Im November findet „das große Schlachten“ statt
Ein 796 Kilo-Gigant: Wie zwei Brüder aus dem Unterallgäu den größten Kürbis Deutschlands züchteten
- VonCarina Zimniokschließen
Pünktlich zu Erntedank: Zwei Brüder aus dem Allgäu haben den schwersten Kürbis Deutschlands gezüchtet. Fast 800 Kilo wiegt das Trumm. Dafür mussten Jakob und David viel Zeit investieren. Wie gelingt so ein Riesen-Kürbis?
München – Sie mussten ihren Schatz mit einem Teleskop-Lader aus dem Gewächshaus holen und auf einen Autoanhänger hieven, bevor er auf seine große Reise ging. So schwer, so riesengroß ist der Kürbis, den Jakob und David Frommelt, Brüder aus dem Unterallgäu, monatelang begleitet haben. Vom kleinen Kern bis zu dem Trumm, das er jetzt ist. Seit Sonntag ist der Kürbis der Frommelt-Brüder ein Star. Er ist Deutscher Meister und seine Züchter natürlich auch.
David Frommelt ist 15 Jahre alt, sein Bruder Jakob 17. Ihr Vater hat ihnen daheim in Dankelsried bei Erkheim schon früh beigebracht, worauf es bei der Kürbiszucht ankommt. Und so klingt David Frommelt nicht nur wie ein Profi, wenn er am Telefon seine Zucht-Geheimnisse verrät – er ist einfach einer. Das Wichtigste, sagt David, ist viel Platz. 100 Quadratmeter pro Pflanze ist mindestens notwendig. Dazu ein Gewächshaus. Viel Wasser. Ein guter, biologischer Dünger. Das Wetter muss passen, nicht zu heiß, nicht zu kalt. „Und man braucht viel Zeit“, sagt der Schüler, der wie sein Bruder einmal Zimmermann werden möchte. Jeden Tag haben die Brüder zwei bis drei Stunden Arbeit investiert.
Nach 10 Tagen so groß wie ein Fußball
„Am 2. April haben wir ausgesät“, sagt David, das Datum weiß er natürlich auswendig. Aus dem Töpfchen im Haus kam das zarte Pflänzchen am 30. April ins Gewächshaus. Mitte Juni blühte der Kürbis –jetzt mussten die Brüder ihn bestäuben. „Wenn eine Biene in die Blüte fliegt, ist das Saatgut nicht mehr reinrassig“, sagt David. Kürbiszucht hat auch viel mit Genetik zu tun. Zehn Tage nach dem Bestäuben war er groß wie ein Fußball, 20 Tage später wog er 50 bis 70 Kilo.
„Das kann man schätzen“, erklärt der Profi – mit einem Maßband vermisst man den Kürbis, in einer Tabelle liest man das grobe Gewicht nach. Jetzt ging es vor allem darum, den Boden feucht zu halten und die Seitenranken einzugraben. An Tag 42 war ungefähr Halbzeit, da wog der Kürbis 400 Kilo – die Sorte heißt übrigens „Atlantic Giant“, Atlantischer Riese. Und als sie ihren Riesen neulich mit dem Autoanhänger drei Stunden zur weltgrößten Kürbisausstellung nach Ludwigsburg in Baden-Württemberg gekarrt haben, wog er exakt 796 Kilogramm.
Das sicherte den Brüdern den Titel. Deutscher Meister! Und das, obwohl alle anderen Züchter Erwachsene waren. David sagt: „Wir haben schon drauf hingearbeitet und damit gerechnet, dass wir vorne dabei sind.“ Der Sieg war trotzdem eine Überraschung für die Allgäuer.
Ende November steht „das große Schlachten“ an
Ihre Erfolgsgeschichte geht vielleicht weiter. Denn der schwerste Kürbis Deutschlands ist nicht wieder mit ins Allgäu gefahren, sondern in Ludwigsburg geblieben. Am Wochenende findet dort die Europameisterschaft statt, Jakob und David treten natürlich wieder an. Ende November findet „das große Schlachten“ statt, sagt Jakob. Vor Publikum wird der Kürbis aufgeschnitten. Die Kerne kommen raus, sie werden vielleicht als Saatgut verkauft. Das essbare Fruchtfleisch wird an die Zuschauer verteilt. Dann haben die Kürbis-Brüder Winterpause – im Frühjahr legen sie wieder los. Der Titel will verteidigt werden.