Entgleitet Deutschland die Kontrolle?
Merkel warnt nach Corona-Gipfel - und richtet ihren Appell vor allem an eine bestimmte Gruppe: „Ist es das nicht Wert?“
- VonAndreas Schmidschließen
Die Corona-Zahlen steigen und steigen. Wie geht es nun weiter? Bundeskanzlerin Angela Merkel hielt am Freitag einen spontanen Krisen-Gipfel ab.
- In Deutschland sind die Corona-Zahlen zuletzt in die Höhe geschnellt.
- Insbesondere in den Großstädten ist die Entwicklung kritisch.
- Deshalb sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag mit elf Bürgermeistern über die Situation.
15.08 Uhr: Kommende Woche soll es voraussichtlich wieder Beratungen aller Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela Merkel geben. Das erklärte CSU-Chef Markus Söder am Freitag. Es werde „wahrscheinlich“ ein solches Treffen geben, sagte er. Die Lage sei leider außerordentlich ernst. „Wir sind kurz vor einer exponentiellen Entwicklung.“
15.04 Uhr: Nach einem kurzen Statement verabschiedet sich die Kanzlerin wieder. Einschneidende Maßnahmen soll es also weiterhin geben, wenn der kritische Wert in puncto Sieben-Tages-Inzidenz überschritten wird. Alles in allem sei die Lage ernst, aber nicht hoffnungslos. Abschließend gratulierte Merkel noch dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen zum Erhalt des Friedens-Nobelpreises: „Wenn es eine Organisation verdient hat, dann diese.“
15.03 Uhr: Auf Nachfrage bekräftigt Merkel, keine erneuten Grenzschließungen zu planen: „Nein, das wollen wir nicht.“
15.02 Uhr: Bevor es zu den Fragen der Journalisten kommt, machte Merkel noch einmal Mut: „Wir haben bewiesen, dass wir das Virus bekämpfen können und das sollten wir auch weiter tun.“
15.01 Uhr: An junge Leute richtete Merkel einen Appell, sich an die geltenden Regeln zu halten. Junge Menschen fänden Einschränkungen von Feiern oder eine Sperrstunde vielleicht übertrieben, meinte die Kanzlerin. Sie fragte dann aber, ob es nicht wert sei, ein wenig Geduld zu haben und an die Familie und Großeltern zu denken.
Corona in Deutschland: Merkel stellt klar - kein zweiter Lockdown geplant
15 Uhr: Einen zweiten landesweiten Lockdown werde es nicht geben, so Merkel. Ziel sei es, die Wirtschaft nicht weiter zu schwächen und etwa auch Schulen und Kitas offen zu lassen. Kinder und Jugendliche seien der 66-Jährigen besonders wichtig.
14.59 Uhr: Beim Blick auf die Nachbarländer der Bundesrepublik zeigt sich Merkel besorgt. Steigende Infektionszahlen in Deutschland lassen befürchten, dass ähnliche Zustände bald bei uns eintreten „doch wir sind nicht ohnmächtig. Wir können etwas tun.“ Eine zweite Welle möchte die CDU-Politikerin „nicht erleben.“
14.57 Uhr: Deutschland befindet sich laut Merkel in „entscheidenden Tagen und Wochen“. Kann die Ausbreitung des Coronavirus eingedämmt werden oder „entgleitet uns die Kontrolle“.
Corona in Deutschland: falls nötig - Merkel spricht über weitere Beschränkungen
14.55 Uhr: Bei diesen Restriktionen gehe es um Kontaktbeschränkungen, einer Sperrstunde mit möglichem Alkoholverbot sowie einer Maskenpflicht im öffentlichen Raum. Entsprechende Maßnahmen wurden in der Vergangenheit bereits in Städten wie München angeordnet. Ein Virologe kritisiert diese Maßnahmen nun scharf - er sieht sie als nicht verhältnismäßig. Und er ist nicht alleine.
14.54 Uhr: Die Bundeswehr und das Robert Koch-Institut sollen künftig Experten in Corona-Hotspots schicken, wenn in sieben Tagen mehr als 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner registriert wurden.
14.53 Uhr: Jetzt spricht auch die Bundeskanzlerin. Die CDU-Politikern bestätigte noch einmal, bei 35 und vor allem 50 Fällen pro 100.000 Einwohnern Beschränkungen festlegen zu wollen.
