Im Schatten von Olympia

Eine Delegation der Münchner Olympia-Bewerbung für die Winterspiele 2018 hat sich am Rande des Biathlon-Weltcups in Ruhpolding aufgehalten und mit Informationsmaterial für die Landeshauptstadt als "Host City", also Gastgeber, mit den Orten Garmisch-Partenkirchen und Berchtesgaden/Königssee geworben.
Dabei konnten sich die Münchner davon überzeugen, dass Ruhpolding selbst als Austragungsort der Biathlon-Wettbewerbe am besten geeignet wäre, zumal das Stadion für die Weltmeisterschaft 2012 auf den neuesten Stand gebracht wird.
Nach den derzeitigen Planungen der Münchner Bewerber sollen die Biathlon-Wettbewerbe auf einer neu zu errichtenden Anlage in Oberammergau ausgetragen werden. Der dortige Gemeinderat hatte sich mit einer Gegenstimme dafür ausgesprochen - eine Entscheidung, die in Bayerns Sport und Politik nicht nur Befürworter findet. Dabei macht sich der ehemalige Chef der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag und jetzige Verkehrsminister Dr. Peter Ramsauer (Traunwalchen) für Ruhpolding stark. Am Rande des Biathlon-Weltcups in der Chiemgau-Arena betonte der hiesige Stimmkreisabgeordnete: "Wenn die Chiemgau-Arena für die Weltmeisterschaft 2012 fertig ausgebaut ist, hat sie auch alle Voraussetzungen für einen exzellenten Olympia-Standort." Er halte es "für wenig sinnvoll, in Oberammergau temporäre Anlagen zu errichten, wenn in Ruhpolding moderne Sportstätten zur Verfügung stehen". Es wäre "unverantwortlich", dafür in die verkehrsmäßige Erschließung zu investieren. Das Gleiche gelte, so Ramsauer, für den Eisschnelllauf-Standort Inzell.
Dass Ruhpolding der bessere Standort für olympische Biahtlon-Wettbewerbe sei, darin pflichtet dem Bundestagsabgeordneten auch Ruhpoldings Bürgermeister Claus Pichler (SPD) bei: "Es gibt keine Frage, dass Ruhpolding und Inzell als Standorte die vernünftigste Lösung wären." Wenn man solche Anlagen zur Verfügung habe, müsse man diese im Sinne der Nachhaltigkeit auch verwenden. Außerdem verfüge Ruhpolding - dies habe gerade der jetzige Weltcup wieder gezeigt - über ein eingespieltes, in Jahren gewachsenes Organisationsteam.
Claus Pichler spricht sich aber auch dafür aus, im Sinne Münchens diese andere Auffassung vorerst nicht an die große Glocke zu hängen: "Wir machen keinen Wind, sonst schaden wir der Bewerbung von München." Vor zwei Jahren sei in München anders entschieden worden, so Pichler, und so müsse zunächst die bayerische Landeshauptstadt das Rennen gewinnen. "Wenn München den Zuschlag erhalten hat, muss man die Karten neu mischen." Wie Pichler berichtete, hätten sich die Mitglieder des Münchner Bewerber-Komitees sehr beeindruckt von dem Gebotenen in der Chiemgau-Arena gezeigt. "Wir haben versucht, das zu zeigen, was wir haben", so Pichler.
Münchens Dritter Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) habe ihn spontan nach München zu einem sportlichen Großereignis eingeladen. Die Münchner seien daran interessiert, mit Ruhpolding in Kontakt zu bleiben, was durchaus Raum für Spekulationen nach einer möglichen Entscheidung pro München offen lässt. Die Wahl des Austragungsortes der Olympischen Winterspiele 2018 erfolgt am 6. Juli 2011; Hauptkonkurrent ist aller Voraussicht nach Pyeong Chang (Südkorea). Am 15. März 2010 muss das Bewerbungsdokument (Mini Bid Book) beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) abgegeben werden, am 2. Juli nominiert das IOC in einer Vorauswahl die Kandidatenstädte, über die dann am 6. Juli 2011 endgültig entschieden wird. he