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Bis zu 600 Jahre alte Stämme

Wasserburg-Stadtteil Gabersee hat viele Methusalem-Bäume: So werden sie geschützt

Teilnehmer des Rundgangs versuchten, den Stamm eines sehr alten Baumes zu umfassen. Rechts Max Finster, Vorsitzender der Ortsgruppe des Bunds Naturschutz.
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Teilnehmer des Rundgangs versuchten, den Stamm eines sehr alten Baumes zu umfassen. Rechts Max Finster, Vorsitzender der Ortsgruppe des Bunds Naturschutz.

Einen alten Baum verpflanzt man nicht, sagt ein Sprichwort. Gut so, denn alte Gehölze sind auch ein Gewinn für den Klimaschutz. In Wasserburg gibt es sogar Eichen, die mehrere Jahrhunderte auf dem Buckel haben. Doch auch sie sind manchmal gefährdet. Ein Ortstermin mit dem BUND Naturschutz.

von Karlheinz Rieger

Wasserburg – Den Wert alter Bäume nicht nur unter ökonomischen, sondern unter ökologischen Gesichtspunkten zu betrachten, das hatte sich der Bund Naturschutz bei seiner jüngsten Exkursion als Ziel gesetzt. Max Finster, Vorsitzender der Ortsgruppe, stellte den gut 30 Teilnehmern eines Rundgangs im Bereich des Gaberseer Grabens dabei auch die älteste Eiche der Region vor. Die dürfte mit ihren 7,62 Metern Stammumfang bereits im 30-jährigen Krieg ein stattlicher Baum gewesen sein.

Mehr als nur Naturdenkmäler

Fachauskünfte gaben der Umweltreferent der Stadt, Lorenz Huber, sowie Johannes Taschner, der ehemalige Sachgebietsleiter der Unteren Naturschutzbehörde in Ebersberg. Bereits angesichts der gut 300 Jahre alten Eiche am Kiebitzweg, Stammumfang stolze 4,58 Meter, wurde zu Beginn der eineinhalbstündigen Rundwanderung deutlich, dass alte Bäume nicht nur Naturdenkmäler sind, sondern auch eine enorme Bedeutung für den Naturhaushalt haben. Schon ein 100 Jahre altes Exemplar produziere mit seinen bis zu 150.000 Blättern etwa 4,5 Tonnen Sauerstoff im Jahr und kompensiere dabei gut fünf Tonnen CO2, so Finster. 2000 Jungpflanzen wären nötig, um diese Werte eines einzigen alten Baumes zu erreichen. Er bedauere, dass auch trotz des kulturhistorischen Werts immer wieder gefordert werde, so ein Baum müsse weg, wegen lästigen Blattfalls und Gefährdungspotenzials.

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Besonders intensiv betrauert wurde beim Rundgang dann die 2020 erfolgte Fällung einer gut 300-jährigen Eiche im Bereich der Streuobstwiese nahe dem Klinikum. Diese fiel damals der Verkehrssicherungspflicht zum Opfer, da ein großer Ast auf das darunter befindliche Bankerl gefallen war. Angesichts der verbliebenen mächtigen Baumscheibe mit 5,4 Meter Umfang stand aber bei den Teilnehmern doch die Frage im Raum, ob eine Versetzung des Bankerls oder eine Baumpflegemaßnahme nicht ausgereichend gewesen wäre.

Auch der ökonomische Wert kam bei einem möglicherweise fast 600 Jahre alten Eichen-„Methusalems“ zur Sprache. „Kein vernünftiger Waldbesitzer würde wohl so ein Exemplar ‚ernten‘“, klärte Taschner auf und versicherte: „Dem Baum hier tut keiner was!“ Der nötige Aufwand würde den Ertrag aufwiegen. Auch wegen des Alters würden Risse, Höhlungen und andere natürliche Beschädigungen dessen Wert praktisch auf Brennholzniveau senken. Diese Eiche sei an sich auch ohne Baumschutzverordnung bereits ein Naturdenkmal und befinde sich im Besitz des Bezirkes Oberbayern. Hier sei eine Verkehrssicherungspflicht kein Thema, so Taschner.

Im Zentrum des kbo-Inn-Salzach-Klinikums fand der Rundgang seinen Abschluss. Dabei erklärte Finster, dass die ältesten Bäume, darunter auch eine gut 200-jährige Buche, bereits zum alten Waldbestand des ehemaligen Guts Gabersee gehört hatten. Die Bäume seien beim damaligen Klinikbau erhalten geblieben, da sie als förderlich für einen Heilprozess angesehen wurden. Heute sind sie prägender Bestandteil des Geländes.

Schutz wird ausgeweitet

Mahnend wurde noch daran erinnert, dass besonders die Wurzeln der Buchen sehr empfindlich seien und unvorsichtige Baumaßnahmen großen Schaden anrichten könnten. Deshalb gäbe es jetzt für den gesamten Innenbereich der Stadt eine Baumschutzverordnung, die auch besonders langlebige Gehölze wie Eiche, Buche, Linde und Ahorn sowie Walnussbäume und Mostbirnen ab einem Stammumfang von 100 Zentimetern vor einer Fällung bewahren könne. /MN

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