Ein Kampf am absoluten Limit: Manuel Lettenbichler triumphiert erneut bei Red Bull Romaniacs
Vor elf Jahren sein Vater Andi Lettenbichler gewonnen, jetzt wiederholte Manuel Lettenbicher seinen Erfolg vom Vorjahr und gewann die „Red Bull Romaniacs“ in Rumänien. Die Veranstaltung in Sibiu ist eine der anspruchsvollsten Hard-Enduro-Rallye weltweit.
Von Horst Schmid
Sibiu – Die „Red Bull Romaniacs“, der einzig verbliebene Lauf der ansonsten abgesagten „World Enduro Super Series“ Weltmeisterschaft (WESS), wurde im rumänischen Siebenbürgen in den Karpaten rund um die Stadt Sibiu ausgetragen. Manuel Lettenbichler von der MTG Kiefersfelden, amtierender WESS-Champion und im letzten Jahr erstmals Sieger dieser wohl anspruchsvollsten Hard-Enduro-Rallye weltweit, feierte dabei erneut einen hart erkämpften Sieg.
Pflicht für die Fahrer: Gesundheits-Tagebuch
Die Herausforderungen waren dieses Mal besonders extrem und das sowohl für den Veranstalter, wie auch für die Teilnehmer. Vom ursprünglichen Termin im Juli auf Ende Oktober verschoben, blieb es bis zum Rennstart ein Wettlauf gegen die sich ständig ändernde Vorschriften, mangelnde Verfügbarkeit von Flügen und unsicheren Grenzübertritten. Viele Fahrer schlugen sich unter teils abenteuerlichen Bedingungen nach Sibiu durch, einige um die halbe Welt. Dann folgten die umfassenden Sicherheitsbestimmungen vor Ort: Gesundheits-Tagebuch eine Woche im Voraus, ärztliche Untersuchung als Bedingung und isolierte, individuelle Einschreibung und Logistik. Das waren die mit den Behörden vereinbarten Voraussetzungen, um das Event durchführen zu können.
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Erstmals ohne Prolog und ohne Zuschauer
Dem erforderlichen „Social Distancing“ fielen vor allem die Zuschauer zum Opfer, die dem Veranstalter ausdrücklich untersagt waren. Damit war auch der beliebte Prolog im Zentrum der Stadt überflüssig. Stattdessen wurde ein Zeitfahren organisiert, die „Time Trials Qualification“ (TTQ), die die Startreihenfolge für den ersten Renntag festlegte – natürlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wade Young (Südafrika) war nach gut 38 Minuten als Erster im Ziel, gefolgt von Alfredo Gomez (Spanien), Billy Bolt und Graham Jarvis (beide Großbritannien). Manuel Lettenbichler wurde Fünfter, was für ihn den Vorteil hatte, die eigentliche Rennstrecke nicht eröffnen zu müssen.
Erster Tag: Knackige 114 Kilometer
Der erste Offroad-Tag führte die Fahrer bei magischen Herbst-Bedingungen über knackige 114 Kilometer Hardcore-Strecke ins Olt-Tal. Nach gut fünf Stunden erreichte Graham Jarvis als Erster das Ziel, knapp gefolgt von Manuel Lettenbichler, der nur 36 Sekunden zurücklag. Billy Bolt hatte als Dritter schon fast fünf Minuten Rückstand.
Offroad-Tag zwei bot erneut perfekte Fahrbedingungen bei angenehmem Wetter und griffigen Trails. Diesmal gewann Manuel Lettenbichler die Tageswertung und das satte eineinhalb Minuten vor Wade Young und gar fast drei vor Jarvis. Damit übernahm „Letti“ auch die Gesamtführung vor Jarvis und Young.
Am dritten Offroad-Tag war es vorbei mit der Wellness-Stimmung
Am dritten Offroad-Tag war es dann vorbei mit der Wellness-Stimmung, jetzt ging es ans Eingemachte. Strömender, kalter Regen erwartete die Fahrer am Morgen, die höheren Lagen waren sogar schneebedeckt. Die Rennleitung war jetzt genauso gefordert wie die Fahrer. Die Track-Manager mussten ausschwärmen und die Rennstrecke auf die „Regen-Option“ umbauen. Das klappte reibungslos und der Renntag ging ohne größere Zwischenfälle über die Bühne. Das Duell des Fahrers der MTG Kiefersfelden gegen den Briten mit erbittertem Kampf um jeden Meter Boden bei Geschwindigkeiten am absoluten Limit setzte sich fort. Mit seinem zweiten Tagessieg vor Lettenbichler übernahm Jarvis nun wieder die Führung und ging mit 25 Sekunden Vorsprung in den vierten und letzten Offroad-Tag.
Folgenschwerer Crash von Graham Jarvis
Bei erneut schlechtem und nebeligem Wetter durfte sich Jarvis berechtigte Hoffnungen auf seinen siebten Romaniacs-Gesamtsieg machen. Doch ein folgenschwerer Crash warf ihn diesmal weit zurück, während „Letti“ knapp hinter Tagessieger Billy Bolt und Mario Gomez sicherer Dritter wurde. Mit seiner Gesamtfahrzeit von 20:27,11 Stinden konnte Manuel Lettenbichler seinen Vorjahressieg wiederholen, den er damals genau zehn Jahre nach dem Triumph seines Vaters Andi Lettenbichler einfahren konnte (wir berichteten). Zweieinhalb Minuten zurück wurde Jarvis Zweiter. Mario Gomez fehlten als Gesamtdrittem dann schon mehr als 14 Minuten auf „Mani“ Lettenbichler.