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Kritischer Blick

Falscher Merkel-Plan? Virologe kritisiert drei neue Corona-Maßnahmen - „Völlig realitätsfern“

  • Christina Denk
    VonChristina Denk
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Mit den steigenden Coronazahlen wurden neue und strengere Maßnahmen beschlossen. Ein Virologe kritisiert diese nun scharf - er sieht sie als nicht verhältnismäßig. Und er ist nicht alleine.

  • In ganz Deutschland steigt die Zahl der Corona*-Neuinfektionen stetig an.
  • Bundeskanzlerin Merkel und die Bürgermeister der elf größten Städte haben daher neue Maßnahmen vereinbart.
  • Virologe Jonas Schmidt-Chanasit sieht einige davon kritisch.

Berlin - Steigende Infektionszahlen, strengere Maßnahmen: Nachdem in Deutschland mittlerweile 30 Regionen den kritischen Inzidenzwert* von 50 Infizierten auf 100.000 Einwohner überschritten haben, haben Angela Merkel und die Bürgermeister der 11 größten Städte gemeinsam neue Maßnahmen vereinbart. Dazu zählen unter anderem Sperrstunden. Doch gerade diese neuen Schritte hat der prominente Virologe Jonas Schmidt-Chanasit in einem Interview mit der „Welt“ ordentlich auseinandergenommen.

Corona-Regeln in Deutschland: Virologe nimmt Merkel-Plan auseinander und zieht Vergleich

„Völlig realitätsfern und unverhältnismäßig“, so sieht Jonas Schmidt-Chanasit zumindest einige der neu beschlossenen Maßnahmen. Zunächst stellt der Virologe dabei klar: Der Anstieg der Infektionszahlen kommt nicht überraschend. Die Menschen würden unvorsichtiger, verabredeten sich zu Feiern und achteten weniger auf Regeln. Sind also Sperrstunden genau die richtige Entscheidung?

„Ich kenne die Sperrstunde aus anderen großen Städten, etwa aus Bangkok“, erzählt der Virologe. „Da ging es nach der Sperrstunde, wenn die Clubs zugemacht haben, erst richtig los. Die Leute haben sich im privaten Raum zu illegalen Partys getroffen.“ Es brauche daher viele Kontrollen, die allerdings nicht überall möglich seien. Die Kapazitäten fehlen.

Coronavirus in Deutschland: Situation läuft aus dem Ruder - Virologe stimmt Söder zu

Immer wieder kommt es gerade in Berlin zu illegalen Straßenpartys. Der bayerische Ministerpräsident sprach erst kürzlich von einem Kontrollverlust in großen Städten wie der Hauptstadt. Eine These, die der Virologe nicht von der Hand weisen will. Es gebe neben den Menschen, die sich an die Regelungen halten eben auch die illegal Feiernden. „Insofern läuft das tatsächlich in einigen Bereichen aus dem Ruder“, erklärte Schmidt-Chanasit. Doch man müsse den jungen Leuten Angebote machen, wie Clubbesuche mit vorherigen Schnelltests, sobald die Kapazitäten dies zulassen. Man müsse Signale senden, dass auch die Bedürfnisse der jungen Bevölkerung wichtig seien.

Neue Maßnahmen zum Coronavirus: Virologen sind sich einig - Beherbergungsverbot in der Kritik

Zwei weitere Maßnahmen, die erst vor Kurzem beschlossen wurden, nimmt der Virologe allerdings komplett auseinander. Zahlreiche Bundesländer haben im Zuge der steigenden Zahlen Beherbergungsverbote für Bürger aus Corona*-Hotspots verhängt. Doch „Beherbergungsverbote sind weder zielgerichtet noch verhältnismäßig“, ist sich der Virologe sicher. „Sehen Sie hunderte infizierte Berliner in Mecklenburg-Vorpommern?“, fragt er weiter. Denn innerdeutsche Reisen seien nicht der Grund für die steigenden Zahlen. Die Infektionsherde seien stets in den betroffenen Städten selbst entstanden.

Auch der Berliner Bürgermeister hatte die Verbote bereits scharf kritisiert. Für ihn machte das „alles keinen Sinn“. Ebenso wie für den SPD-Politiker und Virologen Karl Lauterbach, der die Maßnahme im „Bericht aus Berlin“ aus dem gleichen Grund als „missglückt“ betrachtete.

Neue Maßnahmen zum Coronavirus: Neue Regelungen für Reiserückkehrer - „realitätsfern und unverhältnismäßig“

Ähnlich kritisch sieht Jonas Schmidt-Chanasit die Regelungen zu außerdeutschen Reisen. Künftig sollen Tests bei Reiserückkehrern nicht direkt am Flughafen gemacht werden, sondern erst nach fünf Tagen Quarantäne. „Aus meiner Sicht ist diese Maßnahme völlig realitätsfern und unverhältnismäßig“, so der Virologe. Die Maßnahme sei aus virologischer Sicht zwar nachvollziehbar, doch ein großer Einschnitt für die Branche.

Darüber hinaus seien Reisen sehr individuell und die gehäuften Infektionen bei Reiserückkehrern im Sommer größtenteils ebenfalls auf Feiern und nicht auf „typische Urlauber“ zurückzuführen. „Die Fünf-Tage-Quarantäne ist ein sehr großer, schwerer Einschnitt und gleicht fast einem Reiseverbot“, warnte Schmidt-Chanasit. (chd) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

Rubriklistenbild: © Axel Schmidt/Reuters Pool/dpa

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