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„Besser geht‘s nur dem eigenen Gewissen, Uli H.!“: Bayern-Fans kritisieren Hoeneß für Katar-Aussagen

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Von: Antonio José Riether

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Bei den aktiven Fans des FC Bayern ist die Katar-Partnerschaft des Vereins ein absolutes Reizthema. Nach den jüngsten Äußerungen von Uli Hoeneß protestierten sie erneut gegen das Sponsoring aus dem Emirat.

München - Beim FC Bayern läuft es sportlich wieder, beim 4:0-Sieg gegen Leverkusen konnten die Fans nach vier sieglosen Bundesligapartien wieder feiern. Allerdings war vielen Anhängern nicht nur zum Jubilieren zumute, denn neben dem normalen Support in der Südkurve wurde auch wieder Kritik geäußert. Diese galt erneut dem Verein und mehr noch Uli Hoeneß, der zuletzt bei seinem spontanen Anruf im „Doppelpass“ auf zweifelhafte Weise das Engagement der Bayern in Katar verteidigte und den Katar-Kritiker Andreas Rettig als „König der Scheinheiligen“ diskreditierte.

FC Bayern: Südkurve kritisiert Uli Hoeneß nach umstrittenen Doppelpass-Aussagen

Die Äußerungen von Hoeneß, der beispielsweise meinte, dass „das Engagement des FC Bayern (...) dazu führt, dass die Arbeitsbedingungen für die Arbeiter dort besser werden und nicht schlechter werden“, kamen beim Publikum und den eigenen Fans gar nicht gut an. Auch drei ehemalige Gastarbeiter stellten kurz darauf im Rahmen einer Veranstaltung in München klar, dass die Aussagen „grob falsch“ seien.

Uli Hoeneß überraschte in der letzten Doppelpass-Sendung im September mit einem spontanen Anruf und hielt ein Plädoyer für Katar.
Uli Hoeneß überraschte in der letzten Doppelpass-Sendung im September mit einem spontanen Anruf und hielt ein Plädoyer für Katar. © Clemens Niehaus/imago-images

Besonders die Vehemenz, mit der Hoeneß am vergangenen Sonntag seinen Standpunkt verteidigte („Das sollte man endlich mal akzeptieren und nicht ständig auf die Leute draufhauen.“) lässt erahnen, dass die Ausbeutung sowie das Leid und die Tode der Gastarbeiter in Katar recht spurlos am Bayern-Ehrenpräsidenten vorbeigehen. Über 15.000 ausländische Arbeiter, davon mindestens 9.000 aus Asien, sollen laut Amnesty-International-Berichten in Katar auf den WM-Baustellen ums Leben gekommen sein.

FC Bayern: Provokantes Spruchband gegen Hoeneß - „Besser geht‘s nur dem eigenen Gewissen“

Der aktiven Fanszene stößt es offenbar unangenehm auf, dass Hoeneß einen Staat, in dem Menschenrechte massiv missachtet werden, im Live-TV verteidigt und sich in der Rolle des Missionars wähnt. Darum rollte die Fanszene während des Heimspiels der Bayern gegen Leverkusen mehrere Spruchbänder aus, das es in sich hatte. „Staatsbesuche, Trainingslager, Tausende Tote für WM-Jubel... Besser geht‘s nur dem eigenen Gewissen, Uli H.!“, stand auf den drei Bannern.

„Staatsbesuche, Trainingslager, tausende Tite für WM-Jubel... besser geht‘s nur dem eigenen Gewissen, Uli H.!“, so die Kritik der Fans am Ehrenpräsidenten.
„Staatsbesuche, Trainingslager, tausende Tite für WM-Jubel... besser geht‘s nur dem eigenen Gewissen, Uli H.!“, so die Kritik der Fans am Ehrenpräsidenten. © imago/Frank Hoermann

Seit 2011 fliegen die Bayern für ihr Trainingslager nach Katar, seit 2018 ziert das Logo der staatlichen Airline „Qatar Airways“ den Ärmel der Trikots. Allerdings endet der Vertrag mit dem Staatsunternehmen 2023, über die Fortsetzung des Vertrags gibt es noch keine Information. Wie den Spruchbändern der Fans zu entnehmen ist, ist auch das kürzlich angesetzte Katar-Trainingslager im Januar ein Reizthema. Den erneuten Aufenthalt der Bayern-Profis in Doha verstehen viele Anhänger als Tendenz pro Vertragsverlängerung mit „Qatar Airways“.

Katar-Thema sorgte letztes Jahr für Chaos bei Jahreshauptversammlung des FC Bayern

Erst im vergangenen Jahr hatten die Anhänger auf der Jahreshauptversammlung die Beendigung des Sponsorings mit dem Emirat gefordert, die Vereinsspitze schmetterte die Anträge jedoch ab, woraufhin die Veranstaltung unter chaotischen Zuständen abgebrochen wurde. Am 15. Oktober findet bereits die nächste Vollversammlung statt, bei der sich die Vereinsmitglieder – sollte es ihnen erlaubt werden – auf die Missstände aufmerksam können.

Bisher verhallte die Kritik, auch weil der Verein wohl wissentlich mehrere Gelegenheiten ausließ, sich auch kritisch mit dem Thema zu befassen. So blieben mehrere Einladungen zum Thema Katar mit ehemaligen Arbeitern zufolge gänzlich unbeantwortet, wie Anhänger bei der JHV anprangerten. Der Verein reagierte erst Jahre nach der ersten Einladung seitens der Fans und hielt im Juli einen Runden Tisch mit Vertretern aus beiden Lagern ab. Dennoch steht das Winter-Trainingslager in Katar fest, zunächst findet ab dem 20. November jedoch die Weltmeisterschaft im Emirat statt. (ajr)

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