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Italien erlebt zweiten Corona-Alptraum - ausgerechnet neuer Trend aus Bergamo macht Hoffnung

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Von: Richard Strobl, Patrick Mayer

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 Luigi Di Maio, Außenminister von Italien, spricht während eines gemeinsamen Treffens mit dem Schweizer Außenminister.
Italiens Außenminister Luigi Di Maio sieht mit der Impfstoffentwicklung ein Licht am Ende des Tunnels für die Corona-Lage in Italien. (Archivbild) © picture alliance/Elia Bianchi/KEYSTONE/Ti-Press POOL/dpa

Italien erlebt den zweiten Corona-Alptraum. Das Land wirkt in der Coronavirus-Pandemie wieder überfordert. Verfolgen Sie alle Entwicklungen hier im News-Ticker.

+++ Wir beenden diesen Ticker. Alle weiteren Entwicklungen zur Corona-Pandemie in Italien lesen Sie fortan in diesem News-Ticker. +++

Update vom 16. November, 9.51 Uhr: Der italienische Außenminister Luigi Di Maio hat sich angesichts erster Erfolge bei der Impfstoffentwicklung optimistisch gezeigt, dass sich die Corona-Lage in Italien bald verbessern wird. „Ich sehe ein Licht am Ende des Tunnels“, sagte Di Maio am Sonntag im Interview mit dem Fernsehsender La7. Mit dem Impfstoff könne in eine neue Normalität eingetreten werden. Bis Dezember oder Januar würden die ersten Dosen eintreffen. „Wir haben auf internationaler Ebene Verträge unterschrieben und der Zeitplan scheint sich nicht geändert zu haben“, erklärte Di Maio.

Am Sonntag meldeten die italienischen Gesundheitsbehörden knapp 34.000 Corona-Neuinfektionen und 546 Tote binnen eines Tages. Damit liegt die Gesamtzahl der registrierten Corona-Fälle im Land bei etwas weniger als 1,18 Millionen. Insgesamt meldeten die Behörden damit rund 45.000 Menschen, die bisher mit dem Coronavirus starben. Aufgrund geringerer Testkapazitäten fallen die Fallzahlen am Wochenende oft niedriger aus. Seit vergangener Woche gelten in Italien strenge Corona-Regeln, in einigen Regionen kommen sie einem Lockdown gleich.

Corona in Italien: Medienberichte über Herdenimmunität in der Region um Bergamo

Update vom 15. November 21.55 Uhr: Italien ist auch in der zweiten Corona-Welle von hohen Infektionszahlen gebeutelt. Doch ein neuer Trend - ausgerechnet in der Region Bergamo - scheint nun Hoffnung zu machen. Die italienische Zeitung Il Fatto Quotidiano habe bereits im Oktober von Herdenimmunität in der Lombardei gesprochen, berichtet nun welt.de.

Bilder aus Bergamo hatten im Frühjahr ganz Europa geschockt. Fotos zeigten, wie Leichen mit Militärfahrzeugen abtransportiert mussten, weil das Coronavirus das Gesundheitssystem in der Region zusammenbrechen ließ. Doch aktuell verzeichne Bergamo die langsamste Virus-Ausbreitung in der Lombardei, schreibt welt.de unter Berufung auf Berechnungen von Il Fatto Quotidiano. Demnach habe die Ansteckungsrate zwischen dem 2. und dem 23. Oktober nur um rund 6,9 Prozent zugenommen. Das von der zweiten Corona-Welle schwer getroffene Mailand verzeichnete im gleichen Zeitraum hingegen eine Zunahme von 60,7 Prozent.

Laut Statistik der Johns-Hopkins-Universtität haben sich seit Beginn der Pandemie in Italien 1.178.529 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. 45.229 Menschen mit Coronavirus-Infektion sind bisher gestorben.

Italien erlebt zweiten Corona-Alptraum - Studie enthüllt: Virus kam viel früher ins Land als gedacht

Update vom 15. November, 14.46 Uhr: Offenbar kursierte das Coronavirus bereits wesentlich früher in Italien als gedacht. Das hat jetzt eine Studie des Instituts für Tumore in Mailand (Istituto dei Tumori di Milano) und der Universität Siena ergeben. Basis dieser Erkenntnis sind Blutproben, die zum Tumor-Screening entnommen worden waren. Das berichtet die italienische Zeitung La Repubblica.

