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Fischer folgen Anweisungen wilder Delfinen, um zu wissen, wo sie ihre Netze auswerfen sollen

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Im brasilianischen Laguna arbeiten Fischer und Delfine seit mehr als einem Jahrhundert Seite an Seite. Nun haben Forscher aufgedeckt, wie es dazu gekommen ist.

Laguna – Normalerweise sind Delfine von dem Fischfang der Menschen stark bedroht. Immer wieder landen sie als Beifang im Netz der Fischer und verenden dort. Sogar von Delfin-Anteilen in Thunfisch-Produkten ist immer wieder die Rede. Doch Ausnahmen machen bekanntlich die Regel. Im brasilianischen Laguna arbeiten Delfine und Fischer sogar eng zusammen – und das seit über einem Jahrhundert. Nun haben Forscher die besondere Beziehung zwischen Mensch und Tier entschlüsselt und warum beide Seiten davon profitieren.

Delfine treiben Fischschwärme in Küstennähe – damit Angler ihre Netze auswerfen können

Das Spektakel kann in einem Video auf YouTube beobachtet werden. Darauf zu erkennen ist, wie die Delfine versuchen würden, Fischschwärme, insbesondere Meeräschen, in die Nähe der Küste zu treiben. Anschließend würden sie den Fischern signalisieren, wo sie ihre Netze auswerfen müssten, um möglichst viele Fische zu fangen.

Fischer und Delfin in Laguna.
Im brasilianischen Laguna helfen sich Delfine und Fischer gegenseitig bei der Fischjagd. © Fabio G. Daura-Jorge

Dafür würden die Delfine ihre sogenannte Echoortung nutzen, um den Fischbestand um sich herum einschätzen zu können. Wenn genug Beute in der Nähe sei, würden die Delfine ihren Rücken wölben oder mit ihren Flossen auf das Wasser schlagen, um ein Signal an die Menschen zu senden. Dann werfen die Angler von Laguna ihre kreisförmigen Netze aus, um den gebündelten Fischschwarm aus dem Wasser zu holen.

Delfine leben laut Studie länger, wenn sie mit dem Menschen kooperieren

Nun haben Forscherinnen und Forscher der Oregon State University herausgefunden, wieso sich die Delfine so verhalten. In einer Studie erklärt das Wissenschafts-Team, dass die Partnerschaft den Delfinen zugutekommen würden, weil sie im Schnitt länger leben würden, wenn sie mit Menschen kooperieren. Denn für die Delfine sei es wesentlich leichter, sich ein paar Fische aus dem Netz zu jagen als in der freien Wildbahn.

„Die Delfine sind wirklich gut darin, Meeräschen zu hüten“, erklärt Mauricio Cantor, Assistenzprofessor am College of Agricultural Sciences der Oregon State University und Autor der Studie, gegenüber Insider. Sie wissen, wie man einen Fischschwarm „wirklich eng und kompakt macht“, bevor sie die Fische in Richtung Fischer treiben. Da Meeräschen jedoch für Delfine schwer zu fangen seien, wenn sie in einem kompakten Schwarm schwimmen, seien sie auf die Netze der Menschen angewiesen.

Delfine von industriellem Fischfang bedroht

Ohne die Delfine würde die Fischfangmethode nicht funktionieren: „Das Wasser ist super trüb, man kann also nicht sehen, wo die Fische sind, aber man kann sehen, wo die Delfine sind“, so Cantor. Nach dem Signal der Delfine hätten die Fischer rund sieben Sekunden Zeit, das Netz auszuwerfen.

Wenn die Delfine mit dem Wurf zufrieden seien, würden sie einen lauten Echoortungsklick von sich geben. „Wir können es hören, es klingt wie eine knarrende Tür“, so Cantor. „Die anderen nicht kooperativen Delfine verbringen die meiste Zeit mit der Nahrungssuche, wo sie auf alle Arten anderer Fischereien treffen, einschließlich illegaler Fischereien“, wie der Forscher erklärt. Deshalb protestieren Tierschützer auch immer wieder gegen das Delfin-Sterben. „Diese Delfine verfangen sich eher in den langen Schleppnetzen, die alles töten, was sie berühren“. Zuletzt ist Fischern sogar versehentlich ein Mondfisch ins Netz gegangen.

Laguna-Delfine leben 13 Prozent länger – weil sie mit dem Menschen zusammenarbeiten

Laut der Studie würden Lagune-Delfine 13 Prozent länger leben als andere Delfine. Zudem würden Delfine teilweise mehr als 200 Kilometer am Tag zurücklegen, überwiegend für die Jagd. Delfine von der Küste von Laguna hingegen würden die ganze Zeit im Bereich der Fischer leben. Dabei handele es sich um rund 50 bis 60 Exemplare.

„Werden das Interesse verlieren“: Kooperation zwischen Mensch und Delfinen bedroht

Doch mittlerweile sei die Symbiose zwischen Mensch und Delfin auch in Laguna bedroht. Cantor erklärt: „Fische werden immer knapper, teilweise aufgrund illegaler Fischerei. Die Menschen entfernen sich auch von der Fischerei als Haupteinnahmequelle“. Deshalb würden immer mehr Menschen diese Praxis nur noch als Hobby ausüben und verlieren dabei laut Cantor „etwas von der Präzision, wenn es darum geht, wann die Netze ausgeworfen werden sollen“.

Weiter erklärt er: „Delfine sind schlau und werden das Interesse verlieren, wenn sie sehen, dass sie nicht den Nutzen ziehen, den sie früher von der Zusammenarbeit hatten“. Es sei kompliziert, „weil wir die Delfine brauchen, wir brauchen die Fische, wir brauchen die Fischer, aber wir brauchen auch dieses feine Wissen darüber, wie man interagiert“, sagte er. „Wenn sie nicht jeden Tag üben, sind sie natürlich nicht so erfahren oder nicht so geschickt wie die anderen“.

Ein spektakuläres Unterwasser-Video zeigt jetzt, wie ein Thunfisch einen Hai in die Flucht schlägt.

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