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Notfallversorgung Burghausen auf der Kippe? Kritik an Notarztstudie aus dem Stadtrat

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Von: Daniela Haindl

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Luftaufnahme des InnKlinikum Burghausen.
Luftaufnahme des InnKlinikum Burghausen. © InnKlinikum

42.000 Notfälle im Jahr 2022 und eine steigende Tendenz. Doch eine Studie schlägt vor, die Burghauser Notfallversorgung nach Tittmoning zu verlegen. Dem Stadtrat gefällt das ganz und gar nicht.

Burghausen – Erneut kommt Sorge um die Notfallversorung in Burghausen auf: In der Stadtratssitzung am 14. Dezember brachte Dr. med. Markus Braun(CSU) vor, dass die vom Bayerischen Innenministerium beauftragte Notarztstudie 2021 einen Notarztstandort in Tittmoning statt in Burghausen vorgeschlagen habe. „Bei 850 Einsätzen im Jahr ist das sehr schwierig“, so Dr. Braun. Er habe bereits Briefe an das Ministerium geschrieben, dass der Burghauser Standort erhalten bleiben solle. Bei der Stadtratssitzung bat er Bürgermeister Florian Schneider(SPD) um Mithilfe seitens der Stadt.

„Keine zufriedenstellende Lösung“

Aktuell ist im Landkreis Altötting nichts nötiger als eine funktionierende Notfallversorgung: So kündigte erst am 12. Dezember Innklinikum-Vorstand Thomas Ewald bei der Kreistagssitzung an, dass die Erweiterung der Notaufnahme am Klinikum Altötting vorgezogen werden müsse. Allein im Jahr 2022 seien statt der prognostizierten 30.000 bereits 42.000 Notfälle versorgt worden. Und der Trend steige. Auch der Burghauser Bürgermeister sorgt sich bezüglich der Thematik: „Die Notaufnahme in Altötting ist eine Engstelle und wir haben momentan keine wirklich zufriedenstellende Lösung.“

Studie soll Weiterentwicklung anregen

Auch über die Studie ist Bürgermeister und Kreisrat Schneider im Bilde. Die Untersuchung stammt vom Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement des Klinikums der Universität München. Wie der Bayerische Innenminister Joachim Hermann Anfang Oktober erläuterte, liefert die Studie Anregungen für die zuständigen Zweckverbände für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) und die Kassenärztliche Vereinigung (KVB), die Notarztversorgung in Bayern weiterzuentwickeln. Den Notarztdienst sicherzustellen sei deren gemeinsame Aufgabe.

„Das ist ein völliger Schmarrn“

„In dieser Studie kam raus, dass man beim Kreiseziehen und Berechnen von Fahrzeiten Tittmoning am schnellsten aus dem Einzugsgebiet erreichen kann“, erklärte Bürgermeister Schneider. Vorgegeben sei eine maximale Fahrzeit von 15 Minuten. „Ich habe da aber eine ganz klare Position. Das mit Tittmoning kann nicht funktionieren. Das macht keinen Sinn.“ Erst am 14. November habe der Burghauser Bürgermeister dazu ein Gespräch geführt: Mit dem Geschäftsführer des ZRF Traunstein, Josef Gschwendner, den Landräten von Altötting und Mühldorf und politischen Vertreter im Zweckverband, sowie Elisabeth Schätz, der Bürgermeisterin von Haag.

Das ist ein völliger Schmarrn, da waren sich alle einig“, so der Burghauser Bürgermeister. „In der Studie werden wesentliche Dinge nicht berücksichtigt. Beispielsweise, die vorhandene Infrastruktur und, dass in Burghausen mehr Leute wohnen.“ Bei der Untersuchung handle es sich um eine rein theoretische und mathematische Annahme. „Das kann es nicht sein, und das kann man so nicht umsetzen. Da herrscht schwerster Widerstand!“, so Schneider. Eine laut Innenminister Herrmann „innovative Einführung eines Telenotarztes“ sieht der Burghauser erst in weiter Zukunft. Mittels Telemedizin soll per Videoübertragung am Einsatzort und im Rettungswagen in Echtzeit auf das Expertenwissen eines Notarztes zurückgegriffen, heißt es seitens des Innenministeriums.

Telenotarzt als Lösung für den Mangel an Notärzten?

„Es ist Illusion, dass wir den Zustand von vor ein paar Jahren wiederherstellen können“, so Bürgermeister Schneider. „Der Trend in der Medizin ist anders. Auch mit dem vorhandenen Personal ist das nicht mehr verwirklichbar.“ Auch Dr. Bauer sieht dieses Problem. Wegen Personalmangels waren in der Burghauser Klinik Betten geschlossen worden. „Meines Erachtens war das zu früh, die Betten fehlen uns“, so der Arzt. „Wir hatten vor einigen Jahren die modernste Intensivstation. Jetzt ist sie einfach geschlossen. Wenn ich jetzt einen vitalen Notfall habe, dann muss ich erst anfragen, ob in Burghausen ein Intensivbett frei ist – aktuell gibt es davon nur acht. Ansonsten muss der vitale Notfall nach Altötting.“, so Dr. Bauer. Bei dem Neubau des Altöttinger Klinikums, welcher im März 2023 fertiggestellt werden soll, habe man nicht hinzugerechnet, wieviele Betten in Burghausen wegkamen. „Und das führt zu unbefriedigenden Situationen“, so Dr. Bauer.

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