Prominentes Mitglied kündigt Austritt an
Der Bayerische Jagdverband kommt nicht zur Ruhe: Jetzt droht dem Jägerchef die Machtprobe
- VonDominik Göttlerschließen
Der Bayerische Jagdverband kommt einfach nicht zur Ruhe. In einem anonymen Schreiben haben sich nun ehemalige Mitarbeiter negativ über Präsident Ernst Weidenbusch geäußert. Diesem droht nun eine Machtprobe.
Feldkirchen – Die Vorwürfe in dem anonymen Schreiben hatten es in sich: Ein Generalsekretär, der angeblich ohne Legitimation die Geschäftsstelle leitet, ein Klima geprägt von Misstrauen und Angst, „zerstörte“ Ausschüsse und Arbeitskreise – so rechneten ehemalige Mitarbeiter des Bayerischen Jagdverbands (BJV) mit ihrer Führung um Präsident Ernst Weidenbusch ab.
„Rufmordkampagne“
In einer Pressekonferenz vergangene Woche verteidigte sich das Präsidium, sprach von einer „Rufmordkampagne“ – und stellte dabei infrage, ob das Schreiben wirklich von ehemaligen Mitarbeitern aus der Verbandszentrale in Feldkirchen (Kreis München) verfasst wurde. Jetzt ist klar: Das Schreiben ist echt. Wie der Verband mitteilte, hätten sich vier ehemalige Geschäftsstellenmitarbeiter bei einem Rechtsanwalt des Landesausschusses gemeldet und bestätigt, dass der Brief von ihnen stamme. Es sei jetzt Aufgabe des Präsidiums, sich selbstkritisch mit dem Schreiben auseinanderzusetzen. Man werde allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit geben, sich ebenfalls bei einem Rechtsanwalt zu äußern. Die Anonymität gegenüber dem Präsidium werde gewahrt.
Trotz dieser Ankündigung steuert der Jagdverband auf eine neuerliche Machtprobe zu. Weidenbuschs Gegner, die ihm einen autoritären Führungsstil und Scharfmachertum gegenüber Förstern und Waldbesitzern vorwerfen, arbeiten an dessen Abwahl. „Es geht ein großer Aufruhr durch alle Bezirke“, sagt etwa Bernhard Kukula, Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins Nürnberg Land. Seine Kreisgruppe hatte Weidenbusch zum Rücktritt aufgefordert. „Er hat darauf nicht reagiert.“ Weidenbuschs Kritiker buhlen deshalb um Unterstützer für eine außerordentliche Landesversammlung, auf der sie den Präsidenten abwählen wollen. Um es zur Abstimmung kommen zu lassen, müssten 17 der 163 Kreisgruppen eine solche Versammlung beantragen. Franz Loderer, Vorsitzender der Kreisgruppe Eichstätt, bestätigte gestern, einen entsprechenden Antrag gestellt zu haben. Er geht davon aus, dass die nötige Zahl an Unterstützern bald zusammenkommen wird. Weidenbusch hatte angekündigt, sich einer möglichen Abstimmung stellen zu wollen.
Philipp Freiherr zu Guttenberg bittet um die Kündigung
Ein prominentes Mitglied hat derweil seinen Rückzug angekündigt. In einem Schreiben, das unserer Zeitung vorliegt, bittet Philipp Freiherr zu Guttenberg um die Kündigung seiner Mitgliedschaft. Der jüngere Bruder des früheren Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg war bis 2019 Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände. In seinem Schreiben kritisiert er, dass der Bayerische Jagdverband Waldbesitzer, Bauern und Jäger immer weiter auseinandertreibe. Weidenbusch habe durch sein Auftreten eine Vielzahl der Mitglieder „verblattet“, schreibt zu Guttenberg im Jägerjargon – also vergrämt. Er schäme sich wegen des skandalösen Gebarens des Präsidenten, Mitglied im Verband zu sein.
Der Verband bestätigt den Eingang des Schreibens. Eine Sprecherin teilte mit, Weidenbusch kenne Guttenberg nur entfernt und wisse deshalb nicht, wie er zu seiner Auffassung komme. Und sie betont: Ein Wiedereintritt in den Deutschen Jagdverband werde von der klaren Mehrheit im BJV abgelehnt, würde 1,2 Millionen Euro pro Jahr kosten und die Auflösung der Geschäftsstelle in Feldkirchen bedeuten.