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Teresa Enke: Eine starke Frau

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Nach dem Tod ihres Kindes Lara muss Teresa Enke den nächsten Schicksalsschlag verkraften. © dpa

Hannover - Einen solch ergreifenden Auftritt hat es im Fußball noch nicht gegeben. Teresa Enkes zu Tränen rührende Pressekonferenz, ihr mutiger Schritt in die Öffentlichkeit hat die Menschen tief bewegt.

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Ihre Offenheit und Tapferkeit, über ein bis dahin tabuisiertes Thema, über die schwere Depression ihres Mannes Robert und über dessen Tod zu sprechen, berührte die Zuschauer wie kein Fußballspiel es kann. Verletzlich wirkte sie - und doch stark. “Sie ist eine beeindruckende Frau“, sagte Hannover-96-Chef Martin Kind am Tag danach: “Sie hat meinen höchsten Respekt“. Nicht nur in Deutschland fanden Teresa Enkes Worte große Beachtung. Die renommierte britische Tageszeitung “The Times“ brachte als Aufmacherfoto auf Seite eins ein großformatiges Bild der Witwe und titelte: “Manchmal reicht Liebe nicht aus“.
Vielen Beobachtern stockte der Atem. Tränen liefen, während die 33-jährige Teresa Enke am Mittwoch vor laufenden Kameras vom langen Leiden mit ihrem Mann berichtete. Ihr Mut und ihre schonungslose Offenheit beeindruckten.

So stark ist Teresa Enke

“Bewundernswert“, sagte 96-Manager Jörg Schmadtke, der in diesen Tagen mit der Witwe Kontakt hält und ihr - mit anderen - auch in der Nacht nach dem schrecklichen Suizid Beistand leistete. Der starke Auftritt hat diejenigen, die sie näher kennen, “nicht überrascht“, wie Kind sagte.

Der Clubchef kennt die Frau des nun toten Torhüters seit dessen Verpflichtung im Jahr 2004. Kind hat erlebt, wie sie nach dem Tod der herzkranken Tochter vor drei Jahren trauerte. Er hat versucht der Familie beizustehen, als sie nach dem Verlust der zweijährigen Lara den Weg in die Normalität suchte. Und nun saß diese Frau da und erzählte von der schleichenden Krankheit, von der verzweifelten Suche nach einem Ausweg und dem Tod ihres Mannes - dem zweiten Schicksalsschlag in nur drei Jahren.

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“Sie ist eine beeindruckende Frau“, sagte Hannover-96-Chef Martin Kind über Teresa Enke. © dpa

“Es war unglaublich, mit welcher Gefasstheit sie gesprochen hat“, sagte Schmadtke. Teresa Enke selber war es, die den Weg in die Öffentlichkeit vorgeschlagen hatte. “Wir fanden, dass es richtig ist, wenn sie es will“, erklärte der Manager des Vereins. “Sie wollte eine Öffentlichkeit für dieses Tabuthema herstellen“, berichtete Andreas Kuhnt, der Pressesprecher von 96. “Sie wollte etwas damit anstoßen.“ Kuhnt war wie Schmadtke in der Nacht dabei, als die Entscheidung für den öffentlichen Auftritt fiel. “Das war sehr mutig“, sagte Kuhnt. “Vielleicht war es auch ein kleines Stück Befreiung. Sie konnte erzählen, was sie vorher aus Liebe zu Robert nicht erzählen konnte.“

Vor vierzehn Jahren hatte Teresa ihren Mann kennengelernt, in Jena, auf dem Sportgymnasium. Sie zog mit ihm durch Europa, begleitete den Fußballprofi nach Mönchengladbach, Lissabon Barcelona, Istanbul, Teneriffa und schließlich zu Hannover 96. Im Umland der Stadt bezogen die Enkes einen alten Bauernhof, engagierten sich vor allem im Tierschutz. Zu den landläufigen Klischees von Spielerfrauen passt Teresa Enke nicht. “Sie ist ein Frau, die sich mehr Gedanken macht als andere Menschen“, sagte Kuhnt. “Sie ist in vielen Bereichen engagiert.“ Nun ist es am Verein, sich zu engagieren. “Sie wird unsere Unterstützung haben“, versprach Clubchef Kind.

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