Traunsteins neuer OB: "Langsam beginnt man es zu realisieren"
Hümmer im Interview: Millionenspende, Parken, Corona und wenig Schlaf
- VonXaver Eichstädterschließen
Traunstein - "Neues Jahrzehnt, neuer OB" warb Christian Hümmer im Wahlkampf - und so wird es kommen: Der 38-Jährige hat Amtsinhaber Kegel in der Stichwahl geschlagen und übernimmt im Mai das Ruder. Wir haben ihn interviewt.
Wie geht's Ihnen einen Tag nach der Wahl und - in dieser Zeit - gesundheitlich?
Hümmer: Meiner Familie und mir geht's Gott sei dank gesundheitlich sehr gut - abgesehen von etwas Schlafmangel nach der letzten Nacht (lacht). Langsam beginnt man es zu realisieren: Am Montagmittag habe ich im Rathaus die Unterschrift zur Anerkennung des Ergebnisses geleistet, die ersten Entscheidungen und Fragen aus der Verwaltung stehen jetzt schon an, wie man das eine oder andere machen will. Da merkt man, dass die Verantwortung stark auf einen zukommen wird.
Wie haben Sie den Wahlabend am Sonntag verbracht?
Ganz leger in der Jeans daheim auf dem Sessel (lacht). Wir haben mit CSU-Kollegen in einer Videokonferenz die Ergebnisse verfolgt, das war auch ganz nett aber völlig ungewohnt. Normalerweise ist man an so einem Abend ja nicht zuhause, jetzt war man umso mehr am Telefon. Richtig schlafen kann man dann aber trotzdem nicht, weil so viel in einem arbeitet. Es war schon ein langer Wahlkampf.
Was wird ab der Amtseinführung am 1. Mai das drängendste Thema?
Das Coronavirus wird uns ganz stark fordern. Die Infiziertenzahlen werden noch weiter steigen. Es wird ab Mai also in erster Linie um den Schutz der Bevölkerung gehen und in zweiter Linie darum, die sozialen und wirtschaftlichen Folgen abzufedern. Neben den großen Hilfen vom Bund und vom Land kann auch die Stadt einige Dinge beitragen: Stundungen von Mieten, Pachten, Abgaben oder Gebühren. Das wird unser Beitrag sein. Wir müssen schauen, dass danach wieder Leben in die Stadt kommt und den Einzelhandel stärken.
Wie wollen Sie als Oberbürgermeister künftig mit der anonymen Millionenspende umgehen, die im Raum steht?
Der Knackpunkt, wo sich Christian Kegel und ich unterscheiden, ist die Vorbereitung und fachliche Aufbereitung des Themas. Eins muss ganz klar sein: Wir sollten uns in unseren politischen Entscheidungen nicht beeinflussen lassen. Wir sollen frei und ungezwungen entscheiden können, was für unsere Stadt wichtig ist. Auch angesichts der inzwischen völlig veränderten Lage im ganzen Land darf man so eine Spende nicht an Auflagen knüpfen, sondern man muss auf die Erfordernisse der Zeit reagieren. Wenn wir in unserer Entscheidung frei sind, wie wir das Geld verwenden, sollten wir es auch annehmen. Herzuschenken haben wir nämlich auch nichts.
Wollen Sie Parkplätze aus den Innenstadtstraßen entfernen? Gibt es mit Ihnen grünes Licht für ein Parkhaus am Klosterberg?
Für mich ist es aktuell kein Thema, dass wir Parkplätze in der Innenstadt abbauen. Es wird allenfalls dann ein Thema, wenn wir neue Parkmöglichkeiten am Rand der Innenstadt haben, wie zum Beispiel ein Parkhaus am Klosterberg. Ich hoffe, dass es im Stadtrat Mehrheiten für das Parkhaus gibt. Was man am Karl-Theodor-Platz machen kann muss man sich nochmal ganz genau anschauen und überlegen. Die Diskussion, Parkplätze in ganzen Straßenreihen der Innenstadt zu entfernen, wird es mit mir nicht geben. Aber ich weiß, dass die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat ja insgesamt spannend sind, um es mal vorsichtig zu sagen.
Wie bereiten Sie sich auf das Amt des Oberbürgermeisters vor?
Ich werde jetzt ganz viele Gespräche mit den neuen Stadträten, den Fraktionen und in der Verwaltung führen, um die Wege vorzubereiten. Aber bis zum 30. April ist natürlich Christian Kegel der gewählte Oberbürgermeister, da liegt das Haus in seiner Hand. Außerdem habe ich ein gutes Netzwerk in Oberbayern und darüber hinaus, dessen Sachverstand ich nutzen kann oder um mich zu informieren, wie andere Kollegen beispielsweise mit Corona umgehen. Außerdem will ich eine gute Zusammenarbeit mit den anderen neugewählten Bürgermeistern im Landkreis anstreben. Es soll ein Zeichen rausgehen, dass Traunstein sich nicht selbst genug ist, sondern dass es um die Heimat insgesamt geht.
Was schätzen Sie an Ihrem Amtsvorgänger Christian Kegel?
Mehr als viele wahrscheinlich denken. Ich schätze ihn menschlich unglaublich. Ich könnte da nichts Negatives sagen, er ist ein warmherziger Mensch, der das Amt auch so angegangen ist. Christian Kegel hat viel Zeit, Mühe und persönliche Kraft in das Amt investiert, davor habe ich großen Respekt und das werde ich immer anerkennen.
Welche Lücke hinterlassen Sie denn beruflich? Ist eine Nachfolge schon geregelt?
Da ist noch nicht alles geregelt, aber ich habe das Glück, mit Stefan Gilch einen Kollegen in der Kanzlei zu haben, der als Fachanwalt für Verwaltungsrecht genau das selbe Fachgebiet abdeckt wie ich und viele Sachen übernehmen kann. Wir arbeiten jetzt mit Hochdruck daran, dass die Lücke geschlossen wird und der Betrieb dort ganz normal weitergehen kann. Es ist aber schon eine sportliche Geschichte, das alles innerhalb von vier Wochen zu regeln.
Wir danken für das Gespräch!
xe