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Klimaschaden durch CO2-Abgabe

„Furzsteuer“ für Kühe - Wie Experten in Bayern auf die schräge Idee reagieren

Rinderwahnsinn (BSE) und die dadurch im Menschen ausgelöste Creutzfeldt-Jakob-Krankheit waren in den 1990ern ein großes Thema.
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Rinderwahnsinn (BSE) und die dadurch im Menschen ausgelöste Creutzfeldt-Jakob-Krankheit waren Ende der 1990er ein großes Thema.
  • Claudia Möllers
    VonClaudia Möllers
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Der Chef des Umweltbundesamts fordert eine Steuer auf den CO2-Ausstoß von Kühen. CSU und Tierexperten halten Idee des Umweltbundesamt-Chefs für nicht umsetzbar.

München/Miesbach – Wenn über Klimawandel diskutiert wird, kommen immer auch die Kühe ins Gespräch. Kein anderes Nutztier verdaue so klimaschädlich wie die Kuh, die über den Pansen Methan generiere, hat der Chef des Umweltbundesamts Dirk Messner betont. Folgerichtig sei es, die Landwirte für deren CO2-Ausstoß zahlen zu lassen. Eine Idee, die die Bild-Zeitung mit der Zeile „Furzsteuer für Kühe“ garnierte.

Kritik an Zahlung wegen CO2-Ausstoß: „ideologischer Feldzug gegen die Viehhaltung“

Alexander Radwan (CSU), der die Bundestagswahlkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach mit vielen rinderhaltenden Landwirten vertritt, findet das nur bedingt lustig. Für die Bauern habe das einen gefährlichen Hintergrund, „denn das Ampel-Ziel der klimaneutralen Landwirtschaft gefährdet die klassische und kleinbäuerliche Rindertierhaltung in ihrem Bestand“.

Radwan ärgert sich über einen „ideologischen Feldzug gegen die Viehhaltung“ vor allem der Grünen. Der im Koalitionsvertrag festgeschriebene Umbau der Nutztierhaltung zum Ziel der Klimaneutralität sei „nichts weniger als ein Angriff auf unsere Landwirtschaft“. Wenn Butter und Rindfleisch als klimaschädliche Produkte gebrandmarkt und die „Luft der Kühe“ besteuert würden, „dann können wir unsere traditionellen Strukturen und die wunderschöne Landschaft gleich vergessen“, schimpft Radwan.

Steuern auf CO2-Abgabe von Kühen: Experte sorgt sich um steigende Preise

Professor Kay-Uwe Götz von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Poing (Kreis Ebersberg) gibt zu bedenken, dass mit einer CO2-Abgabe die Produktion von Lebensmitteln noch einmal teurer würde. Ernsthaft in Erwägung gezogen werde das bisher nicht, weil man zugleich die steigenden Lebensmittelkosten für ärmere Bürger kompensieren müsste. „Damit nicht Menschen, die in prekären Verhältnissen leben, sich überhaupt keine Milch, keine Butter und kein Fleisch leisten können.“ Eine Umsetzung einer CO2-Steuer sei schon deshalb nicht wahrscheinlich.

Aber Götz rückt auch die Fakten zurecht. Wenn man alle Wiederkäuer auf der ganzen Welt abschaffen würde, ergebe sich ein Temperatur-Rückgang von weniger als 0,1 Grad. Jedes Zehntel habe zwar seine Auswirkungen – aber alle Wiederkäuer zu entfernen, sei völlig unrealistisch. Wenn man den Bestand nur um 20 bis 40 Prozent reduzieren würde, könnte man vielleicht drei bis vier Hundertstel Grad erreichen. „Das ist wirklich wenig angesichts der vielen positiven Effekte durch Wiederkäuer.“ Schließlich würden diese Tiere pflanzliche Stoffe, die für den Menschen nicht essbar sind, in hochwertige Nahrungsmittel verwandeln. Diese seien für die Ernährung der Menschen in vielen Teilen der Welt unverzichtbar.

Keine Steuern auf CO2-Abgabe - aber auch keine Ausweitung der Fleischproduktion

Die Produktion von Fleisch dürfe aber nicht weiter ausgeweitet werden, das überschreite die Tragfähigkeit des Planeten. Für durchaus vernünftig hält es der Wissenschaftler, in Deutschland den Konsum von Rindfleisch moderat zu reduzieren. Derzeit konsumiere jeder Bürger durchschnittlich 55 Kilogramm Fleisch im Jahr. Die Verbraucher sollten sich an die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung halten und zwischen 300 und 600 Gramm Fleisch und Fleischprodukte pro Woche essen – also 16 bis 32 Kilo pro Jahr.

Ein US-Unternehmen will währenddessen echte Kuhmilch, aber ohne Kuh erzeugen. Die Milchprodukte sollen in einem Labor entwickelt werden.

Andreas Puchner, Umweltreferent des Bayerischen Bauernverbands, wundert sich über die Aussage des Chefs vom Umweltbundesamt – weil das Amt selbst eine Umsetzung einer CO2-Steuer für Kühe für nicht praktikabel ansehe. Sie sei nur umsetzbar, wenn sie pro Kilo Fleisch oder Milch erhoben werden könnte. „Das ist schlichtweg unmöglich, weil die verschiedenen Haltungsformen – Laufstall, Weidehaltung, Freilandhaltung – sich komplett unterscheiden in der Methanbildung. Auch je nach Fütterungsart ist der Methanwert unterschiedlich.“

Also müsste man alles betriebsspezifisch erheben. „Die Kosten wären so immens, dass es völlig unpraktikabel wäre.“ Die Bauern nähmen die Klimafrage aber sehr ernst. So gebe es ein Züchtungsprogramm mit dem Ziel, die Emissionen beim Milchvieh oder beim Mastrind zu senken. Zudem würden Futterstrategien gesucht, die tiergerecht sind und dem Klima dienen.

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