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Unternehmer wollen ein Marihuana-Amazon – CSU dagegen: „Spricht noch stärker gegen Legalisierung“

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Von: Andreas Schmid

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Cannabis-Unternehmer Niklas Kouparanis
Cannabis-Unternehmer Niklas Kouparanis meint: „Für eine erfolgreiche Legalisierung ist der Online-Handel unabdingbar.“ © Bloomwell Group/fkn

Cannabis-Unternehmer fordern im Falle einer Legalisierung einen Online-Handel. Der Hanf-Kauf solle „so einfach wie die SMS an den Dealer“ sein. Die CSU kritisiert die Idee.

München – Geht es nach der Bundesregierung, sollen künftig nicht mehr nur Patienten Cannabis konsumieren dürfen, sondern alle Erwachsenen. Wie im Koalitionsvertrag festgeschrieben, plant die Ampel die „kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften“. Erste Cannabis-Unternehmer wollen den Verkauf auch auf den digitalen Markt ausweiten. Ob der Plan Chancen hat, ist offen: Das Gesundheitsministerium reagiert zurückhaltend, die Union ist gänzlich dagegen.

Cannabis-Onlineshops? „Der Kauf soll so einfach sein wie Schuhe shoppen“

Für medizinisches Cannabis gibt es bereits ein paar Online-Apotheken. „Aber wir sind meilenweit von einer flächendeckenden Versorgung entfernt“, meint Janett Dalka. Sie ist Vorsitzende von Breezy Brands, einem Unternehmen für medizinisches Cannabis. „Chronisch kranken Patienten wird bislang eine Odyssee von Apotheke zu Apotheke zugemutet.“ Dalka will das Einlösen eines Cannabis-Rezepts daher „so einfach wie möglich“ machen.

Am Mittwoch startet dazu ein neuer Online-Marktplatz für Cannabis-Apotheken, der die bisherigen digitalen Angebote in der Auswahl der Produkte und im Service übertrumpfen soll. „Wir wollen alle verfügbaren Cannabis-Sorten in 72 Stunden vor die Haustür liefern“, so Dalka weiter. Das Projekt gilt als Feldversuch für einen digitalen Cannabis-Shop für ganz Deutschland. Eine Art Amazon für Marihuana. „Der Cannabis-Kauf im Internet soll genauso einfach sein, wie Schuhe oder Sportartikel online zu shoppen“, fordert Dalka. Ein ambitioniertes Projekt angesichts der Rechtslage sowie den Vorbehalten vonseiten der Politik.

Ampel will Online-Handel prüfen – CSU-Mann sieht „substanzlose Debatte“

Das Gesundheitsministerium äußert sich bislang zurückhaltend zum Online-Versand von Marihuana. Eine Anfrage von IPPEN.MEDIA blieb zunächst unbeantwortet. Im Eckpunktepapier der Bundesregierung heißt es, der digitale Handel werde geprüft. Dabei gehe es auch um den Jugendschutz. Dalka sieht darin kein Hindernis. Es gebe schon jetzt Identifizierungsverfahren, mithilfe derer die Konsumenten zweifelsfrei ihre Volljährigkeit vorweisen. So müsse der Ausweis nicht nur beim Kauf, sondern auch bei der Übergabe der Post vorgezeigt werden.

Ob und inwieweit ein Online- bzw. Versandhandel an Privatpersonen durch behördlich zugelassene Geschäfte erlaubt werden soll, bedarf spätestens im Rahmen der Evaluierung weiterer Prüfung.

Eckpunktepapier der Bundesregierung zur Cannabis-Legalisierung, Seite 12

Die Union bleibt derweil kritisch. Der fachpolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe für Gesundheitspolitik, Stephan Pilsinger, spricht bei IPPEN.MEDIA von einer „substanzlosen Legalisierungsdebatte“ aufgrund der bislang unsicheren Rechtslage. Der Online-Handel von Cannabis „spricht noch stärker gegen eine Legalisierung“, meint der CSU-Mann aus München. „Das würde die Dynamik des unkontrollierten Umlaufs von Cannabis durch eine wesentlich schwerere Überwachung an den Schengen-Grenzen beschleunigen.“

Der Münchner CSU-Politiker Stephan Pilsinger sitzt seit 2017 im Deutschen Bundestag. Der Arzt ist Mitglied im Gesundheitsausschuss.
Der Münchner CSU-Politiker Stephan Pilsinger sitzt seit 2017 im Deutschen Bundestag. Der Mediziner ist Mitglied im Gesundheitsausschuss. © Christoph Hardt/Imago

Cannabis im Online-Shop? „So einfach wie eine SMS an den Dealer“

Die Unternehmerseite, die im Falle einer Legalisierung massive Umsatzgewinne erwarten, sieht das anders. Niklas Kouparanis, Chef der Bloomwell Group, zu der Breezy Brands gehört, meint: „Für eine erfolgreiche Legalisierung ist der Online-Handel unabdingbar.“

Der Cannabis-Unternehmer verweist etwa auf das Eindämmen des Schwarzmarkts im ländlichen Raum. Dort, wo womöglich wenige lizenzierte Fachgeschäfte eröffnet werden, brauche es den digitalen Versand. Ansonsten würden Privatkonsumenten Cannabis weiter auf illegalem Wege erwerben.

„Für den Konsumenten muss es genauso leicht sein, im Internet zu bestellen, wie dem Dealer um die Ecke eine SMS zu schicken“, fordert Kouparanis. Dazu brauche es auch ähnliche Preise, um Szenarien wie in Kanada oder Kalifornien zu verhindern. Dort ist es trotz Legalisierung deutlich billiger, auf dem Schwarzmarkt zu kaufen. (as)

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