Unfälle, Baustellen und Reiseverkehr machen Probleme
„Bundesweiter Rekord-Stau“ in der Region – Nadelöhr A8 sorgt oft für Chaos
- VonSebastian Aicherschließen
Die Autobahnen in Südostbayern gehören zu den meist genutzten Straßen in Bayern und ganz Deutschland. Dementsprechend voll wird es vor allem in den Ferienzeiten. Das Ergebnis der ADAC-Staubilanz zeigt, dass der bundesweit längste Stau im vergangenen Jahr bei uns in der Region war.
München – Rund 55.000 Stunden standen die Auto- und Lkw-Fahrer im Kalenderjahr 2022 bayernweit im Stau. Insgesamt 333.000 Staustunden wurden in ganz Deutschland seitens des Allgemeinden Deutschen Automobilclubs (ADAC) registriert. Damit entfallen etwa 17 Prozent der bundesweit erfassten Staustunden auf den Freistaat.
Im deutschlandweiten Vergleich liegt Bayern knapp vor Baden-Württenberg (zwölf Prozent) und deutlich hinter Nordrhein-Westfalen (31 Prozent) auf einem unrühmlichen zweiten Platz. Dennoch liegt das Stauaufkommen im Freistaat allerdings laut Angaben des ADAC noch deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019.
Rekord-Stau zwischen Grabenstätt und Bad Reichenhall
Der „bundesweite Rekord-Stau“, wie ihn die Verkehrsexperten des ADAC bezeichnen, ereignete sich nicht nur in Bayern, sondern sogar in der Region. Am 23. Juli vergangenen Jahres – einem Samstag – staute es sich auf der A8 München-Salzburg zwischen der Anschlussstelle Grabenstätt und dem Grenzübergang bei Bad Reichenhall auf etwa 44 Kilometern Länge.
„Pendler, Tagestouristen, Urlauber – gerade in den Ferienmonaten ist diese Kombination für alle eine große Herausforderung, bei der viel Geduld in Anspruch genommen wird“, erklärt Alexander Kreipl, verkehrs- und umweltpolitischer Sprecher des ADAC. Kommen dann – wie auf der A8 in besagtem Streckenabschnitt – auch noch Baustellen dazu, ist das Stau-Chaos perfekt.
Reiseverkehr sorgt vor allem in der Region für volle Straßen
Laut Kreipl habe sich außerdem der Trend aus dem Vorjahr fortgesetzt, dass die Menschen verstärkt mit dem eigenen Auto in den Urlaub gefahren sind. „Österreich, Italien und Kroatien sind alle gut mit dem Auto erreichbar“, so der Verkehrsexperte weiter. Dementsprechend ist der Sommer besonders Anfällig für Staus und Behinderungen.
Der Höchstwert an Staustunden in Bayern wurde nämlich im Ferienmonat Juli erreicht – über 7000 Stunden verloren die Auto- und Lkw-Fahrer zusammengerechnet – aber auch im August mit 6660 und September mit 6300 Stunden wurde die Geduld der Verkehrsteilnehmer im Freistaat auf die Probe gestellt.
Zum Jahresende hingegen nahm das Stauniveau aus Sicht des ADAC „erwartungsgemäß“ wieder ab, im Dezember waren es aber dennoch rund 3900 Stunden, in denen auf bayerischen Autobahnen Stillstand herrschte.
Massive Probleme auf A93 wegen Lkw-Blockabfertigung
Aber nicht nur der Reiseverkehr, sondern auch die Lkw-Blockabfertigung auf der Inntalautobahn sorgte im vergangenen Jahr für teils massive Probleme. Vor allem auf der A93 zwischen dem Inntal-Dreieck und dem Grenzübergang bei Kiefersfelden staute es sich an Tagen mit Dosierungsmaßnahmen erheblich – teilweise bis auf die A8 zurück.
„Hier wird es Zeit, dass gemeinsam eine Lösung im beiderseitigen Interesse gefunden wird, vor allem, weil wir für 2023 mit steigendem Kfz-Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen rechnen, was sich auch in den Stauzahlen niederschlagen dürfte“, betont Kreipl.
ADAC liefert Ideen zur Entlastung der Autobahnen
Doch wie soll sich zukünftig die Verkehrssituation auf den Autobahnen und Fernstraßen entlasten? Aus Sicht des ADAC Südbayern seien dafür verschiedene Maßnahmen notwendig: „Es ist ein Zusammenspiel aus vielen Faktoren, die wir für eine Mobilitätswende und damit auch für weniger Verkehr und Stau auf den Straßen sehen: Ein flächendeckender, schnellerer Ausbau des Öffentlichen Personenverkehrs, einhergehend mit einer Modernisierung der Schienensysteme für den Nah- aber auch für den Fernverkehr“, erklärt Alexander Kreipl.
Gleichzeitig müssten aus seiner Sicht aber auch Engpässe auf den bekannten chronisch überlasteten Autobahnabschnitten beseitigt werden, Bauvorhaben entbürokratisiert und somit schneller umgesetzt werden. Vor allem der Zustand der Autobahn-Brücken macht dem ADAC zudem Sorgen: „Hunderte von Brücken müssen in den nächsten Jahren rechtzeitig durch neue Bauwerke ersetzt werden“, so der Verkehrsclub.
Appell an die Politik
Am Ende appelliert Kreipl auch an die Politik, über „dringende Investitionen“ in die Straßeninfrastruktur zu sprechen. „Denn jeder Kilometer im Stau und jeder Umweg durch Sperrungen und Umfahrungen geht nicht nur zu Lasten der betroffenen Autofahrer, sondern auch zu Lasten der Umwelt“, macht der Verkehrsexperte zum Abschluss deutlich.
aic