Heimische Skirennfahrer und Snowboarder
Viel Erfahrung aus der Region in Peking – Debütant Vockensperger trotz Sturz bei Olympia
- VonThomas Neumeierschließen
Sie stürzen sich den Hang hinunter und jagen neue Bestzeiten: die heimischen Skirennläufer und Snowboarder. Die Region hat dabei einerseits Sportler mit jeder Menge Erfahrung zu bieten, andererseits auch einen Olympia-Novizen - und genau dessen Einsatz ist aktuell noch gefährdet.
Rosenheim/Peking – Dreimal Erfahrung pur und einmal jugendliche Frische heißt es bei den heimischen Olympioniken, die sich in den Peking auf Kunstschnee den Hang hinunterstürzen. Alpinfahrer Romed Baumann und Snowboarder Stefan Baumeister haben bereits die dritten Olympischen Winterspiele vor der Brust, Skirennläufer Josef Ferstl ist zum zweiten Mal im Zeichen der fünf Ringe in Asien am Start. Für Snowboarder Leon Vockensperger hingegen ist ein Start in Peking die absolute Premiere.
Vockensperger mit Knieschmerzen nach Sturz
Apropos hinunterstürzen: Ob Novize Vockensperger in den nächsten beiden Wochen als Olympia-Starter gilt, müssen aktuell die Ärzte entscheiden. Denn der 22-Jährige aus Flintsbach ist beim Training auf den Pisten in Zhangjiakou gestürzt und plagt sich mit Knieproblemen herum. Vockensperger ist bei einem Hindernis im oberen Teil des Kurses abgerutscht und in die Schneemauer nebenan gekracht. Das Snowboard ist beim Crash gebrochen. „Die Physios und Ärzte, die wir dabeihaben, werden alles tun, was möglich ist. Wir sind alle zuversichtlich, dass ich am Sonntag starten kann“, sagt Vockensperger. Für den Sportler vom SC Rosenheim erfüllt sich alleine mit der Teilnahme schon ein Traum – zumal er vor knapp zwei Jahren nach einer Verletzung sein perfektes Gefühl fürs Snowboarden verloren hatte und sich erst wieder nach oben kämpfen musste.
Schnee in China „extrem spannend“
Dass man sich nach Stürzen wieder zurückmelden kann hat zuletzt Pepi Ferstl bewiesen. Der alpine Speedfahrer war beim Abfahrtstraining in Kitzbühel schwer gestürzt und hatte deutlich sichtbare Schrammen im Gesicht und Prellungen am Körper – dennoch war der 33-Jährige tags darauf schon wieder am Start. „Die letzten Rennen waren nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Aber ich schaue nach vorne und lasse mich überraschen“, so der Sportler vom SC Hammer, der sich schon früh in der Saison die Qualifikation gesichert hatte. Überraschen wird die Sportler sicherlich auch der Kunstschnee, der für die Strecken in Yanqing produziert wird. „Schon bei den Rennen im Amerika ist der Schnee anders. Und in China wird es extrem spannend, weil noch keiner darauf gefahren ist“, sagt er. Natürlich will er mit um die Medaillen fahren: „Jeder kennt die Medaillengewinner bei Olympia. Also muss es für jeden Sportler auch das Ziel sein.“
Baumeisters Trainer: „Er weiß, dass er gewinnen kann“
Das denkt auch Stefan Baumeister, Snowboarder aus Feldkirchen-Westerham. Er bestreitet seine dritten Olympischen Spiele und ist als Weltcup-Führender im Parallel-Riesenslalom natürlich auch im Favoritenkreis. Das sieht auch Paul Marks, Headcoach von Snowboard Germany so: „Stefan ist im Moment definitiv der beste Fahrer im Feld. Er ist stark im Kopf, weiß, dass er gewinnen kann. Nur abrufen muss er das alles. Und dafür bleibt bei Olympia eben nur ein Wettkampf.“ Und Baumeister selbst sagt ja auch: „Im Hinterkopf habe ich schon, dass ich in China aufs Podest fahren könnte.“ Für diesen Fall verspricht der nach außen stets Ruhe bewahrende 28-Jährige – Spitzname „Bob“ – zumindest, dass er innerlich ausflippen würde...
Schon einmal knapp dran an einer Olympia-Medaille
An Erfahrung ist Romed Baumann (36), der für den WSV Kiefersfelden startet, nicht zu übertrumpfen. Auch er ist zum dritten Mal dabei, allerdings erstmals unter schwarz-rot-goldener Flagge. 2010 in Vancouver („da war eine richtig coole Stimmung“) und 2014 in Sotchi fuhr er noch für Österreich. In Vancouver wurde er Fünfter im Riesentorlauf. „Das war extrem bitter, wobei man sich für einen fünften Platz bei Olympia nicht zu schämen braucht.“ Schade findet er, dass es diesmal wohl nicht möglich sein wird, bei anderen Sportarten als Zuschauer mit dabei zu sein. „Wir sind alle Wintersportler, starten für das gleiche Land und können uns auch unter der Saison nie gegenseitig unterstützen. Das hat mir bei Olympia schon immer getaugt, wird in Peking aber eher nicht gehen.“ In dieser Saison, gibt Baumann zu, „war ich noch nie fehlerfrei und habe noch keine Rakete gezündet“. Immerhin: „Ich habe an den Zwischenzeiten gesehen, dass ich in Teilabschnitten mit den Besten dabei bin.“
Porridge und Schlafkissen mit im Koffer
Nach Peking nimmt Baumann übrigens „neben den Rennutensilien mit meinem heiligen Innenschuh“ auch noch Familienbilder und „eine große Menge selbst gemischten Porridge“ mit. Alpin-Kollege Ferstl hat auf alle Fälle sein eigenes Schlafkissen mit im Koffer: „Da murmel‘ ich mich rein und schlafe einfach besser.“ Und er weiß, dass die Kinder daheim mit anfeuern. „Die sind vier und sechs Jahre alt und wissen schon, dass es gut ist, wenn am Ende die Zeit grün aufleuchtet, und schlecht, wenn‘s rot ist.“