Züge fahren wieder
Elf Tote wegen "Niklas" – und es bleibt stürmisch
Berlin - Nach Orkan „Niklas“ bleibt es stürmisch. Für Ostern sagen die Meteorologen nass-kaltes, unbeständiges Wetter voraus. Für das Wochenende hat die Bahn eine gute Nachricht.
Orkantief „Niklas“ ist zwar aus Deutschland abgezogen, es bleibt aber stürmisch. Das Luftdruckgefälle zwischen „Niklas“ über dem südlichen Baltikum und einem Hoch über der Biskaya sei so stark, dass auch am Mittwoch in ganz Deutschland mit Sturmböen gerechnet werden müsse, sagte Meteorologe Stefan Bach vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. In exponierten Berglagen könne es auch wieder Orkanböen geben, allerdings nicht so starke wie am Dienstag.
Während des Sturmtiefs „Niklas“ sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz elf Menschen ums Leben gekommen. In Bayern und Rheinland-Pfalz wurden eine Frau und zwei Männer erschlagen, als Bäume auf ihre Autos stürzten. In Sachsen-Anhalt tötete eine umgewehte Mauer einen Mann. In Niedersachsen starb ein Mann unter einem herausgebrochenen Scheunentor. Auch in Österreich und der Schweiz gab es zwei Unwettertote. Außerdem gab es vier Tote bei wetterbedingten Unfällen.
Bilder: Orkan "Niklas" wütet in Deutschland
„Niklas“ hatte den Bahnverkehr am Dienstag in weiten Teilen lahmgelegt, am Mittwoch normalisierte sich die Lage. Man habe „den Zugverkehr am Mittwoch in großen Teilen wieder aufnehmen können“, hieß es auf der Internetseite der Bahn. Im Fernverkehr werde es am Mittwoch aber noch zu Verspätungen und einzelnen Zugausfällen kommen. Gesperrt waren noch die Strecken Hannover-Bremen und München-Rosenheim. Am Donnerstag - pünktlich zum Reiseverkehr zu den Osterfeiertagen - soll der Verkehr laut Bahn wieder stabil und planmäßig laufen.
Die Bahn in Nordrhein-Westfalen verteidigte den stundenlangen Stopp des regionalen Bahnverkehrs am Dienstag. „Beim Nahverkehr war ein sinnvoller Betrieb nicht möglich“, sagte eine Sprecherin. Es habe wegen des Sturms viele Störungen im Schienennetz gegeben. Die Entscheidung habe auch einen Sicherheitsaspekt, denn Reisende seien in den Bahnhöfen viel besser zu betreuen als etwa in einem Zug auf freier Strecke.
Weniger Schäden als bei "Kyrill"
Das Sturmtief „Niklas“ brachte Deutschland aus Sicht der Versicherer keine Rekordschäden. „Wir gehen davon aus, dass der Sturm „Niklas“ deutlich weniger Schäden verursacht hat als der Sturm „Kyrill““, sagte ein Sprecher des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft.
Es sei aber zu früh, die Schadenssumme abzuschätzen, weil die Versicherer viele Schadensmeldungen erst für die Zeit nach den Osterferien erwarteten. Auch der weltgrößte Rückversicherer Munich Re hat noch keinen Überblick über die Schäden. Der bisher folgenschwerste Wintersturm war „Kyrill“ im Jahr 2007 mit Böen von mehr als 200 Kilometern pro Stunde: Er richtete 4,2 Milliarden Euro an volkswirtschaftlichen Schäden an und schlug bei den Versicherern mit mehr als zwei Milliarden Euro zu Buche.
Flüge wegen Sturmtief "Niklas" gestrichen
„Niklas“ brachte auch den Straßen-, Schiffs- und Flugverkehr
durcheinander. Bundesweit waren Polizisten und Feuerwehrleute im Dauereinsatz. Auf Straßen und Autobahnen blockierten umgekippte Lastwagen und Anhänger den Verkehr. Am Flughafen in Frankfurt am Main fielen mehr als 180 Starts und Landungen aus. Die Nachwirkungen waren auch am Mittwoch noch zu spüren. Von den geplanten 1360 Starts und Landungen sollten 44 ausfallen, sagte ein Sprecher.
Ein für das Hamburger Elbegebiet erwartete Hochwasser fiel in der Nacht niedriger aus als befürchtet. Das Wasser am Fischmarkt in St. Pauli schwappte bis zum frühen Mittwochmorgen nicht wie erwartet über die Kaikante. Zuletzt hatten im Januar die Sturmtiefs „Elon“ und „Felix“ für mehrere Sturmfluten an der Nordseeküste und im Elbegebiet gesorgt.
dpa
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