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Landrat Kern im Interview

BGL im Krisenmodus: Urlaubssaison erschwert Suche nach Flüchtlings-Unterkünften

Landrat Bernhard Kern Berchtesgadener Land Olympia Empfang in Berchtesgaden
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Rund 10.000 Flüchtlinge aus der Ukraine kommen täglich in Deutschland an. Bis zu 1800 davon reisen über das Berchtesgadener Land ein, erklärt Landrat Bernhard Kern im Interview mit BGLand24.de.
  • Christina Eisenberger
    VonChristina Eisenberger
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Tausende Flüchtlinge aus der Ukraine kommen täglich an der Grenze zum Berchtesgadener Land an. Doch wohin mit all den Menschen? Landrat Bernhard Kern im Interview über die Suche nach Unterkünften und wie die Urlaubssaison die Flüchtlingshilfe blockiert.

Berchtesgadener Land - Rund 20.000 Flüchtlinge aus der Ukraine sind laut Innenminister Joachim Herrmann in Bayern bereits untergebracht. Dabei bezieht sich Herrmann nur auf staatliche oder kommunale Einrichtungen. Insgesamt 100.000 Plätze möchte die Bayerische Regierung schaffen. Stemmen müssen das vor allem die Kommunen.

Suche nach Unterkunft: „Wie lange können wir belegen?“

Im Berchtesgadener Land nutzt das Landratsamt für die Flüchtlinge das Hotel Axelmannstein in Bad Reichenhall und die Neubichler Alm am Högl in Piding. „Wir haben natürlich weitere Einrichtungen im gesamten Landkreis“, so Landrat Bernhard Kern im Gespräch mit BGLand24.de. Es seien zahlreiche Angebote über die extra eingerichtete Emailadresse ukrainehilfe@lra-bgl.de reingekommen. „Das wird jetzt bei uns im Haus abgearbeitet.“ Die Mitarbeiter im Landratsamt müssen genau fragen: „Was haben wir für eine Kapazität, wann können wir belegen“ und vor allem: „Wie lange können wir belegen?“

Kurzfristige Unterkunftsmöglichkeiten bekomme man immer, so Kern. Die Schwierigkeit sei, auch Räume zu bekommen, die länger als ein halbes Jahr zur Verfügung stehen. Der Satz, der alle Hoffnungen zunichte macht: „Jetzt geht dann die Saison los.“

Urlaubs-Saison geht los: Zahlreiche Unterkünfte nur bis Ostern verfügbar

Bei zahlreichen Angeboten in Form von Hotelzimmern oder Ferienwohnungen im Landkreis heißt es „‘noch bis Mitte April, bis Ostern. Bis dahin stellen wir es euch zur Verfügung.‘ Aber das können wir leider nicht gebrauchen“, erklärt Landrat Kern. Denn nach derzeitigem Stand des Verteilungsschlüssels in Bayern muss das Berchtesgadener Land mehr als 400 Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen. „Und das ist nicht ganz einfach.“

Landrat Kern sieht die Hilfsbereitschaft im Landkreis grundsätzlich positiv. „Die Euphorie ist groß und es ist auch gut, dass wir viele Meldungen haben. Aber im Endeffekt ist es dann so, wenn es zum Schwur kommt, dann ziehen sich manche wieder zurück. Leider“, so Kern.

Neubichler Alm: Unterkunft für Corona-Positive

„Äußerst wichtig“ sind deswegen die beiden Häuser Neubichler Alm und Axelmannstein. Das leer stehende Hotel am Högl hat eine Sonderrolle unter den Flüchtlingsunterkünften. Hier werden corona-positive Personen untergebracht und bleiben solange, bis sie wieder gesund sind. „Wir können die Flüchtlinge an der Neubichler Alm gut versorgen.“ So haben etwa Mütter mit Kindern zahlreiche Spielmöglichkeiten. Die Versorgung garantiert das Gesundheitsamt.

Reisen die Flüchtlinge an der Grenze ins Berchtesgadener Land ein, werden sie mittels Schnelltest auf Corona untersucht. Positive Fälle müssen abgesondert werden. Das Gesundheitsamt ist dabei verpflichtet, eine Unterkunft zu ermöglichen. Die tatsächliche Anzahl der Flüchtlinge in der Neubichler Alm schwankt. Anfangs „hatten wir 34 Personen untergebracht.“ Zwischenzeitlich seien zwölf Personen wieder aus der Isolation entlassen worden und zuletzt wieder neue hinzugekommen, erklärt Landrat Kern.

Auch das Axelmannstein ist seit Donnerstag (17. März) eine offizielle Erstaufnahmeeinrichtung. Die Nutzung ist vorerst auf ein halbes Jahr befristet und für den Landkreis eine „Entlastung“.

Einige größere Einrichtungen, die dem Kreis ursprünglich Räume für eine längerfristige Nutzung zugesagt hatten, sind mittlerweile wieder abgesprungen, erklärt der Landrat. Dennoch ist Kern guter Dinge. Es sei zwar noch nicht alles „in Sack und Tüten“, die rund 400 Flüchtlinge aus dem Schlüssel könne man aber unterbringen.

Region im Dauerkrisenmodus: „Habe mir das gar nicht vorstellen können“

Dennoch ist die Situation derzeit äußerst belastend. Im Landratsamt schlichte man das Personal um, etwa von der Corona-Bearbeitung zum Flüchtlings-Krisenstab. Denn: „Die Leute werden nicht weniger, es werden mehr. Wenn jeden Tag 10.000 Flüchtlinge in Deutschland ankommen, dann ist das schon eine Schwierigkeit. Allein von den 10.000 reisen 1600 bis 1800 über den Walserberg bzw. über die Bahn in Freilassing ein“, so Kern.

Auf die Frage, ob sich der Landrat seit Beginn seiner Amtszeit eigentlich im Dauerkrisenmodus befinde, wird Kern kurz persönlich: „Ich bin eigentlich seit 1. Mai 2020 in der Krise. Ich habe mir das gar nicht vorstellen können. Erst Corona, dann kommt zwischendrin mal die Bob- und Rodelbahn daher. Und jetzt nahtlos dran die Ukraine-Flüchtlinge. Das ist nicht nur für mich eine Belastung, sondern auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Landrat hält es schon aus“, aber um die Mitarbeiter im Landratsamt mache sich Kern Sorgen. Die müssten es eben auch aushalten und einige seien dauerbelastet.

ce

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