtern vor Ort gab es einen „Artilleriebeschuss“. Ort des Geschehens ist ukrainisches Regierungsgebiet. Drei erwachsene Zivilisten sollen demnach leicht verletzt worden sein. Im Internet kursieren Fotos und Videos, die ein verwüstetes Kindergartengebäude zeigen. Die Kinder befanden sich offenbar in einem anderen Raum.

Ukraine-Konflikt: Selenskyj kritisiert „provokativen Beschuss“ - Schule knapp verfehlt

Nach dem Angriff auf den Kindergarten geriet offenbar auch eine Schule unter Beschuss. In Popasna, wenige Kilometer von der russischen Grenze entfernt, sei es zum Angriff durch Artilleriesysteme (Haubitzen) gekommen, berichtet die Stadtverwaltung. Die Schule wurde - gewollt oder nicht gewollt - verfehlt. Die Kinder seien in Sicherheit gebracht worden. Die Stadtverwaltung schrieb: „Es ist bekannt, dass der Feind die Straßen beschossen hat, was nach den Minsker Vereinbarungen verboten ist.“ Die britische Zeitung Guardian berichtet zudem von einem Beschuss auf die von der Ukraine kontrollierte Grenzstadt Hirske. Auch hierbei sei niemand verletzt worden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wandte sich daraufhin an die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und an Diplomaten - mit der Aufforderung, in der Ukraine zu bleiben. Selenskyj erklärte auf Twitter, er habe EU-Ratspräsident Charles Michel über den „provokativen Beschuss“ informiert. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba forderte die Verbündeten der Ukraine auf, „diese schwere Verletzung der Minsker Vereinbarungen* durch Russland inmitten einer bereits angespannten Sicherheitslage* schnell zu verurteilen“.

Kiew: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, l) und Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, kommen im Marienpalast nach einem gemeinsamen Treffen zu einer Pressekonferenz
Wolodymyr Selenskyj ist seit 2019 Präsident der Ukraine. Am 14. Februar empfing er Bundeskanzler Olaf Scholz in Kiew. © Kay Nietfeld/dpa

Ostukraine: Separatisten und Armee machen sich gegenseitig Vorwürfe

Die Berichte über die Angriffe geschehen in einer Zeit, in der im Ukraine-Konflikt* vieles unklar scheint. Ukraine und Russland warfen sich am Donnerstag gegenseitig Verstöße gegen den geltenden Waffenstillstand vor. Die von Moskau unterstützten Luhansker Rebellen behaupteten, vor allem in den Morgenstunden seien an mehreren Orten im Luhansker Gebiet Dutzende Mörsergranaten abgefeuert worden. Auch im Donezker Gebiet seien Stellungen der Aufständischen beschossen worden. Die Rebellen hätten das Feuer erwidert. Ukrainischen Regierungsangaben zufolge sollen wiederum die Separatisten im Laufe des Tages mehr als 30 Mal gegen den Waffenstillstand verstoßen haben.

Beide Seiten berichteten nichts von Todesopfern in den eigenen Reihen. Unabhängige Darstellungen lagen zunächst nicht vor. In den vergangenen Tagen hatten die OSZE-Waffenstillstandsbeobachter durchschnittlich weniger Verstöße festgestellt als im Vorjahr. Das liegt wohl auch daran, dass Russland Soldaten verlegt hat und die ukrainische Seite dazu angehalten wird, das Feuer nicht zu erwidern.

Brisante Forderung des russischen Parlaments - Teile der Ukraine sollen unabhängig sein

Die britische Außenministerin Liz Truss warf Russland vor, „Vorwände für eine Invasion“ in der Ukraine zu erfinden. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte, man habe Versuche gesehen, wie Russland mit „Operationen unter falscher Flagge“ einen Vorwand für eine Invasion der Ukraine zu schaffe.

Brisant: Das russische Parlament hat einen Antrag gestellt, die von Kiew abtrünnigen „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk als unabhängige Staaten anzuerkennen und sie also nicht mehr als Teil der Ukraine zu betrachten. Sollte dieser Vorschlag durchgewunken werden, hätte Russland wohl einen Grund, um in die Ukraine einzumarschieren.

Der Konflikt dauert an. Seit 2014 kämpfen in der Ostukraine vom Westen unterstützte Regierungstruppen gegen von Russland unterstützte Separatisten. UN-Schätzungen zufolge wurden bereits mehr als 14.000 Menschen getötet, zumeist im Separatistengebiet. Ein Friedensplan von 2015 wird nicht umgesetzt. (as/dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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