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Weihnachten im Kloster: So feiern die Redemptoristen in Gars und das gibt es zum Essen

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Von: Ursula Huckemeyer

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Küchenmeister Christian Kotalla bereitet für die Klostergemeinschaft in Gars einen Eintopf zu, der mittags am Heiligen Abend auf den Tisch kommt.
Küchenmeister Christian Kotalla bereitet für die Klostergemeinschaft auch das Essen am Heiligen Abend zu. © Ursula Huckemeyer

Weihnachten im Kloster Gars: So feiern die Redemptoristen Heilig Abend. Was dort an den Feiertagen auf den Tisch kommt.

Gars - Da wehrt Rektor Sepp Schwemmer vom Redemptoristenkloster in Gars gleich vehement ab. Weihnachtsgeschenke, nein die braucht er nicht. Auf gar keinen Fall. „Höchstens“, so räumt er leise ein und schickt einen Blick gen Himmel: „Dass ich meine Predigt in der Christmette gut hinbekomme, das wünsche ich mir in der Tat. Es wäre mir Freude genug“. Bruder Hubert Pittner schreibt ebenfalls keinen Christkindlbrief, einen bescheidenen Wunsch trägt er dennoch vor. „Ich würde gerne meine Krücke loswerden, die ich seit meiner Hüftoperation benötige“.

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Grundsätzlich verzichten die Patres und Brüder in Gars auf materielle Geschenke. Für sie ist Weihnachten von einem anderen Geist beseelt, der nichts mit Anhäufen von Päckchen zu tun hat. Sollten von Verwandten der Redemptoristen ausnahmsweise Pralinen oder Lebkuchen eintreffen, so werden diese Gaben redlich unter den Klosterbrüdern verteilt.

Freilich erhalten Angestellte und gute Freunde des Klosters Kleinigkeiten zum schönsten Fest des Jahres. Sepp Schwemmer erzählt von Weihnachtstüten deren Inhalt überwiegend aus Essbarem wie Plätzchen, Schinken oder Stollen besteht. „Rund 130 Tüten kommen schon zusammen, die hauptsächlich unser Personal bestückt“, betont der Rektor. Bruder Wolfgang Heindl findet es schön noch farbenfrohe Weihnachtssterne aus der Klostergärtnerei zu verschenken. „Gerade den Senioren macht das große Freude“ sagt der 36-jährige Ordensmann.

Die klösterliche Gemeinschaft ist wie eine Familie

Mit der Verwandtschaft wird in der Weihnachtszeit hin und wieder telefoniert. Auch Briefe, oft in elektronischer Form, sind unterwegs zu Verwandten und Freunden. Mehr Kontakt ist eigentlich nicht üblich. „Denn“, so Rektor Schwemmer, „die klösterliche Gemeinschaft ist für uns die Familie.“ Anfangs, das gibt Bruder Wolfgang schon zu, sei es gewöhnungsbedürftig gewesen den Heiligen Abend nicht im Kreise der eigenen Familie zu verbringen. Doch das hätte sich längst gelegt.

Die 18 Bewohner des Klosters schenken sich untereinander nichts, wenngleich Bruder Hubert das ganze Jahr über fest am Werkeln ist. Der 78-Jährige stellt wunderbare Laubsägearbeiten her, aber nicht für den Eigenbedarf. Die niedlichen Tiere, Sterne sowie die kleinen Bäumchen verkauft das Kloster zugunsten eines Missionsprojektes in Brasilien.

Die meisten Zutaten für den Eintopf am Heiligen Abend stammen aus der Klostergärtnerei in Gars am Inn.
Die meisten Zutaten für den Eintopf stammen aus der Klostergärtnerei. © Ursula Huckemeyer

Auch in Sachen Essen geben sich die Redemptoristen am Heiligen Abend ziemlich bescheiden. „Schließlich ist es ein Fastentag“, stellt Küchenmeister Christian Kotalla heraus. Deshalb tischt der Koch mittags einen Gemüseeintopf auf, den er allerdings schon vor kocht, weil auch ein Küchenchef in den eigenen vier Wänden Weihnachten feiern will. Fast alle Zutaten stammen aus der Klostergärtnerei. Kotalla röstet das Gemüse an, würzt es mit verschiedenen Kräutern und einem Lorbeerblatt. Gemüsebrühe dazu, kräftig umrühren und schon probiert der Küchenmeister das Gericht. Schmunzelnd meint er: „Mir würde der Eintopf schmecken“. Abends steht eine kalte Platte auf dem Speiseplan.

Vorfreude auf Weihnachten im Kloster Gars: Bruder Wolfgang Heindl (links), Rektor Pater Sepp Schwemmer und Bruder Hubert Pittner (rechts), der seine Laubsägearbeiten für ein Missionsprojekt in Braslien verkauft.
Vorfreude auf Weihnachten im Kloster Gars: Bruder Wolfgang Heindl (links), Rektor Pater Sepp Schwemmer und Bruder Hubert Pittner (rechts), der seine Laubsägearbeiten für ein Missionsprojekt in Braslien verkauft. © Ursula Huckemeyer

Eine Krippe aus dem Bettgestell eines verstorbenen Mitbruders

Dass es im Kloster Christbäume und Weihnachtsschmuck gibt, muss eigentlich nicht eigens erwähnt werden. Den Brüdern und Patres ist es besonders wichtig, im Haus Krippen aufzustellen. Ein besonderer Beitrag stammt von Bruder Wolfgang, wenngleich auch eher für seinen privaten Raum. Der 36-Jährige zimmerte nämlich mit einem Mitbruder aus dem Bettgestell eines verstorbenen Bewohners tatsächlich eine Krippe. „Die Bretter des Bettes waren ja noch gut, damit konnten wir arbeiten“, meint der Klosterbruder mit einem Lächeln auf den Lippen.

Der Heilige Abend startet im Kloster Gars eigentlich wie jeder andere Tag. Mit Morgengebet und Frühstück geht es los. Was am Heiligen Abend jedoch anders ist: Zur Vesper erscheinen alle Bewohner des Klosters. „Das ist wirklich nur am Heiligen Abend so“, weiß Bruder Hubert aus langjähriger Erfahrung und Rektor Schwemmer ergänzt: „Am Heiligen Abend erneuern wir alle unser Gelübde“. Um 16 Uhr feiern die Redemptoristen in ihrer Hauskapelle die Christmette. In den Abendstunden ist weniger Besinnlichkeit sondern eher Aufbruch angesagt. Die Patres müssen nämlich ausrücken um in den umliegenden Dörfern von Gars die Christmette zu halten. Da haben die Brüder das „einfachere Los“ erwischt. Sie können in gemütlicher Runde Plätzchen und Glühwein genießen.

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