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„Wir sind froh und erleichtert darüber, dass wir in Sachen Corona in Altötting hinterherhinken“

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Von: Roland Kroiss

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Kapellplatz in Altötting mit Gnadenkapelle.
Bessere Covid-Welt: Gnadenkapelle in Altötting. Der Landkreis hat noch keinen Hotspot-Lockdown. © Matthias Schrader

Zwischen den Landkreisen Mühldorf und Altötting hat sich ein bizarres „Regional-Hopping“ entwickelt, weil in Mühldorf die Inzidenz über 1.000, in Altötting der Wert aber noch knapp darunter liegt. Für die bayerische Corona-Hotspot-Regelung ist das durchaus von Bedeutung. Warum es in Altötting einen Tick besser läuft als in den Nachbar-Landkreisen? innsalzach24.de auf Spurensuche.

Altötting - Seit Donnerstag (25. November) tritt in Städten und Landkreisen, in denen eine 7-Tage-Inzidenz von 1.000 überschritten wird, ein „Hotspot-Lockdown“ in Kraft. Stadt und Landkreis Rosenheim sind davon direkt betroffen. Für den Landkreis Mühldorf am Inn gilt das Gleiche. Das bedeutet, dass Einrichtungen der Gastronomie sowie der Freizeit-Branche wie Bäder und Fitnessstudios schließen müssen. Nicht jedoch im Landkreis Altötting: Dort darf man noch Vieles, was in den Nachbar-Landkreisen schon passé ist. Auch deswegen hat sich ein munterer Landkreis-Wechsel-Verkehr gebildet.

Aber was genau läuft besser in Altötting als anderswo?

„Wir sind froh darüber, dass wir in Sachen Corona in Altötting hinterher hinken“, so Dr. Robert Müller auf die Anfrage von innsalzach24.de. Der Pressesprecher vom Landratsamt nennt am Donnerstag den Wert von 954,7 als 7-Tage-Inzidenz. Damit schrammt Altötting - noch - ganz knapp an der ominösen 1.000er-Marke vorbei.

Weitere Informationen zu den aktuellen Gemeinde-Inzidenzen im Landkreis Altötting

Müller weiß aber genau, „dass bei uns auch der Hotspot-Lockdown kommt, wenn die 1.000 bei der Inzidenz fällt.“ Nach aktueller Gesetzeslage im Freistaat Bayern gilt ein Tag Karenz nach dem Überschreiten der 1.000, dann müssen Freizeit-Einrichtungen und Gastronomie schließen. Anders herum gerechnet: Bleibt die 7-Tage-Inzidenz fünf Tage lang ununterbrochen unter 1.000, gilt der regionale Lockdown nicht mehr.

Landrat Schneider hat Impf-Vorreiter-Rolle

Was ist anders in Altötting bzw. was wurde hier besser gemacht als in den Landkreisen ringsum? Die Corona-Infektions-Entwicklung habe im Landkreis „später begonnen“ und sei „abgekoppelt von unseren Nachbarn erfolgt“, erklärt Dr. Müller. Die Bevölkerung sei hier besonders „vorsichtig und umsichtig“, was das Einhalten der Masken- und Abstandsregelung angeht.

Altöttings Landrat Erwin Schneider bei seiner Impfung.
Altöttings Landrat Erwin Schneider bei seiner Covid-Impfung. © Landratsamt Altötting

Zudem gilt der Altöttinger Landrat Erwin Schneider (CSU) als großer Impf-Befürworter und ließ sich selbst zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Pandemie vorbildlich impfen. Im Landkreis Altötting ist die Impfquote tendenziell höher als in den Nachbar-Landkreisen.

Landkreise in Südostbayern stagnieren auf hohem Niveau

Dr. Müller lobt das Verantwortungsgefühl der Altöttinger Bürger, sieht aber auch, dass „wir aktuell beobachten, dass der ganze Südostbayerische Raum aus dem exponentiellen Wachstum der Inzidenzen herausgefallen ist“. Sprich: Die 7-Tage-Inzidenzen stagnieren auf hohem Niveau und entwickeln sich eher wieder langsam nach unten.

Diese Sichtweise bestätigt sich mit den Zahlen am Freitag (26. November): Landkreis Altötting (von 955 auf 851), Landkreis Mühldorf (stabil 1132), Kreis Berchtesgadener Land (von 1089 auf 1029), Landkreis Traunstein (von 1119 auf 1233), Stadt Rosenheim (von 1271 auf 1203) und Landkreis Rosenheim (von 1468 auf 1437).

„2G-Freizeit-Oase Altötting“

Noch ist Altötting also ein kleines „El Dorado“ der Freizeitgestaltung für Geimpfte und Genesene - teilweise allerdings auch nur mit der 2G-Plus Regelung, also Zugangsrecht mit Schnelltest für Geimpfte und Genesene. Zweifelsohne wird er Alltag mit den sich oft täglich oder wöchentlich ändernden Regeln für Bürgerinnen und Bürger immer komplizierter. Bei der maßgeblichen Skala der Hospitalisierungsrate - der Krankenhaus-Belegung durch Corona-Patienten - liegt Bayern im Stufenkonzept 3-6-9 „aktuell über 9, was die Staatsregierung zur Hotspot-Lösung veranlasst hat“, so Dr. Müller.

Bars - ohne Essensangebot - und Diskotheken haben in ganz Bayern sowieso seit Mittwoch (24. November) geschlossen. „Hier ist eben das Setting nochmal anders als in normalen Restaurants oder Gaststätten: geringerer Abstand, höhere Lautstärke, Tanzen sowie Alkoholausschank und -konsum in räumlicher Enge, was zu einem hohen Infektionsrisiko unter den Gästen und im Personal beiträgt“, so Dr. Robert Müller.

Söder und Holetschek kommen am Freitag nach Rosenheim

Da es gerade im Raum Rosenheim und Traunstein in Sachen Covid-Inzidenzen und Intensivbetten-Auslastung lichterloh brennt, kommen Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek am Freitag (26. November) persönlich nach Rosenheim.

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