Meinung
Ex-Minister wechselt zur FDP: Kräftige Rempler gegen Söder
- VonChristian Deutschländerschließen
Der Übertritt von Ex-CSU-Minister Franz Pschierer zur FDP hat viel Staub aufgewirbelt. Ein Parteiwechsel aus Opportunität? Das wäre die eine Lesart von Pschierers Vorgehensweise. Doch es gibt noch eine zweite - die auch zur Wahrheit gehört.
Wenn Politiker die Partei wechseln, wird gern über Grundsätze und Werte gepredigt. In Wahrheit geht es öfter um persönlichen Frust, verweigerte Posten oder Mandate. So auch beim Ex-CSU-Minister, der nun zur FDP wechselt: Franz Pschierer wäre wohl von seiner eigenen Basis im Allgäu nicht mehr für die Landtagswahl nächstes Jahr aufgestellt worden, erfuhr er montags, mittwochs war er dann plötzlich ein Liberaler.
Das ist eine Sichtweise auf den Fall. Eine andere, die auch zur Wahrheit gehört: Pschierer hat sich von Söders – höflich gesagt – sehr kurvenreicher CSU-Parteilinie schon lange entfremdet. Man muss seine Meinungen nicht alle teilen, aber immerhin zeigte der Ex-Minister mitunter den Mut, das öffentlich auszusprechen und Kritik auszuhalten. Das unterscheidet ihn von einigen Kollegen.
Sollte die CSU der Abgang schmerzen – viele Wirtschaftspolitiker hat sie ja nicht mehr –, lässt sie es sich nicht anmerken. Doch was Pschierer und der kleinen FDP gelingt: Der Wechsel macht Schlagzeilen, er schürt Unruhe in der CSU. Der Seitenhieb von Parteivize Weber, der Streit um Brandmauern gegen Rechts, Aigners Vorwürfe in der Energiepolitik, die noch immer nicht ausgestandenen Maskenaffären, der Umgang mit dem Milliardenloch Stammstrecke: Für Söder sind die Zeiten wieder rauer.