Meinung
Bayerns Grüne: Der weite, weite Weg zur Macht
- VonChristian Deutschländerschließen
Der Klang der Grünen in Bayern hat sich schon lange verändert. Sie sind keine Schlechte-Laune-Partei mehr. Doch reicht das für einen Machtwechsel?
Der Klang der Grünen in Bayern hat sich schon lange geändert. Keine alles doof findende Madig-Opposition, die Tradition als Tümelei missversteht, weg von allzu schrillem Sound. Hin zu einer Partei, die auch vermeintlich ungrüne Themen tief durchdenkt: Inneres, Wirtschaft, Agrar, Hightech. Man muss die Konzepte nicht teilen, jedenfalls nicht alle. Aber eine Schlechte-Laune-Partei ist das nicht mehr. Von der CSU hört man derzeit mehr Wehklagen, jedenfalls sobald jemand „Berlin“ sagt.
Es ist ja auch klüger, ein stolzes Land nicht erst schlecht zu reden, ehe man es regieren möchte. Vor allem, wenn man verstanden hat, dass Bayern kein zwingend schwarzes, aber ein bürgerliches Terrain ist. Reicht das aber nun für die Träume vom kompletten Machtwechsel, für ein Kretschmann-Wunder in Weißblau?
Nach Lage der Dinge nicht. Das Spitzenduo aus Ludwig Hartmann und Katharina Schulze, so sehr es sich in den Stärken ergänzt, hat auch Schwächen: Sie ist vielen zu aufgedreht, als dass man ihr ein Staatsamt schon zutrauen würde; er ist schlicht in der Breite zu unbekannt. Von daher ist es richtig, beide jetzt schon als Spitzenkandidaten auszurufen.
Unkalkulierbar ist aber auch, wie im Herbst 2023 die Berliner Lage aussieht, an der in Bayern seit Jahrzehnten Grüne, FDP und SPD viel stärker hängen als CSU oder Freie Wähler. Wo gestern noch Mr.-Cool-Habeck Rückenwind gab, pfeift heute schon Gegenwind. Das kann schnell auch gute Vorarbeit davonfegen.