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In der Not vor verschlossenen Türen

Jede zweite Frau in Bayern wird abgewiesen, wenn sie in einem Frauenhaus um Hilfe bittet. Die Einrichtungen sind voll, die Zahl hilfesuchender Frauen steigt. Die Landtags-Grünen haben nun ein Antragspaket vorgelegt, um die Situation zu entschärfen. Dafür ist viel Geld nötig – es wäre nicht das erste Mal, dass es daran scheitert.

Grüne fordern Millionen für Frauenhäuser

Von Katrin woitsch

München – Die Frau weint fürchterlich. Sie ist gerade von ihrem Mann verprügelt worden. Mit zitternden Händen hat sie die Nummer des nächsten Frauenhauses gewählt – doch die Mitarbeiterin, die gerade Bereitschaft hat, kann ihr kaum helfen. In der Einrichtung ist kein Platz frei.

Diese Situation ist in vielen Regionen Bayerns Alltag. Eine vom Sozialministerium in Auftrag gegebene Studie hatte vor einem guten Jahr eklatante Missstände bei der Betreuung von Frauen gezeigt, die Opfer von häuslicher oder sexueller Gewalt geworden sind. Die 38 staatlich geförderten Frauenhäuser in Bayern müssen demnach genauso viele Frauen ablehnen, wie sie jährlich aufnehmen – etwa 1500. In ländlichen Gebieten ist die Lage besonders angespannt, dort müssen die Frauen oft mehr als hundert Kilometer fahren, wenn sie Hilfe suchen. Dazu kommt, dass überall Sozialwohnungen fehlen. Früher sind die Frauen im Schnitt 30 Tage im Frauenhaus geblieben, inzwischen mehr als doppelt so lange. Und für einige gibt es auf lange Sicht keine Alternative, als wieder zu ihrem Mann zurückzukehren.

Das Problem ist nicht neu – aber es spitzt sich zu. Die Zahl der Frauen, die um Hilfe bitten oder Anzeige wegen häuslicher oder sexueller Gewalt erstatten, ist in den vergangenen zehn Jahren um 30 Prozent gestiegen. Sabine Böhm, die Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft der Frauennotrufe und Frauenberatungsstellen in Bayern, geht nicht davon aus, dass es deutlich mehr Fälle gibt. „Die Dunkelziffer ist riesengroß.“ Aber das Thema sei mehr in der Öffentlichkeit angekommen – deswegen würden sich mehr Frauen trauen, um Hilfe zu bitten.

Die Landtags-Grünen wollen mit einem Antragspaket noch mehr Aufmerksamkeit auf die prekäre Situation für Frauen in Not lenken. Vor allem aber wollen sie einen besseren Schutz für Gewaltopfer erreichen, die Beratungsstellen ausbauen und die Prävention verbessern. Und dafür ist eine Menge Geld nötig. Verena Osgyan, die frauenpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, geht davon aus, dass der Freistaat allein 1,3 Millionen Euro aufbringen müsste, um die akute Notlage zu entschärfen. „Um den tatsächlichen Bedarf einigermaßen abzudecken, wären jährlich vier bis fünf Millionen Euro nötig“, sagt sie. Mit diesem Geld könnten die Plätze in den Frauenhäusern erweitert und mehr Beratungs- und Betreuungspersonal eingestellt werden.

Die Einrichtungen in ländlichen Regionen sind oft nur mit zwei Halbtags-Stellen ausgestattet, berichtet Maike Bublitz, die Geschäftsführerin des Frauennotrufs München. Die meisten Aufgaben werden ehrenamtlich gestemmt. Dazu komme, dass in manchen Einrichtungen der Eigenanteil für Notrufe und Beratungen bei bis zu 80 Prozent liege, berichtet Böhm. „Das Personal muss viel Zeit aufwenden, um Sponsoren zu finden oder Anträge zu schreiben“, betont sie. „Wir brauchen eine verlässliche und stabile Finanzierung, die uns nicht von Jahr zu Jahr entzogen werden kann, um ein stabiler Anker für Frauen und Kinder sein zu können“, sagt Böhm.

Um die Geld-Frage wird im Landtag schon lange gestritten. Kurz vor Weihnachten wurde ein Antrag der SPD abgelehnt. Sie hatte gefordert, die jährliche Unterstützung von 2,5 Millionen Euro für die Frauenhäuser zu verdoppeln. Die Staatsregierung argumentiert damit, Landkreise und kreisfreie Städte seien für die Bereitstellung von Frauenhäusern zuständig. Der Dachauer SPD-Abgeordnete Martin Güll betont: „Wenn die Landkreise die Last allein tragen müssen, wird nichts vorangehen.“ Er hatte bereits angekündigt, den Antrag bei den Beratungen zum Nachtragshaushalt erneut zu stellen. Auch die Grünen wollen nicht lockerlassen. Osgyan betont: „Dass das reiche Bayern nicht genügend Mittel für gewaltbetroffene Frauen und Kinder zur Verfügung stellt, ist beschämend.“

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