1. ovb-online-de
  2. Sport
  3. Sport in der Region

Das Verletzungspech reißt nicht ab: Wie sich Icecrosser Luca Engler selbst heilte

Erstellt:

Von: Marinus Obermaier

Kommentare

Adrenalin pur: Luca Engler rast auf Schlittschuhen den Eiskanal hinab.
Adrenalin pur: Luca Engler rast auf Schlittschuhen den Eiskanal hinab. © Petteri Nupponen

Luca Engler bleibt vom Pech verfolgt. Der Rosenheimer hat erneut einen großen Teil der Ice-Cross-Downhill-Saison verletzungsbedingt verpasst. So hat sich der 26-Jährige selbst geheilt und diesen Traum hat er sich erfüllt.

Rosenheim – Es bleibt wie verhext für Luca Engler: Der Rosenheimer hat zum zweiten Mal hintereinander den Großteil der Ice-Cross-Downhill-Saison verletzungsbedingt verpasst. Nach einem Fingerbruch im Vorjahr zog sich der 26-Jährige in dieser Saison einen muskulären Ausriss an den Adduktoren zu und fiel somit für einige Rennen aus.

Insgesamt startete Engler deshalb nur bei drei von sieben Stationen. Zum Start in Judenburg landete er auf Platz 32, musste hier aufgrund der Verletzung aber vor dem Finalrennen aufgeben. Beim Comeback in Rautalampi sicherte er sich Platz drei, ehe er zum Abschluss der Saison in Soini noch Achter wurde. In der Gesamtwertung der WM bedeutete das für ihn den elften Rang. Nun steht für Engler, der seit Kurzem eine eigene Physiopraxis in Rosenheim betreibt, die Sommerpause an.

Sie sind in dieser Saison drei Rennen gefahren, haben aber wieder eine lange Verletzung gehabt. Wie zufrieden kann man mit so einer Saison sein?

Luca Engler: Letztendlich bin ich nur zwei Rennen gefahren, weil ich mich beim ersten Rennen gleich verletzt habe. Das war ärgerlich, weil ich mich im Vorjahr bei der gleichen Strecke verletzt habe. Es sind geteilte Gefühle. Einerseits bin ich glücklich mit den letzten zwei Rennen, andererseits ärgert es mich schon sehr, weil mindestens eine Top-Ten-Platzierung in der Weltmeisterschaft möglich gewesen wäre, wenn ich alle Rennen mitgefahren wäre. Am Ende bin ich auf dem elften Platz gelandet, was auch nicht schlecht ist.

„Zaubermittel“ helfen bei Heilung

Trauern Sie den verpassten Rennen dennoch hinterher?

Engler: Definitiv, vor allem waren es zum Teil auch echt coole Rennen. So habe ich mich jetzt aber wieder bisschen mehr mit meinem eigenen Körper beschäftigen können. Ich habe zuvor viel trainiert und gearbeitet, die Ruhephasen wurden etwas vernachlässigt. Wenn ich mich verletze, bin ich nicht einer, der sich gleich in den Hintern beißt, sondern ich schaue, dass ich die Heilung bestmöglich gewährleisten kann. Das hat recht gut funktioniert. Da haben einige Zaubermittel auch dazu geholfen.

Welche Zaubermittel meinen Sie damit?

Engler: Einerseits meine Osteopathin, die gleich nach dem Rennen damit angefangen hat, mich zu therapieren. Andererseits auch die täglichen Eigenbehandlungen. Es gibt ein Unternehmen, das CBD-Cremes herstellt und mich generell bei meinem Sport unterstützt. Von denen bin ich sehr überzeugt. Und natürlich mein Wissen, wie ich was behandeln muss und welche Übungen ich wie machen muss.

In der letzten Saison haben Sie sich sehr viel selbsttherapiert. War das dieses Mal wieder so?

Engler: Genau gleich. Letztes Jahr bei meinem Finger habe ich viele Dinge gemacht, die man eigentlich nicht machen sollte. Da war ich auch eineinhalb Wochen früher dran als normal.

Mentaltraining als Vorteil

Hat Ihnen auch Mentaltraining geholfen?

Engler: Das war auch in diesem Jahr wieder so, ja. Ich bin bei Meditationen und Mentaltraining geblieben und habe weiter auf dieses Pferd gesetzt. Das hilft mir extrem gut, vor allem, wenn ich am Start stehe und mit den Gedanken abschweife. Dann nutze ich meine Techniken und bin wieder sehr schnell im Tunnel.

Sehen Sie das als Vorteil gegenüber Ihren Konkurrenten?

Engler: Definitiv. Wir reden untereinander auch sehr viel und viele sagen, dass sie sich vor dem Start nicht so richtig konzentrieren können. Sie wissen nicht wirklich, wie sie da ansetzen und ihre Leistung abrufen können. Die Momente, in denen man wirklich sieht, dass es ein Vorteil ist, sind beim Start. Wir haben die Rennen noch einmal analysiert und da sieht man jedes Mal, dass ich als Erster aus dem Starthäuschen rauskomme.

