Nach Unfall im Ammersee
Tödlicher Leichtsinn auf Bayerns Seen: Experte warnt vor Gefahren beim Stand-up-Paddeln
- VonCornelia Schrammschließen
Am Wochenende kam es im Ammersee zu einem tödlichen Unfall. Eine 16-Jährige, die mit einem Stand-up-Paddel unterwegs war, konnte nicht schwimmen und ist im See ertrunken. Michael Förster, Sprecher vom Landesverband Bayern der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft warnt: „SUPs vermitteln ein falsches Gefühl von Sicherheit.“ Wie Stand-up-Paddeln zu einer Gefahr werden kann.
Eching am Ammersee – Einfach rauf auf’s Brett, das lange Paddel taucht ins Wasser – und los geht’s. Stand-up-Paddeln ist schon seit einigen Jahren der Trend-Sport auf oberbayerischen Seen. Jeder kann sich aufs Brett schwingen und wird dabei nicht mal nass – so scheint es zumindest, wenn die SUPs über das Wasser schweben. Aber der Sport birgt auch Gefahren.
„Wir beobachten, dass die Zahl der Unfälle mit Stand-up-Paddelboards die letzten Jahre zugenommen hat“, sagt Michael Förster, Sprecher vom Landesverband Bayern der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. „Da die SUPs inzwischen sogar in Discountern angeboten werden, gibt es wohl einen Zusammenhang.“ Das heißt: Viele Menschen, besonders junge Erwachsene, gehen mit dem Trend-Sportgerät, das es auch im Internet für unter 200 Euro zu kaufen gibt, zu leichtsinnig um. Sie absolvieren keinen Kurs, bekommen keine fachliche Einweisung.
„Ein falsches Gefühl von Sicherheit“
„Es ist wie bei aufblasbaren Schwimmtierchen für Kinder. SUPs vermitteln ein falsches Gefühl von Sicherheit – sie sind für Nicht-Schwimmer völlig ungeeignet“, sagt Förster. Ein Irrglaube, der am Wochenende in Eching am Ammersee (Kreis Starnberg) einer 16-Jährigen das Leben gekostet hat. „An einem tragischen Unglücksgeschehen besteht kein Zweifel“, sagt Michael Graf, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Das Mädchen und ihre jüngere Schwester paddelten am Freitag auf dem See herum, fielen ins Wasser – und konnten beide nicht schwimmen. Ein anderer SUP-Fahrer half sofort, aber die 16-Jährige tauchte nicht mehr auf. Ein Großaufgebot an Tauchern suchte sie zwei Tage lang. Sonntagmittag wurde wie berichtet ihre Leiche im Wasser entdeckt.
Es ist dieses Jahr der dritte Badeunfall am Ammersee, bei dem ein Mensch gestorben ist, teilt die Polizei mit. 2018 kam zuletzt eine SUP-Fahrerin im Wörthsee ums Leben. Die Eltern verfolgten den Unfall und die Suche ihrer Tochter vom Ufer aus. „Die Familie stammt aus Sierra Leone“, sagt Graf. Sie können nicht schwimmen – wie viele Menschen aus Westafrika. Die Mädchen waren mit einem privaten Brett im Wasser. Die DLRG appelliert aber auch an SUP-Verleiher, abzufragen, ob ihre Kunden gute Schwimmer sind.
Experte empfiehlt Schwimmweste und Kurse
„Neben vielen Menschen mit Migrationshintergrund gibt es generell immer mehr Jugendliche und Erwachsene, die nicht schwimmen können“, sagt Förster. „Mit dem SUP sollten auch Schwimmweste und Sicherheitsleine verliehen werden.“ Beides hatten die Mädchen nicht dabei. „Beides empfehlen wir auch guten Schwimmern. In der Sonne heizt der Körper auf dem Board schnell auf, wodurch es zu Kreislaufproblemen kommen kann“, sagt Förster. Wer taumelt und fällt, landet in verhältnismäßig eiskaltem Wasser und kann schlimmstenfalls das Bewusstsein verlieren. „Die Weste hält über Wasser. Bei einem Unfall können Rettungskräfte einen leichter finden und das Board treibt angeleint nicht ab.“
Bevor man erstmals auf ein Board steigt, hält Walter Schöfbeck vom Bayerischen Kanu-Verband, dem auch ein SUP-Ressort untersteht, einen Anfängerkurs bei einem Verein für ratsam. „Schon für kleines Geld, kann ich mir ein SUP leihen oder kaufen“, sagt er. „Aber viele sind verantwortungslos unterwegs.“ Der Verband setzt sich daher seit Jahren dafür ein, dass SUPs im freien Verkauf auch ein Regelheft beiliegt. „Da geht es nicht nur um Sicherheit, sondern auch um die Umwelt. Viele fahren unwissend durch sensible Uferbereiche und stören Fische und brütende Vögel.