Beim Heimatverein ASV Kiefersfelden
Der rechte und der linke Fuß des Teufels – Ehemalige Regionalliga-Flügelzange wieder vereint
- VonThomas Neumeierschließen
Eine für die Kreisklasse wohl eher ungewöhnliche Flügelzange hat der ASV Kiefersfelden aufzubieten. Die ehemaligen Regionalliga-Spieler Maximilian Mayerl und Stefan Schreder stürmen zusammen beim Heimatverein.
Kiefersfelden – Die Fußball-Kreisklasse 1 hat schon im Sommer eine gewaltige Aufwertung bekommen, als die beiden früheren Nationalspieler Lars und Sven Bender ihr Comeback bei ihrem Heimatverein TSV Brannenburg gaben. Im Winter hat nun der ASV Kiefersfelden nachgezogen und die erneute Zusammenführung der einstigen Kufsteiner Regionalliga-Flügelzange perfekt gemacht. Nach Maximilian Mayerl ist nun auch Stefan Schreder in die „Kiefer“ zurückgekehrt – quasi der rechte und der linke Fuß des Teufels! Anders als Bud Spencer und Terence Hill sind Linksfuß Mayerl (Schreder: „Der linke ist gemeingefährlich“) und Rechtsfuß Schreder (Mayerl: „Eine Maschine“) aber keine Haudrauf, sondern engagierte Teamplayer, die auch etwas hinterlassen wollen, wie sie der OVB-Sportredaktion erzählten.
Sie spielen das dritte Mal wieder vereint in einer Mannschaft. Wie hat das begonnen?
Maximilian Mayerl: Mein Pa war damals Trainer in der F-Jugend, da waren die Jahrgänge 1990 und 1991 beisammen.
Stefan Schreder: Da sind die Schulklassen eigentlich immer in einer Mannschaft gewesen. Und wir waren auch in der gleichen Klasse.
Wie ging es dann weiter?
Mayerl: Wir sind in der F1 Meister geworden und in der E2 bin ich dann nach München gewechselt. Mein Pa hat damals im Grünwalder Stadion immer die Sechziger-Spiele angeschaut, währenddessen habe ich dort mittrainiert. Ich hab dann auch bei einem Sichtungstag mitgemacht und bin genommen worden. Ab diesem Zeitpunkt war ich da schon zwei-, dreimal in München. In der C-Jugend war ich dann der Kleinste in der Mannschaft und hatte Probleme, mich durchzusetzen. Dafür war der Aufwand zu groß und ich bin nach Rosenheim gewechselt.
Schreder: Ich bin noch ein halbes Jahr geblieben, aber Kufstein hat auch immer wieder angefragt. Da hat mich mein Papa mal mitgenommen und ich bin dortgeblieben. Von der Leistung war das schon eine andere Liga. Wir hatten mit der Kiefer auch schon öfters gegen Kufstein gespielt, und da hat es schon mal ein Zehner-Packl gegeben. In Kufstein habe ich die Jugend fertiggespielt und den Sprung in die „Erste“ geschafft. Und irgendwann haben sich unsere Wege wieder gekreuzt.
Mayerl: Ich war in Rosenheim teilweise dreimal am Wochenende am Fußballplatz, hab A-Jugend, „Zweite“ und „Erste“ gespielt. Als 17-Jähriger war ich damals im Team mit Höhensteiger, Hofmann oder Masberg und wir sind in die Bayernliga aufgestiegen. Dort habe ich dann aber keine Minute gespielt und mir gedacht: Vielleicht musst du woanders schauen. Kufstein hatte angefragt und dann bin ich mit 19 Jahren gewechselt.
Hatten Sie Ihre Finger im Spiel, Herr Schreder?
Schreder: Ich hab denen immer wieder gesagt, dass wir einen Linksfuß brauchen (lacht).
Mayerl: Das war dann die Regionalliga West, eine super Liga. Da ist in Tirol nach Innsbruck gleich Kufstein gekommen. Von der Infrastruktur war es der Wahnsinn, gegenüber Rosenheim eine andere Welt! Da musstest du nicht fürs Training quer durch Rosenheim fahren, sogar deine Trainingssachen wurden gewaschen.
Schreder: In der deutschen Bundesliga spielen Leute, gegen die wir noch gespielt haben. Als wir jung waren, haben wir uns ja fast gerauft, um mit dabei zu sein!
In Österreich darf man ja schon viel früher im Herrenbereich ran. War das bei Ihnen auch so?
Schreder: Ich war 17 und habe zunächst eine halbe Saison in der „Zweiten“ in der Landesliga gespielt. Dann hat mich Thomas Silberberger, der damalige Trainer der „Ersten“, gleich raufgeholt, und dann bist du am Samstag in der Regionalliga nach Vorarlberg gefahren, hast 30 Minuten gespielt und warst am Sonntag bei den Amateuren aufgestellt. So wächst man mit.
Sie waren also mit 19 Jahren wesentlich weiter als Ihr Kollege, der in der Bayernliga nicht mehr berücksichtigt wurde?
Schreder:Du brauchst aber nicht zu glauben, dass du schnell mal einen ausspielst, sondern musst im Kopf schnell sein. Und das lernst du! Da kann jeder Fußball spielen und wenn du einen auf Larifari machst, dann bist du schnell zurechtgewiesen worden.
