Noch mehr warme Tage zum Monatsende
Oktober knackt Rekorde: Die sommerlichen Temperaturen bereiten Experten Sorgen
- VonCornelia Schrammschließen
Der Oktober geht ungewöhnlich warm zu Ende - und bricht sogar Rekordwerte. Mit bis zu 26 Grad soll es in den nächsten Tagen in Bayern noch einmal richtig warm werden. Laut Definition sind das Sommer-Tage - und das macht Meteorologen Sorgen.
Peißenberg – Stefan Schwarzer kann nur staunen. Der diesjährige Oktober knackt alle Rekorde. In seinem Garten in Peißenberg im Kreis Weilheim-Schongau hat er eine Wetterstation installiert – und mit seinem Thermometer bisher eine Monatsmitteltemperatur von 12,7 Grad Celsius festgehalten. „Der Wert liegt deutlich über der normalen Durchschnittstemperatur von 9 Grad in den Oktobern der letzten 30 Jahre“, sagt Schwarzer, der das Wetter nicht nur in seiner Freizeit erforscht, sondern auch im Meteorologischen Observatorium auf dem Hohen Peißenberg arbeitet.
Schwarzers private Daten reichen bis 1987 zurück. Bisher hielt der Oktober 2001 mit 12 Grad den Rekord. 1995 und 2006 lag die Mitteltemperatur jeweils bei 11,5 Grad, 2014 bei 10,9 Grad. Die Messungen auf dem Hohen Peißenberg reichen bis ins Jahr 1781 zurück und bestätigen den Verdacht des Deutschen Wetterdienstes, dass der diesjährige Oktober in Deutschland wohl zum fünftwärmsten Oktober seit 1881 werden könnte. In Hohenpeißenberg ist es wohl der zweitwärmste.
Guido Wolz vom Deutschen Wetterdienst in München kennt die bayernweiten Zahlen – und hält sogar noch einen Rekord für möglich: „Noch ist der Monat nicht vorbei, aber mit 11,7 Grad ist die aktuelle Mitteltemperatur der höchste Wert, der im Oktober in Bayern je beobachtet worden ist.“ 2001 war der Oktober in Bayern mit 11,4 Grad bisher am wärmsten. „Zum Vergleich: 1974 lag der Wert bei 4,1 Grad und 1905 sogar nur 3,4 Grad.“
Berge bleiben länger schneefrei
„Der Oktober reiht sich in das warme, trockene Jahr 2022 ein“, sagt Schwarzer. Frost gab es diesen Monat noch nicht mal auf dem Hohen Peißenberg auf 988 Metern Höhe – dafür hat der 49-Jährige in seinem Garten aber am 17. Oktober mit 25,1 Grad einen Sommertag registriert. „Es ist extrem warm. Normale Herbsttemperaturen hatten wir nur ganz kurz im September.“ Vor zehn Jahren hat sich der Klimawandel noch besonders im Frühling und Sommer gezeigt – inzwischen merkt man ihn auch den Herbstmonaten an, die nun bis zu zwei Grad wärmer sind. Das hat Konsequenzen: Berge über 2000 Meter bleiben viel länger schneefrei. Insekten sterben im Winter nicht und das Pflanzenwachstum setzt früher ein.
„Ein Ende der milden Temperaturen ist zumindest bis Allerheiligen nicht in Sicht“, sagt Guido Wolz. „Über Spanien und das Mittelmeer hält weiterhin eine südwestliche Strömung aus subtropischer Luft auf uns zu.“ Bis zu 25 Grad hält der Meteorologe am Freitag für möglich. „Im Alpenvorland könnten die Werte punktuell auch darüber liegen.“