- vonMartina Lipplschließen
Hunderte Boote und tausende Menschen auf dem Landwehrkanal in Berlin - und das zu Corona-Zeiten. Die Fotos von der Party auf dem Wasser sorgen für Kritik - auch aus der Clubszene.
- Seit dem Coronavirus-Ausbruch in Deutschland leidet das öffentliche Leben.
- Nach den strengen Corona-Regeln sind Partys verboten und Clubs geschlossen.
- In Berlin trafen sich trotzdem hunderte Boote und tausende Menschen auf dem Landwehrkanal in Kreuzberg.
Berlin - Das Pfingstwochenende war dieses Jahr perfekt - jedenfalls wettertechnisch gesehen. Hunderte von Schlauchbooten trafen sich auf dem Landwehrkanal in Berlin. Trotz Corona* schienen Abstandsregeln vergessen. Die Polizei musste eingreifen. Dabei ging es hier um einen Protest, um die Unterstützung von Berliner Clubs.
Wasser-Demo in Berlin: 400 Schlauchboote gedrängt auf dem Landwehrkanal
Unter dem Thema „Für die Kultur – Alle in einem Boot“ fand die Versammlung auf dem Wasser von Alt-Treptow bis nach Kreuzberg statt, teilte die Berliner Polizei mit. Gegen 12.30 Uhr startete die Wasser-Demo am Samstag (31. Mai). Anfangs setzten sich die Boote unter der Begleitung von zwei Booten der Wasserschutzpolizei in Bewegung. Doch im Lauf der Zeit schlossen sich immer mehr Boote an.
Am Ende zählte die Polizei bis zu 400 Boote, darunter überwiegend Schlauchboote und rund 20 größere Boote. Rund 1.500 Menschen nahmen an der Versammlung auf dem Wasser und auch am Ufer teil.
Der Veranstalter forderte die Teilnehmer mehrmals auf, die Abstände einzuhalten, teilt die Polizei mit. Auch Einsatzkräfte sprachen die Bootsführer sowie Teilnehmer am Ufer an. „Aufgrund der nicht eingehaltenen Abstände zueinander und von Beschwerden über zu laute Musik“ beendete der Veranstalter am frühen Abend in Absprache mit der Polizei die Wasser-Demo. Die Polizei sei mit 100 Kräften im Einsatz gewesen.
Wegen Corona-Regeln: Heftige Kritik gegen Berliner Demo auf dem Wasser
Die Aktion gegen das Sterben der Clubszene und Ravekultur in Berlin sorgte für Kritik. Auf Fotos und Videos der Party ist zu sehen, dass sich kaum jemand an die Abstandsregeln hält. Mund-und-Nasen-Schutz trug auf der Versammlung kaum einer. Die Reaktionen auf Twitter folgten prompt.
Hey Berlin, was stimmt mit euch nicht ?#kreuzberg #landwehrkanal #corona #coronadeutschland pic.twitter.com/ifmP6T9GN5
— Wolfgang vom Hagen (@woolfman1970) June 1, 2020
Auch den Ort der Party vor dem Berliner Urban Krankenhaus in Kreuzberg fanden einige geschmacklos.
Die, die hier feiern, unter den Fenstern des Urbankrankenhauses: ihr habt erfolgreich einen neuen Club eröffnet - den Club der Egoisten. Jetzt eine Bitte: nehmt euren Club und verschwindet aus unserem Kiez. Keine Ahnung, wohin ihr gehört - hierhin jedenfalls nicht. #landwehrkanal pic.twitter.com/UBNklLte35
— Anna von Boetticher (@annaboetticher) June 1, 2020
Nach Angaben der Berliner Clubcommission handelte es sich um eine Initiative von einzelnen Akteuren aus der Clubszene. Ursprünglich sei geplant gewesen, dass Menschen am Ufer der Spree Musik und Redebeiträgen von Booten auf dem Wasser zuhörten. Laut rbb24.de hatten die Veranstalter mit dem Andrang kaum gerechnet. Für die Techno-Party vor dem Klinikum am Urban entschuldigten sich die Veranstalter, dieser Ort sei als Endpunkt der Demo mehr als schlecht gewählt und symbolisch völlig unangemessen gewesen.
Gefahr einer Coronavirus-Ausbreitung: Aufruf an Demonstranten
In dem Statement bittet die Berliner Clubcommission alle Teilnehmenden der Demo das Risiko einer Ausbreitung des Coronavirus zu unterbinden und ihre sozialen Kontakte in den nächsten 14 Tagen auf ein Minimum einzuschränken - insbesondere beim Umgang mit älteren und kranken Menschen.
Das Statement der Clubcommission zur Versammlung „Für die Kultur - Alle in einem Boot“ pic.twitter.com/B7YIS4yGkK
— clubcommission (@clubcommission) June 1, 2020
Trotz Verstöße gegen Corona-Abstandsregelung: Keine Konsequenzen für Veranstalter
Konsequenzen müssten die Veranstalter der Demo allerdings keine befürchten. Einsatzkräfte hätte weder Anzeigen wegen der Corona-Verstöße geschrieben, noch Personalien aufgenommen, berichtet rbb24.de
Auch im edlen Sylter Kurort Kampen gab es - trotz Corona - offenbar eine riesige Party. Die Polizei reagiert.
ml
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