Ein Fuchs reißt Schafe
Aufregung im Landkreis Ebersberg: Ein Fuchs hat mehrmals einen Schafstall heimgesucht – er riss Lämmer und sogar Mutterschafe. „Sehr ungewöhnlich“, sagen Experten.
schlaflose nächte für landwirt
Aufregung im Landkreis Ebersberg: Ein Fuchs hat mehrmals einen Schafstall heimgesucht – er riss Lämmer und sogar Mutterschafe. „Sehr ungewöhnlich“, sagen Experten.
von sabine heine und dirk walter
Steinhöring – Der Landwirt Sepp Huber hat unruhige Nächte hinter sich – und wohl auch noch vor sich: Seit Wochen dringt immer wieder ein Fuchs in seinen offenen Schafstall in Sensau bei Steinhöring (Kreis Ebersberg) ein. Beim ersten Mal riss er ein Lamm und verletzte ein Mutterschaf daneben schwer. Es lebte zwar noch, als Huber morgens in den Schafstall kam. Aber aufgrund schwerer Bisswunden musste er es töten. Noch ein weiteres Mal kam der Rotrock in den Unterstand – und wieder wurde ein Lamm gefressen, ein zweites, 80 Kilo schweres Mutterschaf tot gebissen.
Es war zwar infolge einer Durchfall-Erkrankung geschwächt, dennoch erstaunt der Vorfall die Fachwelt. „Die Regel ist so was nicht“, sagt Claudia Gangl, Referentin für Wildbiologie beim Bayerischen Landesjagdverband. Der Fuchs sei „ein Opportunist“, sagt Gangl. Er fresse alles, was leicht zu fassen sei. Lämmer oder auch ein Rehkitz seien für ihn kein Problem. Ein ausgewachsenes Schaf hingegen schon. Dennoch sei ein Fuchs auch in der Lage, ein ausgewachsenes Reh zu erbeuten – „wenn dieses geschwächt“ ist. „Ausgewachsene Rehe als Beute kommen vor, Angriffe auf ausgewachsene Schafe sind weniger bekannt“, erklärt das Landesamt für Umwelt. Füchse hätten relativ lange und spitze Eckzähne und seien gute Jäger.
Landwirt Huber hat mit einer installierten Videokamera festgehalten, wie der Fuchs vorging. Er dachte ja zuerst, dass ein Wolf seinen Schafstall unsicher gemacht hatte – weswegen er die Polizei und diese dann das Landesamt für Umwelt alarmierte. Die Behörde ist zuständig für große Beutegreifer. Ein Experte stellte fest, dass ein Wolf nicht in Frage kommt. Das hat der Schafhalter durch die Filmaufnahmen auch festgestellt. Was ihn aber erstaunte: die Größe des Fuchses. „Fast so groß wie ein Schäferhund.“
Seit vergangener Woche sitzt Huber nun Nacht für Nacht Wache vor dem Stall. Er hat ebenso wie ein von ihm in Marsch gesetzter Jäger den Fuchs sogar schon gesehen. Doch die Entfernung für den sicheren Schuss war zu groß.
Bei der Jagd ist allerdings Eile geboten: Bei Rotfüchsen gibt es zwar generell eine ganzjährige Jagdzeit. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Elterntiere sind zwischen März und Juni wegen der Aufzucht von Jungtieren geschont – und zwar Fähen (weibliche Tiere) ebenso wie Rüden. Ein Jäger, der den Räuber im Schafstall erlegen will, müsste sich also vergewissern, dass das Tier nicht Junge aufzieht. Was de facto unmöglich ist.