Der Hasi wird zum Bullen
Trainer-Aufsteiger Ralph Hasenhüttel. In Österreich ist Ralph Hasenhüttl einst auch mit einer turnerischen Übung auffällig in Erscheinung getreten.
Als eher grobmotorisch veranlagter Stürmer zelebrierte er seine Tore mit einem eher ungelenken Radschlag, bei dem er nicht selten auf dem Hosenboden landete. Die slapstickartige und in seiner Heimat legendäre Parterre-Akrobatik ging als „Hasi-Rolle“ in Österreichs Fußballannalen ein.
Ja, man hat immer gerne gelacht über den kantigen Fußballer, dessen Familienname bereits Humorpotenzial birgt. Hasenhüttl. Nicht die allerbesten Voraussetzungen, möchte man meinen, um beim in punkto Österreich durchaus zu reflexartiger Arroganz neigenden, großen Nachbarn richtig ernst genommen zu werden. Vor seinem Trainerdebüt in der 1. Bundesliga sagte der Steirer: „Als Ösi bekommst du in Deutschland keine zweite Chance.“ Doch darüber braucht sich Hasenhüttl inzwischen keine Gedanken mehr zu machen. Binnen einer Erstligasaison hat sich der 48-Jährige hierzulande einen so klangvollen Namen gemacht, dass seine Dienste bundesweit heiß begehrt sind. Gestern bestätigte sein Arbeitgeber: Hasenhüttl hat – offenbar aufgrund eines lukrativen Angebots – um die vorzeitige Auflösung seines Vertrags gebeten.
Insidern ist schon seit geraumer Zeit bekannt, dass der so sachliche Hüne sein Trainerhandwerk bestens versteht. Schon bei Unterhaching leistete der gebürtige Grazer Wertarbeit. Gerne wäre er zum TSV 1860, stattdessen führte er dann den VfR Aalen in die 2. Liga und den FC Ingolstadt ins Oberhaus. In dieser Saison gelang ihm sogar ein kleines Fußball-Wunder. Der überwiegend mit namenlosen Kickern bestückte Aufsteiger galt als hoffnungsloser Fall, als Abstiegskandidat. Gestützt auf eisernen Teamgeist, taktische Disziplin und fixes Konterspiel entwickelten die sogenannten Schanzer aber eine Schlagkraft, die ihnen nicht zuzutrauen war. Derzeit liegen die Ingolstädter auf dem 9. Platz – eine Sensation. Bei der Wahl zum Trainer des Jahres dürfte Hasenhüttl ein Spitzenplatz sicher sein.
Voraussichtlich wird der Coach nun beim ebenso ambitionierten wie umstrittenen RB Leipzig anheuern. Dass er vom sympathischen Außenseiter Ingolstadt zum neureichen, von vielen Brausemillionen gespeisten Retortenklub wechselt, mag manch einer für unschicklich halten. Doch Hasenhüttl ist lange genug unterschätzt worden – nun bietet sich ihm bei der Filiale der Roten Bullen die große Chance zu einem Karrieresprung. Er wäre ihm zu gönnen.