Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.


Hoeneß als Einflüsterer

Salihamidzic gibt ungewöhnliche Einblicke zu FC-Bayern-Transfers

  • VonVinzent Fischer
    schließen

Der FC Bayern hat einen starken Transfersommer hinter sich. Sportvorstand Hasan Salihamidzic erzählt, wie die Transfers entschieden werden.

München - Mit einer fast schon runderneuerten Mannschaft geht der FC Bayern in dieser Saison an den Start. Und das scheint sich auszuzahlen. Nach fünf Pflichtspielen ist das Team von Trainer Julian Nagelsmann weiter ungeschlagen und hat mit dem DFL-Supercup bereits den ersten Titel der Saison eingefahren. Besonders gefeiert waren die Transfers von Sadio Mané und Matthijs de Ligt, für die der FCB in einer Fan-Umfrage zum Transfer-Champion gekrönt wurde.

FC Bayern: Brazzo fehlten über 100 Millionen Euro - Sportvorstand mit Schuldeingeständnis

Anders als im eher enttäuschenden Transfer-Sommer 2021 haben die Bayern-Bosse ihre Planungen in dieser Saison schon frühzeitig abgeschlossen. Ein Super-Computer soll ihnen dabei geholfen haben. Im Interview mit der FAZ gibt Hasan Salihamidzic neue Einblicke in die Planungen des Rekordmeisters.

Hasan Salihamidzic
Geboren: 1. Januar 1977 in Jablanica, Bosnien-Herzegowina
Stationen als Spieler: Hamburger SV, FC Bayern, Juventus Turin, VfL Wolfsburg
Größter Erfolg: Champions-League-Sieger 2001
Funktionär beim FC Bayern seit: 31. Juli 2017

„In der ersten Phase der Pandemie hatten wir nicht die finanziellen Möglichkeiten, um alles zu machen, was wir machen wollten. Uns haben weit mehr als 100 Millionen Euro gefehlt“, blickt „Brazzo“ zurück und gesteht eigene Fehler ein. Nicht alle Neuzugänge „haben so performt, wie sie sich das selbst und wie auch wir uns das vorgestellt hatten.“ Ein weiteres Transfer-Missverständnis könnte den FC Bayern sogar noch verlassen - und das, obwohl das Transferfenster schon geschlossen ist.

„In diesem Transfersommer ging viel auf“: FC Bayern will weiteren Umbruch dennoch vermeiden

Dieses Jahr sei es deutlich besser gelaufen. „Manchmal geht ein Plan auf, manchmal nicht. In diesem Transfersommer ging viel auf – deswegen haben wir viel gemacht. Ich sage immer: Der Transfermarkt ist auch ein Zock“, findet Salihamidzic. Ein Dauerproblem des FC Bayern ist allerdings immer noch ungelöst. Trotzdem soll ein großer Umbruch wie in dieser Saison die Ausnahme bleiben: „So viel Bewegung, wie in diesem Sommer, wird es vermutlich in unserem Kader in den nächsten Jahren jedenfalls nicht geben.“

Die größten Flop-Transfers des FC Bayern München

Breno, von Januar 2008 bis 2012 beim FC Bayern, 12 Millionen Euro Ablöse, 33 Spiele für den FC Bayern. 
Im Winter 2008 kam der hochtalentierte Innenverteidiger für eine beachtliche Ablösesumme vom FC São Paulo nach München. Schwere Knieverletzungen warfen den Brasilianer immer wieder zurück. Nachdem er unter Alkohol- und Medikamenteneinfluss 2011 sein Haus in Grünwald in Brand setzte, wurde er zu 3 Jahren und 9 Monaten Haft verurteilt. Nach seiner frühzeitigen Haftentlassung kehrte Breno zu seinen Jugendverein São Paulo zurück.
Edson Braafheid, von 2009 bis Januar 2011 beim FC Bayern, 2 Millionen Euro Ablöse, 19 Spiele für den FC Bayern.
Als Wunschtransfer von Louis van Gaal an die Säbener Straße gekommen, fand sich der Niederländer meistens auf der Bank wieder. Wurde 2010 für ein halbes Jahr an Celtic Glasgow verliehen und verließ Anfang 2011 München ablösefrei in Richtung Hoffenheim.
Danijel Pranjić, von 2009 bis 2012 beim FC Bayern, 7,7 Millionen Euro Ablöse, 85 Spiele für den FC Bayern. 
Für eine satte Ablöse wechselte der Kroate vom SC Heerenveen an die Säbener Straße. Genauso wie Braafheid ein Wunschtransfer von Louis van Gaal. Kam Pranjić unter dem Niederländer noch regelmäßig zum Einsatz, änderte sich dies in der Saison 2011/12 unter Jupp Heynckes. Der Vertrag wurde nicht verlängert und der Außenverteidiger verließ ablösefrei den Verein zu Sporting Lissabon. Ein sattes Minusgeschäft für den FC Bayern.
Landon Donovan, von Januar bis März 2009 beim FC Bayern, ausgeliehen, 7 Einsätze (kein Tor) für den FC Bayern.
Ausgeliehen von LA Galaxy während der Klinsmann-Ära, konnte der US-Boy auch im zweiten Anlauf in Deutschland nicht durchstarten (zuvor bei Bayer Leverkusen). Die Verantwortlichen in München waren froh, dass sie keiner festen Verpflichtung zugestimmt hatten und so trennten sich die Wege schnell wieder. In den folgenden Jahren wurde Donovan von Los Angeles zweimal zum FC Everton ausgeliehen. Auch hier blieb es bei Kurzbeschäftigungen.
Die größten Flop-Transfers des FC Bayern München

