IMMER MEHR METZGER UND LANDWIRTE BIETEN IHRE PRODUKTE AUCH AUßERHALB DER ÖFFNUNGSZEITEN AN
Grillfleisch aus dem Automaten
Ingolstadt/Immenstadt – Wenn es warm und trocken ist, brutzeln an vielen Grillplätzen wieder Steaks und Würste auf dem Rost.
Idealerweise deckt man sich für das Wochenende schon unter der Woche mit Fleisch ein. Aber alle, die sich an einem Sonntag spontan zum Grillen entscheiden, müssen trotzdem nicht verzichten: Denn in vielen bayerischen Gegenden gibt es inzwischen Fleischautomaten.
So wie den der Metzgerei Huber in Ingolstadt. Seit fünf Jahren ist der Automat mittlerweile in Betrieb, sagt Inhaber Richard Huber. Und das mit vollem Erfolg: Während der Grillsaison müssten er und seine Mitarbeiter den Automaten sonntags oft drei oder vier Mal nachfüllen. Das Angebot, außerhalb der Öffnungszeiten einzukaufen, würden vor allem junge Leute nutzen, die nicht bei der Tankstelle Fleisch kaufen wollen. Stattdessen kämen sie lieber zur Fleischerei. „Die jungen Leute schätzen das“, sagt Huber.
Für ihn ist der Automat eine gute Möglichkeit, außerhalb der Öffnungszeiten Umsatz zu machen. Dafür nimmt er auch deutlich mehr Arbeit in Kauf: Neben dem ständigen Nachfüllen muss auch jemand bei Störungen ansprechbar sein. Außerdem müssen er und seine Mitarbeiter das Fleisch vorbereiten, damit sie es überhaupt über den Automaten verkaufen können: Dazu müssen sie alle Produkte genau abwiegen, portionieren, verschweißen und etikettieren. Außerdem müsse abgeschätzt werden, wie viel Ware gebraucht wird, damit am Ende nichts weggeworfen werden muss, aber auch kein Kunde leer ausgeht. „Das ist eine Wissenschaft für sich“, sagt Richard Huber. Aber es lohne sich: Manchmal gebe es sogar Stau in der Straße, weil so viele Menschen zu seinem Grillautomaten wollen.
Die Seite „Grillfleischautomaten.de“ verzeichnet 52 Automaten für Grillgut in Bayern. Auch viele Landwirte entdecken alternative Verkaufswege für sich. „Es wird deutlich mehr“, sagt Markus Peters, Sprecher des Bayerischen Bauernverbandes. Immer mehr Landwirte würden ihre Produkte selbst vermarkten. Dazu würden sie häufig mit Lebensmittelmärkten vor Ort kooperieren oder selbst über Hofläden, Vertrauenskassen oder eben Automaten verkaufen. Laut Peters können sich die Landwirte so vom Druck der großen Konzerne und teilweise auch der Belastung durch schwankende Preise lösen. Vor allem Milchbauern würden ihre Produkte verstärkt selbst vermarkten: Je schlechter der Milchpreis vor allem 2015 und 2016 war, desto mehr Milchautomaten hätten die Bauern aufgestellt.
Tatsächlich waren 2016 unter den 169 den Ämtern bekannten Automaten von Direktvermarktern 111 Milchautomaten. Vor allem im Umkreis größerer Städte habe es viele Automaten gegeben, weniger dagegen in rein ländlichen Gebieten. Auch Vertrauenskassen waren beliebt, in die Kunden auf Vertrauensbasis das Geld für die Produkte zahlen, die sie sich nehmen.
Die Bergkäserei Diepolz in Immenstadt im Allgäu hat gute Erfahrungen mit ihrem Automaten gemacht. Der steht direkt vor dem Laden und versorgt Kunden rund um die Uhr mit Käse, Joghurt und Ähnlichem. Vor allem im Winter, wenn der Laden nicht so lange geöffnet hat, ist es deshalb gut, dass es den Automaten gibt, sagt Ursula Mohr von der Käserei. „Viele fahren extra zu uns her und haben die Öffnungszeiten nicht im Kopf.“ Dank des Automaten müssen sie nicht auf ihren Käse verzichten – die Beilage zum Grillfleisch ist also gesichert. lby