Was macht der Ex-Wacker-Trainer jetzt?
Wolf lässt Vergangenheit hinter sich: „Ich brenne für eine neue Aufgabe“
- VonGabriel Zaunsederschließen
Seit 17. Februar diesen Jahres ist Uwe Wolf ohne Trainerjob. Zuletzt betreute der 55-Jährige den Regionalligisten VfR Aalen, der jedoch seit der Trennung schwere Vorwürfe gegen seinen Ex-Coach erhebt. Aktuell läuft zwischen den beiden Parteien ein Verfahren vor Gericht. Im Interview mit beinschuss.de sprach er über seine bisherige Karriere, seine Depressionen und die Vorkommnisse in Aalen.
Burghausen - Am 24. März 2021 übernahm Uwe Wolf den VfR Aalen, der in der Regionalliga Südwest beheimatet ist. Doch nur knapp ein Jahr später war für den 55-Jährigen im Februar diesen Jahres schon wieder Schluss. Sein Ex-Verein wirft ihm seither Beleidigung, Pöbelei und Bedrohung vor. Auch der DFB schaltete sich ein und sperrte „El Lobo“ rückwirkend für sieben Monate.
Uwe Wolf: „Vorwürfe von Aalen wirken so, als wäre ich ein Schwerverbrecher“
Auch wenn Wolf dem Urteil zustimmte, ist er mit den Aalenern noch lange nicht fertig. Er setzt sich zur Wehr und geht juristisch gegen den Verein vor. „Das zeigt mir die Unprofessionalität des Vereins, weil sowas macht man einfach nicht. Wenn ich als Außenstehender das lese, dann wirkt es ja so, als wäre ich ein Schwerverbrecher“, so der Ex-Wacker Trainer im Interview mit beinschuss.de.
Der ehemalige Bundesligaprofi, er bestritt ingesamt 90 Spiele für den TSV 1860 München und den 1. FC Nürnberg, begann 2003 seine Trainerkarriere bei der U19 der TSG Hoffenheim. „Mein Engagement bei den Hoffenheimern kam damals über den Cheftrainer Hansi Flick zustande. Wir waren beide mal bei einem Benefizspiel und da hat er mich dann gefragt, ob ich Lust hätte, die A-Jugend zu übernehmen“, erinnert sich Wolf gerne an seine Anfangszeit zurück.
Stand bereits beim TSV 1860 München in der zweiten Bundesliga an der Seitenlinie
Nach vier Jahren in der Jugend bei den Kraichgauern wechselte er zum TSV 1860 München, um dort die Reserve zu betreuen. Allerdings wurde er bereits im Frühjahr 2009 zum Interimstrainer der ersten Mannschaft, die damals zweite Bundesliga kickte, befördert und stand für elf Spiele an der Seitenlinie.
2010 ging es dann zum 1. FC Ingolstadt und über Hessen Kassel kam er dann zur bereits laufenden Saison 2013/14 zum damaligen Drittligisten SV Wacker Burghausen. „Ich wurde mit Kassel Meister, aber wir sind leider in der Relegation an Holstein Kiel gescheitert. Danach habe ich meinen Vertrag nicht verlängert, weil das Angebot nicht gepasst hat. Dadurch war ich frei“, so Wolf.
Unrühmliches Ende beim SV Wacker Burghausen
„Der Kontakt kam über den damaligen Bürgermeister Hans Steindl und Florian Hahn zustande und mir war relativ schnell klar, dass ich Burghausen übernehmen will. Nach acht Spielen standen sie mit einem Punkt auf dem letzten Tabellenplatz. Am Ende hat es für den Klassenerhalt nicht gereicht, aber wir hatten eine gute Mannschaft und haben auch schönen Fußball gespielt“, zeigt sich der Fußballlehrer selbstbewusst und fügt noch an. „Wäre ich zwei Partien früher gekommen, wäre Wacker jetzt nicht in der Regionalliga.“
Trotz des Abstieges blieb Wolf den „Salzachstädtern“, bis auf eine fünfmonatige Pause, treu. Doch seine durchaus erfolgreiche Zeit in Burghausen fand im Jahr 2017 ein unrühmliches Ende. Kurz vor der Abfahrt zum Ausswärtsspiel gegen den 1. FC Schweinfurt erfuhr er von seiner Entlassung. „Ich war sehr enttäuscht darüber, weil ich ja noch das Abschlusstraining und die Videoanalyse abgehalten habe. Ich wurde praktisch aus der Kabine heraus gekündigt. Auch die Mannschaft war nicht glücklich mit der Entscheidung und wollte die Partie sogar boykottieren. Das habe ich ihnen aber ausgeredet."