Geben Sie Ihren Konkurrenten dann auch Tipps?

Engler: Ich bin schon ein recht fairer Sportler. Die, die mich danach fragen, denen sage ich natürlich, was ich mache. Das ist kein großes Geheimnis. Für die Umsetzung ist danach jeder selbst verantwortlich.

Die Trainingsbedingungen in Deutschland sind nicht gut. Wie sah Ihr Training vor der Saison aus?

Engler: Ich bin viel in Österreich auf Pumptracks und Dirtlines unterwegs gewesen. Hauptsächlich habe ich die Sprungkraft, Agilität und Flexibilität trainiert. In Deutschland ist es schwierig, da anzusetzen. Die Anreise nach Österreich ist nicht weit, aber wenn es hier in der Umgebung Möglichkeiten gäbe, wäre das natürlich traumhaft.

„Die Frage ist, wo der Sport jetzt hingeht“

Gibt es Pläne für die Region?

Engler: Es ist nicht abzusehen, dass da etwas Neues kommen könnte. Von meiner Seite aus ist aber schon geplant, dass ich den Kontakt zur Stadt suche, um ein Projekt zu starten.

Das wäre ja auch für den Nachwuchs wichtig...

Engler: Aktuell haben wir ein paar junge Fahrer, aber das ist einfach noch zu wenig. Die Frage ist, wo der Sport jetzt hingeht. Diese Saison war ein Filmteam aus Amerika dabei, die machen eine Dokumentation über die Sportart. Die wollen das verfilmen und auf Amazon oder Netflix rausbringen und auch in Richtung X-Games vermarkten. Für Olympia wird aktuell auch relativ viel besprochen. Da wird noch diskutiert, wie die Infrastruktur des Sports aussehen muss. In Deutschland brauchen wir unbedingt eine Nachwuchsstruktur.

Hat dieses Fernsehteam nur Sie begleitet oder generell die Rennen?

Engler: Vor allem die Amerikaner und Kanadier wurden beleuchtet. Wir wurden aber alle ein bisschen aufgenommen, diese Eindrücke nimmt jedes Filmteam gerne mit.

Sie haben zwei junge Fahrer unter Ihren Fittichen. Gibt es schon Wettkämpfe für die Nachwuchsfahrer?

Engler: Wettkämpfe direkt noch nicht. Der eine wird jetzt 15 Jahre alt, das heißt, dass er ab nächstem Jahr an den Rennen teilnehmen darf. Ich habe ihn schon auf die Strecken mitgenommen, da hat er dann trainieren dürfen. Ich bin gespannt, wo er sich dann platzieren wird.

Sie haben früher selbst Eishockey gespielt. Wäre das eine Möglichkeit, bei Eishockey-Vereinen Werbung für die Sportart zu machen?

Engler: Definitiv, das wäre so ein Gedanke, bei dem man ansetzen muss. Es wird im Verband sehr viel darüber gesprochen, wie man zu weiteren Fahrern kommen kann, aber das muss der Verband dann selbst machen. Ich als Athlet kann nur meine Ideen mit einwerfen.

„Jeder Sportler liebt Konkurrenz“

Es gab wieder eine gemeinsame Weltmeisterschaft und nicht wie im vergangenen Jahr eine getrennte. Wie zufrieden waren Sie mit dieser Umstellung?

Engler: Ich war sehr zufrieden, weil die Konkurrenz wieder um einiges größer war. Jeder Sportler liebt Konkurrenz, weil dieses Messen letztendlich das ist, was den Sport ausmacht. Dann macht es auch um einiges mehr Spaß.

Für Sie ist jetzt Sommerpause, sie sind dennoch beruflich eingespannt. Wie kam es dazu, dass Sie eine eigene Praxis aufgemacht haben?

Engler: Ich war davor in Österreich, habe dort meine Erfahrungen gesammelt und auch schon viel mit Leistungssportlern zusammengearbeitet. Irgendwann habe ich mir gedacht, dass ich auch gerne meine eigene Praxis hätte, wo ich mein eigener Chef bin und selber auch viel trainieren kann. Ich bin deshalb zurück nach Rosenheim gezogen und habe da meine Praxis eröffnet.

Also war das ein kleiner Traum von Ihnen?

Engler: Genau, ein kleiner Traum, der noch zu großem führt. Ich möchte gern ein Sportphysiotherapiezentrum haben. Das ist mein großes Ziel, aber das dauert noch etwas.

Freude über Platz drei: Luca Engler (rechts) landete beim Comeback auf dem Podest.
Freude über Platz drei: Luca Engler (rechts) landete beim Comeback auf dem Podest. © Petteri Nupponen

Was ist Ihr sportliches Ziel für nächstes Jahr?

Engler: Mein Ziel bleibt, ein Rennen zu gewinnen. Ich bin gespannt. Diese Sommerpause werde ich nutzen, um meine Flexibilität zu verbessern und sehr viel Präventionsarbeit zu machen.

Auch interessant

Kommentare