Digitale Fahrplan-Auskunft
Apps sollen den ÖPNV übersichtlich machen - doch es gibt noch einige Lücken
- VonDirk Walterschließen
Der Blick auf den Fahrplan am Bahnhof gilt als altmodisch, und Fahrplanbücher wie früher vom MVV gibt es gar nicht mehr. Der Fahrgast soll gefälligst in eine der vielen Apps auf dem Handy schauen, um zu erfahren, wann Bahn oder Bus fahren. Allerdings gibt es dort noch peinliche Lücken.
München – Die Zahl der Apps, die man sich aufs Handy spielen soll, ist groß und unübersichtlich: MVV, MVG, BEG – alle bieten eigene Fahrplan-Auskünfte am Handy an. Die Bahn sogar mehrere, den DB-Navigator und den DB-Streckenagenten zum Beispiel. Doch welche App man auch nimmt, alle haben ihre Lücken und Tücken. Das zeigt eine Anfrage des Grünen-Landtagsabgeordneten Markus Büchler. Der Oberschleißheimer, der ziemlich oft mit der Bahn unterwegs ist und auch Fernreisen nach Spanien auf der Schiene nicht scheut, wollte wissen, warum unter anderem der Bus vom Regionalverkehr Oberbayern von Tegernsee Richtung Maurach/Achensee im DSB-Navigator nicht zu finden war.
Eigentlich darf das nicht sein: Die Bayerische Eisenbahngesellschaft hat alle Verkehrsunternehmen dazu verpflichtet, die Fahrplandaten bereitzustellen. Dafür gibt es Defas – das durchgängige Elektronische Fahrgastinformations- und Anschlusssicherungs-System Bayern. Es ist die zentrale Fahrplan-Plattform für den Freistaat. Auf Defas wiederum greifen alle Apps zu, wenn sie die Infos an die Fahrgäste ausspielen.
Zumindest in der Theorie. In der Praxis gibt es empfindliche Lücken, vor allem wenn sich spontan was ändert. Ein Beispiel: Ausgerechnet während des Münchner MVG-Streiks kam es am Freitag auch noch zu einer Stammstreckensperrung bei der S-Bahn. Der Fahrgast, der in München-Pasing strandete, wurde dabei unverdrossen auf die Tram 19 zur Weiterfahrt Richtung Innenstadt verwiesen – obwohl die wegen des Streiks gar nicht fuhr. Solche Falschinfos können Zeit und Nerven kosten.
Das bayerische Verkehrsministerium räumt ein, dass Defas nicht alle Mobilitätsdaten erfasst. Zwar lieferten über 100 Unternehmen in Bayern ihre Daten zuverlässig. Aber nicht alle. Insgesamt würden „weit über 90 Prozent“ der Fahrplandaten von Linienbussen in Defas eingespeist. Aber eben nicht 100 Prozent, was Büchler „einfach nur peinlich“ nennt.
Häufig keine Daten für Flächenbedarfsverkehre
Das Verkehrsministerium erklärt in der Antwort auf seine Anfrage auch, dass es immer wieder nachfassen muss. So seien in den vergangenen zwölf Monaten eine Reihe von fehlenden Datensätzen bekannt geworden und daraufhin nachträglich eingespeist worden. Es handelte sich um die Busse von Ebenbeck-Reisen im Landkreis Straubing-Bogen, um die Daten des Stadtverkehrs in Gunzenhausen, von BusClassic im Landkreis Bamberg und um die Ansbacher Bäder und Verkehrs GmbH. Ferner wurde das Fehlen des Rufbussystems Omobi Murnau und des Bürgermobils PeitingMobil bekannt. Bei Letzteren handelt es sich um sogenannten Flächenbedarfsverkehrs, die „on demand“ (Neudeutsch für: nach Anforderung) fahren. „Gerade für die neuartigen Flächenbedarfsverkehre werden häufig noch keine Daten zur Verfügung gestellt“, räumt das Ministerium ein.
Büchler fordert das Ministerium auf, seine Anstrengungen zu erhöhen. „Dass die Integration von Bedarfsverkehren wie Rufbussen oder Ruftaxis nicht einfach ist, ist klar.“ Tatsache sei aber auch, dass sich der Freistaat „nicht aktiv um deren Integration bemüht“. Die Anstrengungen speziell für Murnau könnten allerdings zu spät kommen. Der Marktgemeinderat hat kürzlich entschieden, das preisgekrönte Angebot zum 30. Juni auslaufen zu lassen. Bürger kämpfen jetzt darum, dass es verlängert wird.