Mit einem klaren Karriereplan konnten die Bayern-Bosse die neuen Spieler vom FC Bayern überzeugen. Sadio Mané etwa schwärmte von den Verhandlungen mit dem Rekordmeister. „Wir haben den Spielern, die wir verpflichten wollten, präsentiert, was wir den vergangenen Jahren kreiert haben: eine Mannschaft von sehr großer Qualität, mit einer Altersstruktur, die so aufgebaut ist, dass wir den nächsten drei, vier, fünf Jahren Titel gewinnen können“, berichtet der Sportvorstand.

Brazzo erklärt: So konnte sich der FC Bayern gegen die Konkurrenz auf dem Transfermarkt durchsetzen

So gelang es, sich von der internationalen Konkurrenz abzusetzen, die laut Salihamidzic deutlich mehr Budget hätten. „Am Ende haben wir uns so gegen Vereine durchgesetzt, die mehr Gehalt geboten haben. Wir haben es geschafft, dass die Spieler nicht nur nach Geld entschieden haben“, so der 45-Jährige. Den ohnehin schon gut gefüllten Kassen des FC Bayern winkt in der Champions League ein weiterer Millionen-Segen. Brazzo stellt dennoch klar: „Wir wollten nichts Verrücktes machen.“

Auch drei Jahre nach seinem Ausscheiden ist Uli Hoeneß beim FC Bayern immer noch präsent. In der Causa Robert Lewandowski etwa sprach er ein Machtwort. „Wir diskutieren gerne. Meine Meinung, seine Meinung. Am Ende haben wir dasselbe Ziel: dass es dem FC Bayern gut geht“, erzählt Hasan Salihamidzic: „Uli ist ein Freund des Klubs – und ein Freund von mir. Wir unterhalten uns viel.“

Salihamidzic stellt klar: „Wir schauen nicht nur darauf, was Uli sagt“

Die Gespräche folgten keinem klaren Prozedere, so der Sportvorstand: „Oliver (Kahn, Vorstandsvorsitzender, Anm. d. Red.) und ich führen die Geschäfte. Als Erstes gehen wir immer zu Herbert Hainer (Präsident und Aufsichtsratschef, d. Red.). Dann redet er mit Uli. Dann rede ich mit Uli.“ Trotz allem stellt Salihamidzic klar, wer das sagen hat: „Wir schauen aber nicht nur darauf, was Uli sagt. Er hat ein Recht darauf, informiert und gefragt zu werden. Die Entscheidung treffen wir aber im Vorstand.“

Die Bayern-Bosse unter sich (von links): Ehrenpräsident Uli Hoeneß, sein Nachfolger Herbert Hainer, Sportvorstand Hasan Salihamidzic und Ex-Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge.

Den Vorwurf, Hoeneß könne vom FC Bayern keinen Abstand nehmen, weist dessen „Ziehsohn“ zurück. „Er ist mit den meisten Entscheidungen einverstanden. Ich erlebe ihn als sehr entspannt. So, wie wir Uli haben wollen. Er soll auch gar nicht loslassen. Der FC Bayern ist sein Lebenswerk. Es ist nur vernünftig und richtig, ihn mitzunehmen“, sagt er. Inzwischen hat es Salihamidzic geschafft, sich in seiner Position zu „emanzipieren“.

Hasan Salihamidzic: „Es gab aber auch Zeiten, in denen es für mich hier nicht so einfach war“

In enger Abstimmung steht der Sportvorstand bei Transferfragen logischerweise auch mit dem Trainer. „Es ist nicht so, dass ich im März komme und sage: Den Spieler will ich haben“, betont Salihamidzic und erklärt: „Es ist ein Prozess. Und mit Julian (Nagelsmann, d. Red.) klappt das gut.“

Das führt auch zu einer höheren Akzeptanz unter den Fans. In der Vergangenheit musste sich Brazzo so einiges von den Fans anhören: „Es gab aber auch Zeiten, in denen es für mich hier nicht so einfach war. Wenn ich in der Stadt war, war das Feedback nicht so, wie ich mir das wünsche.“ Doch das habe sich geändert. „Ich freue mich, dass das Bild von mir jetzt so ist, wie ich mir das wünsche“, ist der Sportvorstand dankbar. (vfi)

Rubriklistenbild: © IMAGO / Poolfoto UCL

Kommentare