14.48 Uhr: Bevor sich Angela Merkel zu Wort meldet, sprach Hamburgs Regierender Bürgermeister, Peter Tschentscher (SPD), über den Gipfel mit der Kanzlerin und stellte klar: „Gerade in den Ballungsräumen breitete sich die Pandemie zuletzt aus. Dort ist es sehr eng, viele Menschen leben dicht aufeinander. Deswegen ist es wichtig, dass wir gerade in den Metropolen aktiv werden.“
Update vom 9. Oktober 14.39 Uhr: Eigentlich sollte Bundeskanzlerin Angela Merkel ab 14 Uhr über die Ergebnisse des Krisen-Gipfels berichten. Doch wie so oft in Pandemiezeiten lässt die CDU-Politikerin noch auf sich warten. Aktuell gibt es eben viel zu besprechen.
Corona: Merkel lädt Bürgermeister zum spontanen Krisen-Gipfel - Party-Problem in Deutschland?
Erstmeldung: Berlin - Die Corona-Infektionszahlen in Deutschland steigen weiter rasant an. Viele Länder in Europa kämpfen seit Wochen mit einer mutmaßlichen zweiten Welle*. Nun hat es wohl auch die Bundesrepublik erwischt. Mehr als 4.000 neue Fälle binnen 24 Stunden entsprechen Werten aus den Pandemie-Hochzeiten im März und April. Wie geht es weiter? Die Politik ist gefordert.
Corona in Deutschland: Besorgniserregende Verschiebung der Zahlen
Angesichts der steigenden Fallzahlen setzte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag zusammen mit Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts*, eine Pressekonferenz an. Dabei erklärte der Politiker, das Pandemiegeschehen habe sich verlagert - weg von einzelnen, lokalen Hotspots, hin zur flächendeckenden Ausbreitung in den Metropolen des Landes.
In den Großstädten stiegen die Fallzahlen zuletzt deutlich. In Frankfurt, Bremen und Teilen Berlins hat die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz* bereits den kritischen 50er-Wert überschritten. Er bildet die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen ab und ist ein wichtiger Grenzwert für schärfere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.
„Es braucht Ausdauer, Verantwortungssinn & Solidarität, um gemeinsam gut durch diese #Pandemie zu kommen. Das schaffen wir, wenn wir die #AHA-Regeln einhalten und alle überlegen, auf welche Feier und welche Reise wir jetzt verzichten können.“ @jensspahn bei #ARDextra in @DasErste pic.twitter.com/q4pssNmcvo
— BMG (@BMG_Bund) October 8, 2020
Corona in Deutschland: Sorge vor Ausbreitung in Großstädten - Merkel tagt mit Bürgermeistern
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung bezeichnete den rasanten Anstieg in Deutschland als Alarmzeichen. „Ob es gelingt, die zweite Corona-Welle zu bremsen, wird sich in den nächsten Wochen in den großen Städten entscheiden“, sagte der SPD-Politiker der dpa. „Denn dort leben viele Menschen auf dichtem Raum.“
Die derzeitigen Entwicklungen stellen die Politik vor Probleme. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will ab Freitagmittag mit den Stadtoberhäuptern der elf größten deutschen Städte über die aktuelle Lage beraten. An der Videokonferenz werden nach Angaben eines Regierungssprechers die Oberbürgermeister und Bürgermeister von Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart, Düsseldorf, Leipzig, Dortmund, Essen und Bremen teilnehmen.
Corona in Deutschland: In vielen Metropolen ist die Covid-19-Lage kritisch
Die 7-Tages-Inzidenz in den elf größten Städten Deutschlands (Quelle: RKI)
Berlin: 47,2 Fälle pro 100.000 Einwohner**
Hamburg: 29,7
München: 42,2
Köln: 49,8
Frankfurt am Main: 55,9
Stuttgart: 43,7
Düsseldorf: 26,1
Leipzig: 12,1
Dortmund: 26,3
Essen: 48,4
Bremen: 63,1
Corona in Deutschland: Merkel lädt zum Gespräch - Jugend gefordert
In den Gesprächen soll es auch über das Verhalten jüngerer Menschen gehen. Diese Bevölkerungsgruppe müsste mitunter sensibilisiert werden für einen verantwortungsbewussteren Umgang in der Pandemie. Die Partyszene gilt in einigen Städten wie beispielsweise Berlin als Beschleuniger der Corona-Ausbreitung.
In den letzten Tagen appellierte die Politik insbesondere an die Jugend. Selbst wenn Covid-19 bei jüngeren Menschen einen milderen Krankheitsverlauf nehmen würde, dürfe man Corona dadurch nicht unterschätzen, hieß es. (as) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks
** in den Berliner Bezirken Neukölln, Mitte, Tempelhof-Schöneberg, Friedrichshain-Kreuzberg Charlottenburg-Wilmersdorf, ist die 50er-Marke bereits überschritten. Die Gebiete zählen aufgrund ihrer Größe als eigenständiger Stadtkreis.
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