Abenteuerliche Pläne
Der deutsche Super-Sport-Sommer 2024. Jetzt also findet die Endrunde der Fußball-Europameisterschaft im Jahr 2024 scheinbar in Deutschland statt.
2024? War da nicht was? Ja klar. Berlin und Hamburg rüsten sich gerade für ihre Bewerbungen um die Olympischen Sommerspiele im gleichen Jahr. Also dann: Fußball-EM bis Anfang Juli, Olympia ab Anfang August, dazwischen ausschlafen vom Rausch des ersten Sommermärchens und wieder nüchtern werden für das zweite. Der deutsche Super-Super-Sport-Sommer.
Mit Verlaub: Geht’s noch?
IOC-Präsident und DFB-Chef sehen die deutsche Bewerbungs-Inflation entspannt. „Kein Konfliktpotenzial“, wie Thomas Bach sagt. „Kein Clash“, wie Wolfgang Niersbach locker formuliert und anfügt, man müsse die beiden Megaereignisse nur zeitlich etwas entzerren, was aus „organisatorischer und logistischer Sicht hilfreich“ wäre. Ja dann. . .
Jetzt mal im Ernst: Soll da ein durchdachter, ein vor allem zwischen DFB und DOSB abgestimmter Plan dahinter stehen? Schwer zu glauben. Vielmehr scheint doch das Szenario bei den Fußballern im Hintergrund schon sehr detailliert besprochen worden zu sein. Und das geht so: Deutschland zieht seine Bewerbung für das Finalpaket der über 13 Länder gestreuten EM-Endrunde 2020 zurück, lässt so ganz nebenbei München als aussichtsreichen Bewerber fallen, überredet gleichzeitig England zum Verzicht auf seine eigene Bewerbung für 2024 und unterstützt das Fußball-Mutterland bei der Kampagne für 2028. So funktioniert Fußball-Diplomatie.
Aber Berlin und Hamburg, wo bleiben die mit ihren olympischen 2024-Träumen? Vorstellbar wäre: Der deutsche Sieger, also vermutlich Berlin, dreht zunächst die inzwischen obligatorische Olympia-Bewerbungs-Ehrenrunde und kommt im Jahr 2028 zum Zug, nach der EM der Fußballer in England.
Oder der Rest Europas und der Welt schaut zu, wie die Deutschen, die Sportereignis-Veranstaltungs-Weltmeister, ihre Fußball- wie Olympia-Pläne zeitgleich umsetzen. Bach und Niersbach jedenfalls haben nach dem sogenannten „Camp“ in Kitzbühel ihre Vorstellungen dahingehend formuliert. Wenn man es nicht besser wüsste, müsste man annehmen, es hätte Fön gehabt in den letzten Tagen in Tirol.