Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.


Kosten, Kapazität und Sinnhaftigkeit

Die Angst vor einem Krieg: Kein Schutz in Deutschland? So bitter steht es um unsere Bunker

Besucher betreten den unteren Bereich im Bunker. Der ehemalige Stasi-Bunker in Gosen in Brandenburg bei Berlin ist wieder für Führungen geöffnet.
+
Besucher betreten den unteren Bereich im Bunker. Der ehemalige Stasi-Bunker in Gosen in Brandenburg bei Berlin ist ebenfalls wieder für Führungen geöffnet.
  • Markus Zwigl
    VonMarkus Zwigl
    schließen

Mit dem Krieg in der Ukraine kommen auch in Deutschland Ängste wieder auf, die mit dem Ende des Kalten Krieges überflüssig schienen. So mancher kauft Vorräte ein, andere fragen sich, wie der Staat eigentlich seine Bürger schützt. Und angesichts des Ukraine-Konfliktes steigt auch hierzulande bei einigen Menschen das Interesse an Bunkern und Schutzräumen.

Bayern/Schweinfurt - In Schweinfurt kann man sich im Deutschen Bunkermuseum darüber informieren, wie sich die Menschen früher geschützt haben. Nach zwei Jahren pandemiebedingtem Stillstand hat man dort am Donnerstag (24. März) eine symbolische Wiedereröffnung veranstaltet, teilte Nils Brennecke mit, der Eigentümer des Museums, das in einem Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg untergebracht ist.

Bunkermuseum erhält Anfragen wegen Ukraine-Krieg

Seit gut drei Wochen werde er quasi täglich nach seinem Bunker gefragt, sagte Brennecke. Erst hätten ihn Bekannte, Verwandte oder Freunde kontaktiert: „Wenn was ist - du hast ja einen Bunker.“ Das sei erst noch eher im Scherz gewesen, „mit Smiley“, erzählte Brennecke. „In der zweiten Woche war das ohne Smiley.“ Und mittlerweile meldeten sich auch Fremde bei ihm. Er sei sogar schon gefragt worden, wie viel Miete er denn verlange, „wenn was passiert“.

Der Betreiber des Deutschen Bunkermuseums, Nils Brennecke, steht in einem Gang des Museums.

Er antworte mit Gegenfragen: „Wie stellst du dir das vor?“ Es gebe in dem Hochbunker keine Heizung, keine Dusche, keine Küche, das sei einfach nur ein „Betonkoloss“. Der sechs Stockwerke hohe Bunker war 1941 gebaut und im Kalten Krieg modernisiert worden. Ob er heutigen Waffen standhalten würde, wisse er nicht, sagte Brennecke, dem der Bunker gehört und der zusammen mit seiner Frau Petra das Museum betreibt.

Keine öffentlichen Schutzräume mehr zur Verfügung

In Deutschland stehen laut Bundesanstalt für Immobilienaufgaben aktuell keine öffentlichen Schutzräume mehr zur Verfügung. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde die Sicherheitslage neu eingeschätzt. Und gegen Gefährdungen wie Klimawandel, Naturkatastrophen und Terrorismus bieten öffentliche Schutzräume nach Angaben der Bundesanstalt keinen Schutz. Hinzu kamen hohe Unterhaltskosten und die nur noch sehr kurzen Vorwarnzeiten im Falle eines Angriffs.

Rund 2.000 öffentliche Bunkeranlagen gab es zur Zeit des Kalten Krieges in Deutschland. Nach ersten Schätzungen dürften davon nur noch etwa 600 reaktivierbar sein, berichtet der Bayerische Rundfunk. Allerdings bereits während des Kalten Krieges hätten die bayerischen Bunkerplätze nur für ganze zwei Prozent der Einwohner gereicht - wenngleich private Schutzräume hierbei nicht mitgezählt sind.

Noch 16 Bunker in München: Platz für 16.000 Zivilisten

Die gut 500 Bunkerschutzräume in Bayern existieren so gut wie nicht mehr, wurden längst aufgegeben oder werden anderweitig genutzt. Die Bunker wurden großflächig zurückgebaut. In München mit 1,5 Millionen Einwohnern existieren beispielsweise aktuell nur noch 16 Bunker, die Platz für 16.000 Zivilisten hätten, sich allerdings in einem „nicht kriegsfähigen“ Zustand befinden, wie Bundesanstalt für Immobilienaufgaben bekannt gab.

Bund und Länder werden jetzt aber sehr zügig gemeinsam eine Bestandsaufnahme vornehmen, erklärt Armin Schuster, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). „2007 haben Bund und Länder entschieden, das Schutzraumkonzept aufzugeben. Wir entwickeln derzeit Konzepte, wie künftig ein effektiver baulicher Bevölkerungsschutz aussehen kann.“ Eine Umsetzung werde Zeit und viel Geld kosten, so Schuster.

Abschreckung und Gegenschlag als Verteidigung

Doch wie sinnvoll sind solche Schutzräume überhaupt? Angesichts des Ukraine-Krieges will das Bundesinnenministerium laut BR offenbar nun ebenfalls eine Inventur starten, doch Bayerns Innenminister Joachim Hermann, CSU, der zwar den Zivilschutz vor neuen Herausforderungen sieht, warnt davor, ein Kriegsszenario hierzulande für realistisch zu halten: „Wir haben die Schutzräume vorher auch nicht in Anspruch nehmen müssen“ - die militärische Abschreckung müsse funktionieren. Die Verteidigungs- und Gegenschlag-Kapazitäten sind für Herrmann wichtiger als Bunker. Das Prinzip der Abschreckung habe lange gut funktioniert.

Ukraine-Krieg: Menschen halten sich in einer als Bunker genutzten U-Bahn-Station in Charkiw auf.

Offenbar sieht das auch Bundeskanzler Olaf Scholz so und erwägt die Errichtung eines Raketenschutzschilds für ganz Deutschland nach israelischem Vorbild. „Das gehört ganz sicher zu den Dingen, die wir beraten aus gutem Grund“, sagte der SPD-Politiker am Sonntag in der ARD-Sendung „Anne Will“ auf die Frage, ob wie in Israel ein „Iron Dome“ (Eiserne Kuppel) über das Land gespannt werden soll.

„Arrow 3“ in Deutschland installieren

Zur Begründung sagte er mit Blick auf Russland: „Wir müssen uns alle darauf vorbereiten, dass wir einen Nachbarn haben, der gegenwärtig bereit ist, Gewalt anzuwenden, um seine Interessen durchzusetzen. Deswegen müssen wir uns gemeinsam so stark machen, dass das unterbleibt.“

Offenbar wird die Anschaffung des israelischen Systems „Arrow 3“ erwogen. Es ist in der Lage, Langstreckenraketen sehr hoch über der Erde zu zerstören, bis in die Stratosphäre hinein, die zweite von fünf Schichten der Atmosphäre. Dazu ist die Bundeswehr bisher nicht in der Lage. Die Kosten würden laut „Bild am Sonntag“ bei zwei Milliarden Euro liegen. Einsatzfähig wäre das System 2025. Zum Vergleich: Allein der Atombunker der Bundesregierung in der Eifel kostete etwa eine halbe Milliarde.

mz/dpa

Kommentare