Bürgermeister Holzner im Interview
Tourismusbilanz für Piding: „Sind mit einem blauen Auge davongekommen“
- VonChristina Eisenbergerschließen
Zwei Jahre Corona-Pandemie haben den Tourismus in Piding geprägt. Bürgermeister Hannes Holzner spricht im Interview mit BGLand24.de über das Urlaubsverhalten der Pidinger Gäste und gibt einen Ausblick für die Zeit „nach“ der Pandemie.
Piding - Mindestabstand beim Strandurlaub, Maskenpflicht auch bei einem sechsstündigen Flug und dann noch geschlossene Grenzen. Urlauber hatten es die letzten zwei Jahre in der Corona-Pandemie nicht leicht. Viele entscheiden sich letztendlich für Urlaub daheim oder zumindest in Deutschland.
Tourismusbilanz Piding: „Besser als kalkuliert“
Das dürfte auch die Tourismusbilanz der Gemeinde Piding gerettet haben. Bürgermeister Hannes Holzner ist zufrieden: „Es ist besser als kalkuliert, aber natürlich wesentlich schlechter wie die letzten Jahre. Aber wir sind trotzdem mit einem blauen Auge bei uns im Gemeindegebiet davongekommen.“
Dies habe mehrere Ursachen, erklärt der Bürgermeister: „Zum einen, weil sich das Urlaubsverhalten insgesamt geändert hat. Wir hatten wesentlich weniger Ankünfte, aber eine wesentlich längere Verweildauer. Die Leute machen länger Urlaub.“
Holzner tippt auch darauf, dass die Corona-Pandemie zu dieser Veränderung geführt hat. Durch geschlossene Grenzen, aber auch Beherbergungsverbote konnte die Bevölkerung eine Zeit lang überhaupt nicht in den Urlaub fahren. „Somit ist man halt einmal weggefahren und länger geblieben. Das war positiv für uns.“
Buchungsstatistik IRS-Portal für Piding
Piding | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
Anzahl Buchungen | 420 | 752 | 764 | 413 | 414 |
Buchungsumsatz | 99.860 Euro | 154.580 Euro | 166.990 Euro | 168.680 Euro | 167.560 Euro |
Anzahl Übernachtungen | 2293 | 5287 | 5598 | 5067 | 5231 |
Übernachtung pro Gast | 4,4 | 3,2 | 3,4 | 4,9 | 5,3 |
Anzahl Gäste | 982 | 1645 | 1654 | 1026 | 982 |
In der Buchungsstatistik des IRS-Portals zeigt sich deutlich die längere Verweildauer der Gäste in Piding. Waren es 2019 im Schnitt 3,4 Nächte, die eine Person in Piding geblieben ist, steigt die Anzahl der Nächte auf 5,3 im zweiten Pandemie-Jahr 2021. Die Anzahl der Gäste ist hingegen deutlich gesunken. 982 Personen haben 2021 über das Portal gebucht. 2019 waren es noch 1654.
Einnahmen Tourismus Piding
Piding | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
Kurbeitrag | 46.370 Euro | 60.030 Euro | 50.560 Euro | 62.270 Euro | 30.880 Euro |
Fremdenverkehrsabgabe | 76.830 Euro | 102.100 Euro | 128.290 Euro | 57.880 Euro | 152.410 Euro |
Provision IRS | 10.430 Euro | 6880 Euro | 8390 Euro | 14.160 Euro | 11.980 Euro |
Sonstiges (Radverleih, Werbeartikel, etc.) | 2480 Euro | 3210 Euro | 3630 Euro | 4030 Euro | 4710 Euro |
Übernachtungen in Piding
Piding | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
Campingplatz | 12.694 | 15.668 | 17.275 | 12.980 | 8309 |
Gewerbe | 54.024 | 59.266 | 63.457 | 52.228 | 50.780 |
Privatvermieter | 10.253 | 10.140 | 10.170 | 6585 | 6129 |
Gesamt | 76.971 | 85.074 | 90.902 | 71.793 | 65.218 |
Drei Mal mussten Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze wegen Corona schließen. Von 22. März 2020 bis 30. Mai 2020, 20. Oktober 2020 bis 21. Mai 2021 und 24. November 2021 bis 8. Dezember 2021 durfte Piding keine Gäste empfangen. Das spiegelt sich auch in den Gesamtübernachtungszahlen wider. Über 25.000 Übernachtungen weniger zählt die Gemeinde 2021 zum Vergleichsjahr 2019.
Generationenwechsel bei Vermietern
Die Vermieter sind der Gemeinde größtenteils erhalten geblieben, so Bürgermeister Holzner. „Bei uns in der Gemeinde gab es bei den vermietenden Betrieben einen großen Strukturwandel. Da ist von den älteren Generationen in die nächste Generation übergeben worden.“ Es seien weniger Vermieter weggefallen als erwartet - im Gegensatz seien sogar welche hinzugekommen. Waren es 2011 noch 58 Vermieter, ist die Anzahl bis 2018 auf 39 gesunken. 2019 springt die Zahl der Vermieter in Piding auf 43 Vermieter zurück. Auch 2021 sind es 43.
Die Pandemie hat jedoch für die Vermieter mehr Aufwand bedeutet. Vor allem für Kleinvermieter, die keine Entschädigung erhalten, ist die Belastung besonders hoch, heißt es im Tourismusbericht. Wie es nach der Pandemie weitergeht, ist sich der Bürgermeister unsicher. „Es gibt Anzeichen, dass der ein oder andere von der Fremdenvermietung weggeht und lieber zur Festvermietung wechselt.“
Gäste schätzen den Urlaub „in der Heimat“
Seit Frühjahr 2021 arbeitet die Gemeinde mit dem Zweckverband Bergerlebnis Berchtesgaden zusammen. Holzner ist mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden. Der Verband übernimmt unter anderem etwa den Werbeauftritt der Gemeinde als Urlaubsort, betreibt den Veranstaltungskalender sowie Newsletter und betreut die Website. Die Zusammenarbeit werde man weiterführen, so Holzner.
Wie sich der Tourismus in Piding im dritten Jahr seit Pandemiebeginn entwickeln wird, ist derzeit schwer einzuschätzen, meint der Bürgermeister. „Bis vor ein paar Wochen hätten wir schon gemeint, dass es besser wird oder dass sich das langsam wieder normalisiert. Die Gäste schätzen es, dass man bei uns in der Heimat oder in Deutschland genauso gut Urlaub machen kann. Diese Rückmeldungen haben wir bekommen. Aber jetzt mit der Ukraine-Krise kann man das ganz schlecht abschätzen, wie sich das heuer entwickeln wird“, so Holzner.
ce