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So reagiert der bayerische Tischtennisverband auf den Rückgang der Jugend-Mannschaften

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Johanna Lex spielt recht erfolgreich in der Bubenmannschaft des ASV Eggstätt mit.
Johanna Lex spielt recht erfolgreich in der Bubenmannschaft des ASV Eggstätt mit. © Gerhard Erlich

Der bayerische Tischtennisverband hat in diesem Jahr auf den Rückgang der Jugend-Mannschaften reagiert und so eine große Veränderung im Spielbetrieb herbeigeführt. Diese Änderung hat positive Seiten, erntet aber auch Kritik.

Kolbermoor – Im Breiten- wie auch im Leistungssport wird im Jugendbereich in den diversen Sportarten größtenteils nach wie vor nach Buben und Mädchen unterschieden. Im Fußball reicht die Palette beispielsweise bei den Mädchen von den A-Juniorinnen bis zu den E-Juniorinnen, bei den Buben sogar bis zu den G-Junioren. Ähnliches bietet auch der Handballsport mit unter anderem einer E-Jugend bei Buben und Mädchen oder auch der Basketballsport. Die Liste derer, die getrennt nach Buben und Mädchen spielen, lässt sich noch fortsetzen. Eine Ausnahme macht man hingegen beim Tischtennis. Die Unterscheidung Buben/Mädchen gehört seit dieser Saison der Vergangenheit an. Es gibt nur noch den Begriff Jugend, was gleichbedeutend damit ist, dass beide Geschlechter gemeinsam in einer Mannschaft spielen.

Kein flächendeckender Spielbetrieb möglich

Die Problematik in der Tischtennisszene ist nicht neu. Verbandspräsident Marcus Nikolei sagte auf dem letzten Verbandstag, dass man sich regelmäßig über die bayerische Sportjugend mit anderen Sportarten über die Entwicklungen im Nachwuchsbereich ausgetauscht habe. Dabei stellte er fest, dass man mit einem Rückgang der Mannschaften sowohl bei den Buben als auch bei den Mädchen zu kämpfen hatte. Dabei sei bei den Mädchen ein flächendeckender Spielbetrieb nicht mehr möglich. Die Zahlen der letzten zehn Jahre geben ihm dabei durchaus recht. In der Verbandsoberliga, also die höchste Spielklasse in Bayern, die bis zur Saison 2016/2017 noch die Bezeichnung Bayernliga trug, hielt sich die Zahl der Teams zwischen acht und zehn Mannschaften. Dabei wurde die Sollstärke von zehn Mannschaften zuletzt nur in den Spielzeiten 2019/2020 und 2020/2021 erreicht. Nicht ganz so gut sah es in den Ligen darunter aus. In der vergangenen Saison spielte man bei den Mädchen nur noch eine Bezirksoberliga aus, in der neun Mannschaften beteiligt waren. Um Kosten aufgrund der großen Entfernungen zu sparen, wurden sogenannte Blockspieltage durchgeführt, bei denen ein Team dann gleich bis zu drei Spiele an einem Tag absolvierte.

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Gemischter Spielbetrieb als Lösung

Diese Entwicklung hat man zum Anlass genommen, ein neues Konzept zum Mannschaftsspielbetrieb der Jugend zu erarbeiten. Gemeinsam mit den Bezirksjugendwarten und den Bezirksfachwarten für den Mannschaftssport hat der Vorstand ein Antragspaket dem Verbandsausschuss zur Entscheidung vorgelegt. Die wesentlichen Inhalte waren unter anderem, dass es nur noch einen gemischten Spielbetrieb gibt. Die Mannschaftsmeisterschaften werden sportlich und altersmäßig aufgewertet und dienen als Qualifikation für die deutschen Meisterschaften. Neu ist auch, dass es von nun an einen halbjährlichen Auf- und Abstieg gibt. Von dieser Entscheidung profitierte beispielsweise der SV DJK Kolbermoor, der mit seinem Team zu Beginn dieses Jahres in die Landesliga aufgestiegen ist und es – dies ist die erfreuliche Seite der Medaille – auf höherer Ebene im Jugendbereich endlich wieder einmal ein Lokalderby, in diesem Fall gegen den SV DJK Heufeld, gibt.

Gemischter Spielbetrieb hat zwei Seiten

Der gemischte Spielbetrieb hat natürlich auch zwei Seiten. Vereine, die keine Mädchenmannschaft stellen konnten, haben nun die Möglichkeit, die Mädchen bei den Buben mitspielen zu lassen. Und Vereine, die über genügend Mädchen verfügen, können diese nun in den gemischten Ligen melden. Beim SV DJK Heufeld besteht dabei die fünfte Mannschaft nur aus Mädchen. Und diese haben überhaupt kein Problem, bei den Buben mitzuspielen, versicherte deren Abteilungsleiter Robert Wagner. Und der Hinweis, dass ja auch im Trainingsbetrieb Buben und Mädchen zusammen sind, gibt ihm recht. Und dass die Mädchen in den Bubenligen mithalten können, ist nicht von der Hand zu weisen. Beste Beispiele bieten neben dem SV DJK Heufeld auch Vereine wie der SV DJK Kolbermoor mit Vanessa Reinhardt oder auch der ASV Eggstätt mit Anna-Maria Sulzer.

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Natürlich gibt es auch eine Kehrseite der Medaille, wie das Beispiel aus Winhöring zeigt. Dessen Abteilungsleiter Adolf Hahn gab nach der Auflösung der Mädchenliga, die immerhin aus zehn Mannschaften bestand, zu bedenken, dass die Betreuer bei gemischten Mannschaften mehr psychologische Arbeit zu verrichten hätten. Ähnliches hat auch Wolfgang Dömel aus Laufen zu berichten. Der Abteilungsleiter ist enttäuscht, dass der Tischtennis-Verband die Mädchenligen abgeschafft hat. Er spricht sogar vom Niedergang der Mädchen im Tischtennis. Aufgrund der Tatsache, dass die Mädchen jetzt bei den Buben mitspielen müssen, haben von seinen acht Mädchen nicht weniger als vier mit diesem Sport aufgehört. Demgegenüber entgegnet der Fachwart für den Mannschaftssport (Oberbayern Ost), dass es dem Bezirk freigestanden wäre, auf einer Ebene eine Jugendliga nur aus Mädchen einzubauen. Hier wäre das Interesse der Vereine allerdings gleich null gewesen.

Es bleibt natürlich jetzt nur zu hoffen, dass sich der nicht unbedingt positive Trend nicht fortsetzt. Eine Möglichkeit, Mädchen an den Tischtennissport heranzuführen, bieten unter anderem die sogenannten „Mini-Meisterschaften“, die von den Vereinen durchgeführt werden können. Und vielleicht ändert sich das Bild in ferner Zukunft wieder, sodass der Bayerische Tischtennis-Verband wieder dazu übergeht, Mädchen sowie Buben zu trennen und eigene Mädchenligen ins Leben zu rufen.eg

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