Hauptsache: rehabilitiert
Gustl Mollath bei Günther Jauch München – Am Ende packt Gustl Mollath ein kleines Geschenk aus: eine rote Schachtel mit einer Schleife.
Das Geschenk habe er „improvisiert“, sagt er zu TV-Moderator Günther Jauch am Sonntagabend. Der sitzt rechts von ihm – und Mollath drückt ihm nun die Schachtel in die Hand. Das Geschenk ist freilich nicht für Jauch. Nein. Es ist für einen syrischen Buben, der erst sieben ist und Mohamed heißt – und dessen Gesicht vor einiger Zeit von einer Granate in Damaskus zerfetzt wurde. Seither ist er blind.
Jauch hat Mohamed eine gute Stunde vor Mollath interviewt – für den großen Jahresrückblick bei RTL am Sonntagabend. Mollath sagt jetzt: „Mich hat das Schicksal von dem jungen Herrn Mohamed erschüttert.“ Jauch nickt und bedankt sich für das Geschenk: Ja, er werde es dem Buben geben. Das Gespräch mit Mollath dauert nur wenige Minuten. Gleich am Anfang tauscht Mollath spontan mit dem Moderator den Platz: Er sitze doch lieber auf der linken Seite, sagt er. Jauch ist einverstanden. „Es geht mir den Umständen entsprechend gut“, sagt Mollath dann. Immerhin war er 2717 Tage in der forensischen Psychiatrie untergebracht – gegen seinen Willen.
Erst Anfang August wurde Mollath entlassen. Im Frühjahr soll sein Prozess neu aufgerollt werden. Mollath, der sich seit längerem erstmals wieder öffentlich zeigt, wirkt wie immer ruhig und aufgeräumt. Er erzählt, dass er sich in seinem neuen Leben noch zurechtfinden muss, dass er „einen lieben Freund“ habe, der ihn im Alltag unterstützt. Im Grunde erfährt man nichts wirklich Neues, dafür ist die Zeit auch viel zu knapp. Und doch ist es seit langem wieder ein Auftritt vor Publikum für Mollath – der vor allem eines zeigt: Mollath will um seine Rehabilitierung kämpfen.
Barbara Nazarewska