Mayerl: Das war in Kufstein eh wesentlich extremer als in Rosenheim. Da war alles eher brav.
Schreder: Es gehört schon eine Hierarchie rein. Heutzutage merkt man schon, dass die älteren Spieler nicht mehr so den Zugriff auf die Jungen haben. Die gehen in die Kabine und reißen das Handy raus. Das hat es bei mir nicht gegeben und ich hätte es mir auch nicht getraut. Da war ich froh, wenn ich dagesessen bin und den Geschichten der Alten zugehört habe. Aber ich merke jetzt in der Kiefer, dass das auch wieder so ist. Da ist das familiärer, die Jungen hocken in der Kabine da und reden mit.
Was sagen Sie den jungen Spielern dann?
Schreder: Dass Fußball nicht der einfachste Sport ist. Die Jungen meinen immer, dass sie Ronaldo- oder Messi-Verschnitte sind, weil sie einen Übersteiger können oder etwas im Fernsehen gesehen haben – aber es ist halt nicht so!
Auf was kommt es an?
Schreder: Auf den Spaß. Und dass man auf die Leute hört. Das hat auch mich weitergebracht.
Mayerl: Auf dem Platz musst du viele Kommandos und Hilfestellungen geben. Und dann gibt es ja auch noch die zwischenmenschlichen Gespräche, wo ich vielleicht auch Dinge mitkriege, die der Trainer gerade nicht auf dem Schirm hat. Aber es ist schon schwierig, ob das auch so angenommen wird. Wir haben das damals schon mehr zu schätzen gewusst. Aber das ist ja auch unsere Aufgabe, das rüber zu bringen, damit der Verein vorankommt. Denn irgendwann müssen die Jungen das ja weiterführen.
Ihr früherer Trainer ist Thomas Silberberger, der jetzt die WSG Tirol in der Bundesliga betreut.
Schreder: Eine herrliche Zeit! Er war damals noch ein junger Trainer. Er hat das Menschliche mit den Spielern gekonnt, konnte aber auch den Putz hauen. Im Training hat er oft noch selber mitgekickt. Und wenn er dann nicht das entscheidende Tor geschossen hatte, dann ging es immer weiter...
Mayerl: Das war ein positiv Verrückter. Und der hat auch auf die jungen Spieler gebaut.
Hat er Sie beide zur Flügelzange gemacht?
Schreder: Die beste Position für einen jungen Spieler, um reinzukommen, ist hinten auf der Außenposition. Du hast das Spiel vor dir, machst den Aufbau. Wir hatten eine offensive Spielweise und über uns auf der Außenbahn sind rund 80 Prozent der Tore gefallen. Silberberger hatte unser Spiel brutal aufs Hinterlaufen angelegt, und das hatten wir in unseren Genen.
Mayerl: Ich bin stocklinks, da hat es für mich eh nur die Außenposition gegeben. Ich war schon immer ein Flügelspieler.
Was waren die besonderen Momente in Ihrer Kufstein-Zeit?
Mayerl: Die Mannschaftsausflüge nach Lignano (lacht).
Schreder: Bärig war, als Red Bull Salzburg mit den Amateuren noch in der Liga war. Dann hast du dort in der Akademie gespielt, der Nico Kovac war Trainer. Und auf dem Platz hast du gegen einen Lainer oder Hinteregger gespielt. Gegen die haben wir uns meistens gut verkauft.
Mayerl: Das war wie in Rosenheim gegen Bayern II. Da haben Leute gespielt, die jetzt in der Bundesliga oder Champions League sind.
Als Max zurück nach Kiefersfelden ging: War da der Plan der Zusammenführung bereits im Hinterkopf?
Schreder: Der Plan, dass wir unsere Laufbahn im Heimatverein beenden, war immer da. Das ist schönes Zeichen gegenüber dem Verein. Ich bin jetzt beim Hausbau, da ist mir die Regionalliga zu viel geworden. Und es ist für mich nur Kiefer in Frage gekommen. Es sind ja noch einige andere aus dem Jahrgang von früher dabei, das ist einfach traumhaft!
Mayerl: Bei mir war der Schritt damals ähnlich: Hausbau, zwei Kinder, Regionalliga gespielt – und dann hatte ich auch so meine Probleme, weil mir plötzlich andere Spieler vorgezogen wurden. Dann habe ich den Schritt gemacht – und es kam Corona. Immerhin habe ich noch drei Spiele gemacht, die wir alle gewonnen haben und dann aufgestiegen sind.
Was sind Ihre Ambitionen mit Kiefersfelden?
Schreder: Also ich will jetzt erst einmal Fuß fassen. Ich bin richtig froh, dass ich da bin und gehe richtig gerne ins Training. Ich hab nur meine Probleme mit dem Packen der Fußballtasche, das kenne ich aus Kufstein nicht. Ich hab schon viermal das Handtuch vergessen (lacht). Ich will jetzt einfach vorne mitspielen und die Favoriten ein bisserl tratzen.
Mayerl: Wir sind Aufsteiger und müssen gar nichts. Aber wenn es Ende April bei unserem Heimspiel gegen Brannenburg noch um etwas geht, dann wäre das schon cool. Vielleicht schaffen wir ja auch den Einzug ins Pokalfinale.