Der 55-Jährige erkrankte an Depressionen: 2018 und 2019 klinische Behandlung
Mit dem Ende bei Burghausen hatte Wolf aber sehr lange zu kämpfen. „Das war mitunter ein Grund, wieso ich an Depressionen erkrankt bin. Ich bin damals dann in ein Loch gefallen, weil wenn von heute auf morgen deine Leidenschaft wegfällt, hast du auf einmal Zeit, über sämtliche Dinge nachzudenken. Das war definitiv keine einfache Zeit für mich."
2018 und 2019 musste er sogar klinisch behandelt werden. Doch der 55-Jährige hat es rausgeschafft und konnte sich dabei auf seine Familie verlassen. "Ein großer Dank hierbei gilt vor allem meiner Partnerin, die mich Tag und Nacht unterstützt hat und immer für mich da war. Das ist nicht selbstverständlich", betont Wolf und fügt an. "Ich bin aber auch sehr stolz auf mich, dass ich diese Krankheit überstanden habe."
Frühjahr 2021: Anfrage aus Aalen machte Wolf „sehr froh“
Im Frühjahr 2020 merkte der Fußballlehrer, dass er wieder arbeiten will und übernahm den Kreisligisten SV Mehring. "Mein Engagement dort war ein Freundschaftsdienst. Aber es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe einiges lernen können. Wir hatten viermal in der Woche Training und die Jungs waren heiß."
Wegen der Corona-Pandemie stand er jedoch nur bei vier Pflichtspielen an der Seitenlinie, ehe im Frühjahr 2021 das Angebot aus der Regionalliga Südwest kam. "Ich war sehr froh über die Anfrage, weil Aalen ähnlich wie Burghausen ein Traditionsverein ist, mit einer guten Infrastruktur. Zudem habe ich nach den ersten Gesprächen gemerkt, dass es ein Klub ist, der Visionen hat. Sie wollten in die 3. Liga und das hat mir gut gefallen", so Wolf.
„Stand in der Sommervorbereitung ohne Physiotherapeut da“
Nachdem man das erste Jahr auf dem 13. Tabellenplatz abschloss, wollte der Ex-Wacker-Trainer mit dem VfR in der neuen Saison unter die ersten Sieben. Doch bereits im Sommer 2021 merkte er, dass nicht alles mit rechten Dingen zuging. „Aalen ist ein Profiverein und dann stehe ich in der Vorbereitung ohne Physiotherapeut da. Das ist ein absolutes No-Go für mich und ich habe oft mit der Vereinsführung darüber gesprochen . Ich wusste ja, dass der Club bereits mal Insolvenz war, aber man hatte mir versichert, dass bald die schwarze Null geschrieben wird. Dem Ganzen habe ich allerdings nicht so Glauben geschenkt.“
Im Februar diesen Jahres kam es dann zur Entlassung. Wolf meinte, er sei den Verantwortlichen „zu unangenehm gewesen“, doch der Verein selbst warf ihrem Ex-Trainer viele Dinge vor. Unter anderem Pöbeleien, Beleidigungen und Falschaussage. Der 55-Jährige weist diese Anschuldigungen entschieden zurück.
„Nicht einfach für mich, mit Vereinen ins Gespräch zu kommen“
„An diesen Behauptungen ist gar nichts dran. Jeder der mich kennt weiß, dass ich so nicht bin. Aber im Fußball gibt es halt auch Leute, die mit meinem Namen nichts anfangen können und sich nach den ganzen Schlagzeilen sicher ihren Teil denken“, merkt Wolf an, der mit den Folgen zu kämpfen hat.
„Meine Freundin sagt ja auch, dass das an Rufmord grenzt. Und in gewisser Weise stimmt das auch. Für mich ist es derzeit nicht einfach, mit Vereinen ins Gespräch zu kommen, da diese ganzen Vorwürfe noch immer im Raum stehen. Aber ich bin positiv gestimmt und vertraue auf meinen Anwalt, dass das Ganze bald ein Ende hat.“
Wolf ist bereit für eine neue Aufgabe im Fußball - Ausland ist durchaus „vorstellbar“
Doch Wolf zeigt sich in seiner Meinung gegenüber den Aalenern bestätigt. „Mich hat man immer wieder vertröstet und mir gesagt, dass man bald die schwarze Null schreibe und man ab dann richtig angreifen könne. Jetzt hat der Verein schon wieder Insolvenz angemeldet. Ich glaub mehr muss ich dazu nicht sagen.“
Noch ist der 55-Jährige nach seiner Sperre vom DFB auf Bewährung, diese läuft aber Ende des Jahres ab. Und dann? Ist Wolf wieder bereit für eine neue Aufgabe? „Auf jeden Fall. Ich brenne dafür und bin auch dem Ausland nicht abgeneigt, aber am Ende muss halt das große Ganze stimmen, bevor ich mich auf was Neues einlasse.“
Positiver und herzensguter Mensch
Man darf gespannt sein, wo wir ihn als nächstes sehen werden. Aber eines ist sicher. Wolf ist ein Typ, der den Fußball liebt und in jeglicher Hinsicht ein positiver Mensch ist.
gz