In der Studie wurden insgesamt 959 Personen zwischen September 2019 und März 2020 untersucht. 11,6 Prozent besaßen demnach Corona-Antikörper. Interessant ist nun, dass von diesen 11,6 Prozent wiederum 14 Prozent, bereits im September Antikörper im Blut hatten.

Das beweist, dass das Virus bereits etliche Monate früher als gedacht in Italien kursierte. Bislang war der erste Fall im Februar 2020 entdeckt worden, wie das Blatt berichtet. Die neue Erkenntnis wäre eine Begründung dafür, dass es unmöglich war für Italiens Patient 1 eine Infektionskette nachzuweisen, durch die das Virus ins Land gekommen war.

Corona in Italien: Details zum Impfplan enthüllt

Update vom 15. November, 11.36 Uhr: Die italienische Zeitung La Repubblica hat Details zum Impfplan in Italien veröffentlicht. Demnach sollen tausende Impfdosen in den Krankenhäusern schon Ende Januar 2021 bereitstehen. Dabei solle der gemeinsam von Pfizer und Biontech entwickelte Impfstoff an erster Stelle stehen. Laut La Repubblica soll dieser vielversprechende Corona-Impfstoff sechsmal so viel kosten wie der von AstraZeneca. Das Pharmaunternehmen würde sich selbst um den Vertrieb kümmern. Zur Sicherheit und zum Schutz gegen das organisierte Verbrechen sei das Militär beim Transport und der Verteilung der Impfdosen eingebunden. Pfizer liefert den Impfstoff direkt an tausend Impfzentren. Für den Transport und die Lagerung des Impfstoffs sind Gefrierzellen nötig, die Temperaturen zwischen minus 70 und minus 80 Grad aushalten können.

Auch Deutschland bereitet sich auf den ersehnten Corona-Impfstoff vor. Die Bundesregierung geht zwar davon aus, dass Anfang 2021 der Impfstoff vorliegen könnte, doch wo und wann tatsächlich die ersten Dosen des Impfstoffes bereitstehen, ist zunächst unklar.

Italien erlebt zweiten Corona-Alptraum - neue „rote Zonen“ geschaffen

Update vom 15. November, 11.05 Uhr: In Italien sind strikte Corona-Regeln in Kraft (15. November) getreten. Nachdem die italienische Regierung auch die Toskana und Kampanien als „rote Zonen“ eingestuft hat, sind inzwischen rund 26 der 60 Millionen Einwohner Italiens von den strikten Maßnahmen betroffen. 

„Ich weiß, dass wir weitere Opfer verlangen“, warb Gesundheitsminister Speranza um Verständnis für die erneute Verschärfung dder Maßnahmen. „Aber es gibt keinen anderen Weg, wenn wir die Zahl der Todesopfer senken, die Ansteckungen eindämmen und einen unerträglichen Druck auf unser Gesundheitssystem verhindern wollen.“

Rote ZoneMenschen dürfen ihre Wohnung nur in Ausnahmefällen (Arztbesuch, Einkaufen) verlassen. Bars, Restaurants und fast alle Geschäfte sind geschlossen.
Orange ZoneAusgangssperre von 22 bis 5 Uhr. Menschen dürfen den Wohnort nicht verlassen.
Gelbe ZoneBars und Restaurants mit Einschränkungen noch geöffnet.

Update vom 14. November, 18.35 Uhr: In Italien halten sich Coronavirus-Fallzahlen weiterhin auf einem hohen Niveau. Am Samstag meldeten die italienischen Behörden 37.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Am Freitag wurde mit knapp 41.000 Neuinfektionen ein neuer Höchstwert erreicht. Experten des italienischen Gesundheitsministeriums haben angesichts der Lage die Hoffnungen auf Ausnahmen von den Corona-Regelungen für das Weihnachtsfest gebremst.

Man könne nicht denken, dass Weihnachten eine Ausnahme darstellt, sagte Franco Locatelli, Präsident des Gesundheitsrates. Natürlich sei daran gelegen, den Reproduktionswert* so niedrig wie möglich zu bekommen, aber es sei nicht daran zu denken, dann zu den gewohnten Festlichkeiten überzugehen. Der R-Wert gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt - und gibt damit Auskunft darüber, ob das Infektionsgeschehen zunimmt oder abflaut.

