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Wintersport ohne Winter: Wie zeitgemäß ist das, in Zeiten der Energiekrise?

Skifahren bei Schneemangel
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Wintersport ohne Winter? Die Schneelage in den Alpen ist vielerorts mehr als dünn.
  • Isabella Schweiger
    VonIsabella Schweiger
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Milde Temperaturen und viel Sonnenschein zum Jahresbeginn: was die einen auf einen baldigen Frühling hoffen lässt, bereitet dem Wintersport mehr als Kopfzerbrechen. Grüne Pisten so weit das Auge reicht, geschlossene Liftanlagen oder Schnee, der per Helikopter geliefert wird - wie soll es weitergehen mit dem Wintersport?

Mitte Dezember sah alles noch so rosig aus: Schnee bis ins Flachland, viele Skigebiete feierten Saisonauftakt mit frischen Pulverschnee und entsprechenden Temperaturen. Doch kurz vor Weihnachten dann die Kehrtwende: Tauwetter, mit fast frühlingshaften Temperaturen, das jede weiße Piste in braungrüne Matschwiesen verwandelt hat. Skifahren ist derzeit fast nur auf Gletschern oder hoch gelegenen, als schneesicher geltenden, Skigebieten möglich. Erst in den kommenden Tagen hat sich in höheren Lagen der Alpen wieder etwas Schnee angekündigt - aber nicht so viel und so großräumig, dass sich das Schnee-Problem der Skigebiete in Luft auflösen würde. Es bleibt zu mild.

Schneemangel: Ein Destaster für die Betreiber, gefährlich für Sportler

Zahlreiche Skigebiete sind derzeit geschlossen, betroffen sind vor allem Pisten unter 1500m, dort ist es zu warm, auch Schneekanonen kommen deshalb nicht zum Einsatz. Was für Freizeitsportler einfach ein Ärgernis ist, wird für die Wintersportindustrie zum Desaster, wenn es so weitergeht. Einige Bergregionen setzen auf Wanderungen oder Sommerrodeln. Im Schweizer Nobelskiort Gstaad will man die Lifte in jedem Fall offenhalten. Notfalls mit einem wenig umweltfreundlichen Helikoptereinsatz, der den Schnee auf die Hänge fliegt, um für Skitouristen weiterhin attraktiv zu bleiben. Das richtige Signal in Zeiten der Energiekrise?

Ein weiterer Aspekt: Der Schneemangel birgt auch Gefahren für die Ski- und Snowboardfahrer. Neben den Pisten ragen Felsen, Steine, Wurzeln und mehr aus dem Boden - ein Sturz hat meist erhebliche, ja sogar tödliche Folgen. Eine Talabfahrt ist nur möglich, weil sich weiße Schlangen ab der Schnee-Grenze ins Tal schlängeln. Die Pisten sind aufgrund des Kunstschnees auch oft morgens schon steinhart. Nach der langen Corona-Zwangspause fehlt vielen auch die Übung.

Weil zu wenig Schnee liegt und viele Pisten gesperrt sind, tummeln sich die Wintersportfans auf den wenigen offenen Pisten, die Unfallwahrscheinlichkeit nimmt allein aufgrund des höheren Aufkommens deutlich zu. Auf den schmalen Kunstschneepisten sei oft nicht genug Platz für alle Skifahrer, sagt der Präsident des Deutschen Skilehrerverbands, Wolfgang Pohl.. „Dann wird es eng, dann kommt es zu Beinahe-Zusammenstößen“, sagt er. Wer ausweicht und dann mit hoher Geschwindigkeit stürzt und in die nicht-eingeschneiten Flächen neben den Pisten fällt, riskiere schwere Verletzungen. 

Ein Kraftakt: Biathlon in Ruhpolding findet mit Mühen statt

Auch der Chiemgau hat zu kämpfen. Dort findet ab Mittwoch (11. Januar) der Biathlon-Weltcup in Ruhpolding statt. Ein Kraftakt für die Helfer, die die Strecke vor Ort trotz Regens und Wärme mit viel Mühe so vorbereitet haben, dass es nachmittags mit dem Männer-Einzel losgehen kann. Schnee gab es hier nur aus den Depots, eingelagert aus dem Vorjahr. In der ansonsten grünen Region liegt nun ein weißes Band, auf dem die Skijäger bis Sonntag sechs Rennen bestreiten sollen. Ob das wirklich klappt, hängt aber auch davon ab, wie sich das Wetter entwickelt. Es soll wieder regnen und bis zu acht Grad warm werden. „Das beschäftigt mich, denn ich merke, dass sich etwas verändert“, sagte Biathlet Roman Rees zur dpa, „Schon wenn ich vier Jahre zurückschaue, merke ich, dass etwas mit dem Winter nicht stimmt.“

Oft schon glich Ruhpolding in der Vergangenheit im Januar einem Winter-Wunderland, tief verschneit, manchmal fiel sogar zu viel vom Himmel. Jetzt ist das anders, der Schnee liegt eingelagert im Depot. „Die Gebiete, in denen es Schneesicherheit gibt, werden weniger“, sagte Klimaforscher Werner Aeschbach vom Institut für Umweltphysik in Heidelberg der Deutschen Presse-Agentur: „In 2000 Metern wird es aber immer noch viel Schnee geben. Unter 1000 Meter gibt es diese Sicherheit aber eben mittelfristig nicht mehr.“

Die nächsten Jahre werden herausfordernd, denn die Klimakrise sorgt an vielen Orten absehbar dafür, dass es weniger Schnee und kürzere Kältephasen gibt. Im Dezember wurde in Frankreich notgedrungen Schnee per Lastwagen angeliefert, um das Biathlon-Event vor einer Absage zu retten.

Ski alpin in der Schweiz (7. Januar 2023): Weltcup, Riesenslalom, Herren, 1. Durchgang: Luftaufnahme der Rennstrecke vor dem Start.

Wie sinnvoll ist Wintersport ohne Winter?

Keine Frage, die professionellen Wintersport-Events sind wahre Publikumsmagnete und haben weltweit zahlreiche Fans. Auch hängt eine ganze Industrie und unzählige Arbeitsplätze, vom Hotelier bis zum Liftbetreiber, an einer funktionierenden Wintersport-Saison.

Dennoch werden auch kritische Stimmen lauter, die fordern, solche Events eben nur mehr in schneereichen Regionen stattfinden zu lassen und das Betreiben von Schneekanonen oder das aufwendige Präparieren und antransportieren von Alt-Schnee zu verbieten. Ihre einfache Lösung: wo kein Schnee, da eben auch kein Wintersport. Gerade auch, wenn deutsche Politiker die Bürger allerorts zum Energiesparen auffordern, finden es Kritiker zynisch, wenn Skipisten mit großem Aufwand in einem milden Winter bewirtschaftet werden.

Wie steht Ihr dazu? Welche Lösung könnte es für den Wintersport und die Menschen, die ihn lieben und auch professionell betreiben, geben? Oder sollte man darauf verzichten, wenn es eben keinen Schnee mehr gibt? Schreibt uns Eure Meinung an leserbriefe@ovb24.de (Stichwort WintersportBitte sendet uns neben Euren Zeilen auch unbedingt Euren Namen und Euren Wohnort – und am besten auch ein Foto von Euch. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe samt Namen und Wohnort anschließend in einem entsprechenden Artikel.

Anm. der Red.: Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften entsprechend zu kürzen oder die Veröffentlichung gegebenenfalls ohne Angabe von Gründen zu verweigern.

si/dpa

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