Mühldorfer Plogging-Gruppe besucht Müllheizkraftwerk
So endet unser Wohlstandsmüll in Burgkirchen
- VonKirsten Seitzschließen
Ihre freiwillige Arbeit hilft seit Monaten dabei, die Stadt sauber zu halten. Jetzt wollte die Mitglieder der Plogging-Gruppe Mühldorf wissen, wo der von ihnen gesammelte Müll landet und was aus ihm wird.
Mühldorf/Burgkirchen – Im Müllheizwerk Burgkirchen fließt der Müll von einer Million Menschen aus sieben Landkreisen zusammen. Natürlich auch der, den die Plogger im Landkreis sammeln. Seit 2004 erhebt das Statistische Bundesamt Zahlen zum Aufkommen an Haushaltsabfällen. Danach ist die Menge an privaten Haushaltsabfällen in Deutschland 2021 auf Rekordhöhe gestiegen. So produzierte jeder Deutsche statistisch 483 Kilo Abfall, Tendenz steigend.
17.000 Tonnen Müll in jedem Jahr
Bei ihrem Besuch im Müllheizkraftwerk des Zweckverbands Abfallverwertung Südostbayern (ZAS) Burgkirchen erfuhren die Plogger zusammen mit dem Umweltreferenten des Mühldorfer Stadtrats Stephan Schinko (Grüne), dass die Anlieferung aus dem Landkreis Mühldorf seit Jahren rund um 17.000 Tonnen pendelt.
Viel mehr Müll vor 30 Jahren
Die Menge liegt nach Angaben von Rolf Möbus, zuständig für das Stoffstrommanagement, in der Verbrennungsanlage aber deutlich unter den Werten nach der Gründung des ZAS. 1994 seien es noch 27.800 Tonnen Müll gewesen, die im Landkreis angefallen sind.
Der drastische Rückgang liegt laut Möbus aber nicht am stark gestiegenen Müll sparen der Landkreisbewohner, sondern an Änderungen in der Gesetzgebung. Mussten Anfang der 1990er Jahre Firmen ihren Müll über die Landkreise entsorgen, konnten sie das später eigenständig tun. Sehr viel Müll sei damals in die preiswerten Deponien in Ostdeutschland gegangen, sagte Möbus. Die sind inzwischen geschlossen, sodass auch in Burgkirchen Gewerbemüll angeliefert wird, aber nicht in den Landkreiszahlen auftaucht.
Eine mögliche Steigerung der Müllmenge stellt für den ZAS kein Problem dar. Möbus: Der Zweckverband muss den Müll seiner Mitglieder entsorgen, das waren 2022 etwa 158.000 Tonnen. Darüber hinaus ist der ZAS nach eigenen Angaben berechtigt, zur Auslastung des Müllheizkraftwerks, Entsorgungsverträg. mit Gewerbekunden abzuschließen. Die lieferten im vergangenen Jahr 80.000 Tonnen an. „Mit diesen zusätzlichen Abfallanlieferungen kann die Vollauslastung der Anlage sichergestellt werden, ohne dass ein Entsorgungsengpass entstehen kann“, sollte die Müllmenge in den Mitgliedsgemeinden steigen.
Besonders saubere Anlage
Das Müllheizkraftwerk Burgkirchen ist mit Blick auf die Schadstoffemissionen die sauberste Anlage aller überprüften Werke. „70 Prozent des Müllaufkommens wird über den Schienenverkehr transportiert. Dadurch wird auch der Anlieferverkehr über die Straße deutlich verringert. 200 Müllfahrzeuge sind im Einsatz“, sagte Möbus
Pro Jahr werden insgesamt 240 Tonnen Müll im Burgkirchner Müllheizkraftwerk verbrannt, erfuhr die Plogging-Gruppe bei ihrem Besuch. Die dabei entstehende Wärme wird zur Energieerzeugung genutzt. Ein weiterer positiver Aspekt ist: Unbrennbare Reststoffe, die bei der Verbrennung übrigbleiben, werden verwertet. Die Metalle werden eingeschmolzen und zu neuen Metallprodukten recycelt. Mineralische Schlacke kann unter anderem für den Straßenbau oder für Erdbauarbeiten verwendet werden.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Salz, das bei der Waschwasserreinigung entsteht, als Streusalz oder in Gewerbebetrieben eingesetzt werden kann.
Ganz wichtig ist aus Sicht der ZAS-Führung die Mülltrennung. Wiederverwertbarer Müll aus den Gelben Säcken wird zu einer Sortieranlage transportiert, wo die Abfälle nach Materialart sortiert werden. Mülltrennung sei deshalb so enorm wichtig, weil vieles auch recycelt werden könne. Bedenken, dass das Müllheizkraftwerk der Umwelt schaden könnte, braucht man keine haben, denn Schadstoffe werden durch modernste Technik herausgefiltert. „Regelmäßig werden Untersuchungen im Freien durchgeführt“, sagt Möbus. So könne man nachweisen, dass keine Gefahr für Umwelt, Pflanzen, Tiere oder Menschen besteht.