Dem jüngsten Bericht des Ministerium zufolge war der R-Wert auf 1,43 gesunken. Die durchschnittliche Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche lag demnach für den Zeitraum 2. bis 8. November bei 330. Zum Vergleich: Das Robert Koch-Institut gab die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz* für Deutschland am Freitag mit rund 140 Fällen pro 100.000 Einwohner an.

Coronavirus in Italien: Weitere Regionen als „rote Zonen“ eingestuft“ - Neapel besonders getroffen

Update vom 14. November, 12.02 Uhr: Italien weitet seine „roten Zonen“ aus. Wegen stark steigender Corona-Infektionszahlen gehören nun auch die Toskana und Kampanien zu ihnen - laut dem von Gesundheitsminister Roberto Speranza unterzeichneten Dekret gelten nun auch in Großstädten wie Florenz und Neapel verschärfte Maßnahmen wie Ausgangssperren.

Kampanien wurde direkt von der gelben zur roten Zone erklärt. Besonders schlimm ist die Situation derzeit in der Regionalhauptstadt Neapel, wo die Krankenhäuser schon so überfüllt sind, dass Patienten in ihren Autos behandelt werden müssen oder in Rettungswagen mit dem Tode ringen.

In den bislang sieben roten Regionen müssen die Menschen weitgehend zu Hause bleiben (außer für Arztbesuche, für den Job oder zum Einkaufen). Die italienische Regierung hat die Regionen des Landes in drei Risikostufen unterteilt: rote, orangefarbene (Menschen dürfen zum Beispiel das Haus, aber nicht den Wohnort verlassen) und gelbe. Insgesamt sind inzwischen rund 26 der 60 Millionen Einwohner Italiens von den strikten Maßnahmen betroffen.

Ein Mann mit Mund-Nasen-Schutz geht im November 2020 abends an einem Lebensmittelgeschäft in Neapel vorbei.
Szene aus Neapel vor den neuerlichen Corona-Verschärfungen ©  Alessandro Pone/LaPresse/AP/dpa

Corona trifft Italien mit voller Wucht: Video schockiert - Mann leblos auf Toilette „weggelegt wie ein leerer Sack“

Update vom 13. November, 20.54 Uhr: In Italien gab es erneut einen Höchststand an Corona-
Neuinfektionen. Trotzdem machen sich die Maßnahmen der Regierung gegen die Pandemie offenbar bemerkbar.

Nach Angaben des italienischen Gesundheitsministeriums ist der Reproduktionswert von 1,7 auf 1,4 gesunken, wie der Experte der Behörde, Giovanni Rezza, am Freitagabend mitteilte. Der R-Wert zeigt an, wie viele Menschen eine mit dem Coronavirus infizierte Person im Schnitt ansteckt.

Rezza sieht darin zwar nur ein erstes Signal für einen Rückgang der Übertragungen. Dies könne allerdings mit den bisherigen Maßnahmen zusammenhängen. Jedoch zeigte er sich besorgt über den massiven Anstieg der Zahlen der Covid-19-Patienten in Krankenhäusern und auf Intensivstationen. „Das rechtfertigt weitere restriktive Maßnahmen“, sagte Rezza.

Corona in Italien: Ökonom kritisiert Krisenmanagement der Regierung

Update vom 13. November, 18 Uhr: Ein Südtiroler Ökonom hat scharfe Kritik am Corona-Krisenmanagement der italienischen Regierung geübt.

„Für das Verhalten der politischen Akteure im März und April habe ich Verständnis. Die Situation war vollends neu. Nur frage ich mich, was man im letzten halben Jahr konkret gemacht hat. Was die strategischen Werkzeuge betrifft, sind viele Länder am selben Punkt wie im Frühjahr“, sagte Christoph Kaserer von der TU München der Tageszeitung Dolomiten.

Seiner Kenntnis nach würden versprochene Finanzhilfen für Betriebe erst mit deutlicher Verzögerung bei den Antragsstellern eintreffen - Kaserer: „Es ist für mich absolut unverständlich, dass man Wochen, gar Monate braucht, um Zuschüsse auszuzahlen.“

Die Regierung von Ministerpräsident Giuseppe Conte hatte wegen der Corona-Krise zuletzt 5,4 Milliarden Euro weitere Wirtschaftshilfen bewilligt. Bei dem Geld handelt es sich für Italien vollumfänglich um neue Schulden.

