Argumente gegen Olympia
Reiner KommerzDie Olympischen Spiele sind zu einer gigantischen Einnahmequelle geworden.
Der US-Sender NBC zahlt am meisten, für die Übertragungsrechte an Vancouver 2010 (Winterspiele) und London 2012 (Sommer) drückte er über zwei Milliarden US-Dollar ab. Für 2014/16 – Sotschi und Rio – wird mit einer weiteren Steigerung gerechnet. An Sponsorengeldern kam im vergangenen olympischen Zyklus nahezu eine Milliarde Dollar zusammen (im Sponsorenpool sind u. a. die üblichen Verdächtigen Coca-Cola, McDonald’s, Samsung, die exklusive Werberechte erhalten). Das Internationale Olympische Komitee (IOC) knebelt die Gastgeberstädte mit „Host City“-Verträgen, in denen zu viele Rechte abgetreten werden müssen.
Unehrenhaft
Die hehren Gedanken von Baron Pierre de Coubertin, dem Gründer der Olympischen Spiele der Neuzeit (Athen 1896), sind längst in den Hintergrund getreten, der Sport ist nicht mehr rein. Das gilt für Funktionäre, die sich als käuflich erwiesen haben (bei der Vergabe der Winterspiele 2002 an Salt Lake City) – und natürlich für die Sportler, die sich diverser verbotener Mittel zur Leistungssteigerung bedienen. Seit Mitte der 70er-Jahre rollt die Doping-Welle. Es häufen sich zwar die Fälle nachträglicher Medaillen-Aberkennungen, doch die geringe Anzahl an positiven Doping-Tests während der Spiele gilt als unglaubwürdig.
Umwelt-Aspekt
Olympia, so argumentieren die Gegner, hinterlässt zerstörte Landschaften. Vor allem bei Winterspielen im alpinen Raum (wofür, wie in Sotschi, auch mal enteignet wird). Doch auch der Bedarf für die Ausrichtung von Sommer-Spielen sei nicht mehr zu vertreten. Paradebeispiel ist Athen 2004. Für viele der eigens errichteten Sportstätten gibt es keine Verwendung mehr, sie sind heute „Weiße Elefanten“. Ein Nebeneffekt des Gigantismus: Die Städte haben nicht zu bewältigende Folgekosten. Das IOC streicht den Gewinn ein, die Austragungsstädte bleiben überschuldet zurück. Touristische Werbung kann ihnen Olympia kaum noch bieten; die großen Städte, die heutzutage eine Olympia-Ausrichtung noch stemmen können, sind hinlänglich bekannt.
Sicherheit
Durch das palästinensische Attentat auf die israelische Mannschaft 1972 in München haben die Spiele ihre Unschuld verloren. Seitdem ist Olympia kein unbeschwertes Sportfest mehr, sondern wird geprägt von Sicherheitsvorkehrungen. In London wurde im vergangenen Sommer schwerstes militärisches Gerät (Flugabwehrraketen) bereit gehalten, die britische Armee stand in Diensten Olympias, weil Polizei und private Sicherheitsdienste den Aufwand nicht leisten konnten. 1,3 Milliarden Euro mussten in London für die Sicherheit ausgegeben werden.