Corona-Pandemie in Italien: Mehr als 635.000 Menschen aktiv mit dem Coronavirus infiziert

Update vom 13. November, 17 Uhr: Wie das italienische Gesundheitsministerium via Twitter mitteilt, waren Stand 12. November mehr als 635.000 Menschen aktiv mit dem Coronavirus infiziert.

Zum Zeitpunkt der Erhebung gab es seit Beginn der Pandemie demnach 1.066.401 nachgewiesene Covid-19-Fälle im Mittelmeerland mit seinen rund 60 Millionen Einwohnern.

Die Zahl der registrierten Corona-Toten lag bei 43.589.

Erstmeldung vom 13. November: München/Neapel - Italien versinkt Mitte November im Corona*-Chaos. Die Zahl der Covid-19-Neuinfektionen, der Patienten und der Corona*-Todesfälle steigt ungebremst, zahlreiche Notfall-Ambulanzen und Triage-Stationen entstehen, um hoffnungslos überlastete Krankenhäuser wenigstens ein wenig zu entlasten.

Corona-Pandemie in Italien: Formel-1-Strecke in Monza dient als Triage-Station

Die Wirtschaft steht in manchen Branchen (Tourismus, Gastronomie, Einzelhandel) still, die Warn-App „Immuni“ wird vom Volk nur widerwillig angenommen. Zu diesem Bild passt, dass laut n-tv „mittlerweile jeder Italiener ein Corona-Opfer kennt“.

Mehr als 43.000 Menschen sind in dem Mittelmeerland mittlerweile an oder mit dem heimtückischen Virus gestorben. Die Toten sind laut F.A.Z. (hinter einer Bezahlschranke) im Schnitt knapp über 80 Jahre alt. Und das Gesundheitssystem wankt - mindestens.

Neapel: Ladenbesitzer demonstrieren auf der Piazza dei Martiri wegen der wirtschaftlichen Verluste durch die Corona-Pandemie.
Neapel: Ladenbesitzer demonstrieren auf der Piazza dei Martiri wegen der wirtschaftlichen Verluste durch die Corona-Pandemie. © Valeria Ferraro/dpa

Die prominenteste Triage-Station steht mittlerweile auf der weitläufigen Formel-1-Strecke in der Lombardei, dem Autodromo Nazionale Monza. Die Rennbahn liegt nur etwa 40 Kilometer von Bergamo entfernt. Dort, wo das Coronavirus in der ersten Welle der Pandemie schier uferlos grassierte.

Corona-Pandemie in Italien: Tod von Giuseppe Cantalupo sorgt weiter für Wut und Entsetzen

In den Triage-Stationen wird entschieden, wer welche Behandlung bekommt - und ob. Oder wer gar wieder nach Hause geschickt wird, weil die Symptome vergleichsweise milde sind.

Das ganze Land bewegt derweil eine Geschichte - die von Giuseppe Cantalupo. Der 84-Jährige starb kürzlich, an Covid-19 erkrankt, auf einer Krankenhaus-Toilette in Neapel. Das bestürzende Video der Szene ging bei Social Media viral. (Die Redaktion hat sich aus Respekt gegenüber dem Toten und der Familie dagegen entschieden, Bilder davon zu zeigen.)

Die Vorwürfe an die Behörden sind drastisch und spiegeln das ganze Entsetzen der Kritiker wider. „Jetzt wollen sie uns sagen, dass unser Vater sterben musste, weil er 84 war und Diabetes und das Virus hatte? Warum ist es normal, in diesem Zustand zu sterben, weggelegt wie ein leerer Sack?“, zitiert die Tageszeitung La Repubblica die Familie des Verstorbenen: „Das einzig Zivilisierte, was sie, unsere Institutionen, tun konnten, war, sich zu entschuldigen. Oder den Mund zu halten.“

Coronavirus-Pandemie: Italien ächzt unter Corona

Italien ächzt unter Corona - gesundheitspolitisch und wirtschaftlich. Verfolgen Sie alle Entwicklungen hier im News-Ticker. (pm) *Merkur.de ist Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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